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Der Wolkenpavillon

Der Wolkenpavillon

Titel: Der Wolkenpavillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Joh Rowland
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versuchte, sich aufzusetzen und wach zu werden, doch die Wolken wirbelten nur umso schneller.
    Das war kein Traum.
    Das war Wirklichkeit.
    Ihre Angst schlug um in Panik. Selbst als sie zwischen den Wolken umherwirbelte wie eine Feder in einem Orkan hatte sie das Gefühl, als wäre sie so schwer wie ein Stein. Sie konnte sich nicht bewegen, konnte ihren Körper nicht sehen, konnte ihre Arme und Beine nicht fühlen. Ihre Sinne und ihr Verstand schienen von der fleischlichen Hülle ihres Leibes losgelöst zu sein. Sie rief um Hilfe, doch die Wolken verschluckten ihre Stimme. Ihr Herz schlug rasend schnell, und das Atmen fiel ihr schwer. Ihre Panik verwandelte sich in blankes Entsetzen.
    Was ging mir ihr vor?
    Musste sie sterben?
    Doch sosehr sie den Tod auch fürchtete - sie hatte die schreckliche Vorahnung, dass ihr etwas viel Schlimmeres bevorstand.
    *

    Sano ließ Reiko in seiner Villa zurück und begab sich zum Inneren Palast, begleitet von den Ermittlern Marume und Fukida. Als sie die Empfangshalle betraten, erblickte Sano Beamten, die in Trauben zusammenstanden. Sie schauten düster drein und unterhielten sich mit leiser Stimme.
    »Es riecht nach Ärger«, sagte Marume.
    Sano sah das genauso. Soldaten eilten umher oder unterhielten sich aufgeregt miteinander. Bedienstete standen wartend im Hintergrund, als wollten sie wissen, was vor sich ging, hätten aber Angst, danach zu fragen. Der Shōgun schritt unruhig auf und ab, einen Schwarm sorgenvoller Bediensteter im Schlepptau. Als er Sano erblickte, rief er: »Aaah! Den Göttern sei Dank! Endlich seid Ihr da!«
    »Was ist geschehen?«, fragte Sano besorgt.
    Außer Atem vor Aufregung, griff Tokugawa Tsunayoshi sich an die Brust und schloss die Augen. Seine Bediensteten hielten ihn fest und halfen ihm behutsam, sich auf den Boden zu setzen. »Meine Gemahlin ... ist verschwunden!«, stieß der Shōgun keuchend hervor.
    Sano tauschte einen erstaunten Blick mit seinen Ermittlern. Nobuko, die Ehefrau des Herrschers, verließ den Palast noch seltener als ihr Gemahl. Wegen ihres angegriffenen Gesundheitszustands musste sie sich zumeist in den Frauengemächern aufhalten. »Sie kann nicht weit sein«, sagte Sano. »Sucht schon jemand nach ihr?«
    Der Shōgun schnappte nach Luft und stieß wimmernd hervor: »Ich ... ich werde ohnmächtig!«
    Während der Herrscher von seinen Dienern gestützt wurde, kamen Yanagisawa und Yoritomo in die Empfangshalle. Als Yoritomo Sano erblickte, legte sich Feindseligkeit auf seine Züge, während sein Vater ernst dreinschaute.
    »Die ehrenwerte Nobuko ist nicht hier im Palast verschwunden«, sagte Yanagisawa, »sondern am Chomei-Tempel im Distrikt Mukojima. Sie hat sich heute Morgen dorthin begeben, um von der Quelle des Langen Lebens zu trinken und für ihre Gesundheit zu beten.«
    Sano wurde von einer düsteren Vorahnung erfasst. »Wie genau ist es passiert?«
    »Am Tempel waren sehr viele Menschen«, berichtete Yanagisawa. »Im Gewühl wurde die ehrenwerte Nobuko von ihrer Dienerschaft getrennt. Sie haben nach ihr gesucht, aber sie konnten sie nicht finden. Einer ihrer Wachsoldaten ist soeben in den Palast zurückgekehrt und hat von dem Vorfall berichtet.«
    Schon wieder war eine Frau an einem Tempel verschwunden! »Gibt es Hinweise auf ein Verbrechen?«
    Sano konnte Yanagisawas Miene entnehmen, dass dieser seine Befürchtung teilte, Nobuko könnte entführt worden sein. »Wir hatten bisher noch keine Zeit, entsprechende Erkundigungen einzuholen«, antwortete Yanagisawa.
    Dass Nobuko entführt worden sein könnte, war nicht Sanos einzige Befürchtung. Vielleicht handelte es sich um denselben Täter, der Chiyo, Fumiko und Tengu-in entführt und vergewaltigt hatte. Wenn das der Fall war, dann hätte die Tatsache, dass Sano den Täter bis jetzt noch nicht hatte fassen können, eine vierte Frau in größte Gefahr gebracht.
    Eine vierte Frau, die zufällig die Gemahlin des Militärdiktators war.
    »Warum muss gerade mir so etwas passieren?«, jammerte der Shōgun. Das Schicksal seiner Gemahlin kümmerte ihn wenig - ihre Ehe war aus politischen und wirtschaftlichen Gründen geschlossen worden. Doch er nahm jeden Schicksalsschlag persönlich. Schließlich hob er den Kopf und starrte Sano an. »Ihr seid mein oberster Ermittler.« In seiner Verwirrung schien er ganz vergessen zu haben, dass Hirata dieses Amt bekleidete. »Steht nicht herum wie ein Idiot! Tut endlich etwas!« Er klatschte in die Hände. »Rettet meine Gemahlin!«
    Mögen die Götter

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