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Der Wolkenpavillon

Der Wolkenpavillon

Titel: Der Wolkenpavillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Joh Rowland
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Schuld«, fügte Gombei nervös scherzend hinzu.
    »Wir sind unschuldig«, sagte Jinshichi. »Wie oft sollen wir Euch das denn noch sagen!«
    »Und warum habt ihr euch dann auf Ishikawajima versteckt?«, fragte Hirata.
    Trotz einiger Bedenken hatte Sano beschlossen, Hirata an der Befragung der Ochsenkarrenfahrer teilnehmen zu lassen; schließlich hatte Hirata die beiden aufgespürt und gefasst. Und sein geheimnisvoller unsichtbarer Feind war in letzter Zeit nicht mehr in Erscheinung getreten.
    »Wir haben uns nicht versteckt«, sagte Gombei, plötzlich wieder ernst geworden. »Wir konnten nur nicht zur Arbeit, weil Eure Soldaten uns sonst entdeckt hätten. Da haben wir uns auf Ishikawajima ein bisschen Geld verdient.«
    Sano hatte die Ausflüchte satt. Sein Instinkt und die Beweislage sagten ihm, dass die Ochsenkarrenfahrer der Entführung, wenn nicht sogar der Vergewaltigung schuldig waren. »Ihr habt Geld gebraucht? Hat euch die Entführung der Frauen denn nicht genug eingebracht?«
    »Wir haben die Frauen nicht angerührt!«, fuhr Jinshichi zornig auf. »Das haben sie Euch doch selbst gesagt!«
    Gombei grinste und leckte sich das Blut von den Lippen. »Wie es aussieht, müsst Ihr uns wieder laufen lassen.«
    »Diesmal nicht.« Obwohl Sano ein Gegner der Folter war, musste er in diesem Fall gegen seine Prinzipien verstoßen. Aber er würde die mildeste Form der Folter anwenden, die hauptsächlich bei Frauen genutzt wurde.
    Zwei Gefängniswärter kamen auf den Hof. Beide waren eta, in Lumpen gekleidet, die voller Schweiß, Schleim und Blut von den Opfern vorangegangener Folterungen waren. »Unterzieht die beiden Gefangenen dem kusuguri-zeme «, befahl Sano.
    Das kusuguri-zeme war eine Folter durch Kitzeln. Sie wurde als harmlos betrachtet, sogar als sexuell erregend für so manchen männlichen Folterer, wenn sie bei Frauen angewendet wurde. Die Aussicht, diese Foltermethode bei den Ochsenkarrenfahrern anwenden zu müssen, schien die eta indes wenig zu begeistern, und sowohl Jinshichi als auch Gombei lachten glucksend.
    »Glaubt Ihr etwa, Ihr könnt ein Geständnis aus uns herauskitzeln?«, fragte Gombei.
    Die eta kauerten sich neben die beiden Gefangenen, zogen ihnen die Sandalen aus und kitzelten ihre Fußsohlen. Gombei warf sich kichernd hin und her, während Jinshichi breit grinste. Nach kurzer Zeit grölten beide Männer vor Lachen, während die eta sie mit verbissener Konzentration bearbeiteten. Hiratas Miene war ausdruckslos, er ließ sich seine Gefühle nicht anmerken. Sano hingegen hatte Mühe, nicht in das Lachen der Männer einzufallen; Fröhlichkeit war bekanntlich ansteckend.
    »Lass dich ja nicht dazu bringen, etwas auszuplaudern«, rief Jinshichi seinem Partner zu, wobei er sich bog vor Lachen.
    Gombei antwortete japsend: »Nie ... niemals!« Er zuckte und wand sich, und zum ersten Mal lag ein Unterton von Verzweiflung in seiner Stimme. »Egal, was sie tun.«
    Die eta kitzelten die beiden nun unter den Achselhöhlen. Gombei und Jinshichi bogen sich, bäumten sich auf und versuchten, vor ihren Folterern davonzukriechen. Ihr Lachen bekam einen schrillen, hysterischen Unterton.
    »Habt ihr meine Cousine Chiyo entführt?«, fragte Sano. Das grölende Gelächter der beiden Männer hielt an. »Sie war die Frau mit dem Säugling«, hakte Sano nach. »Die Frau am Tempel in Awashima. Ihr habt sie gepackt und verschleppt. Ist es nicht so?«
    »Nein!«, stieß Gombei zwischen zwei Lachsalven hervor.
    Jinshichi schüttelte bloß den Kopf, wobei er prustete und schnaufte.
    »Wie ihr wollt.« Hirata gab den eta ein Zeichen.
    Die eta drückten die Fingerspitzen zwischen die Rippen der Gefangenen und bewegten die Hände deren Taillen entlang. Bald mischten sich Schluchzer in das Lachen der Männer. Sano kam die Sache mit einem Mal gar nicht mehr lustig vor. Die Grenze zwischen Erheiterung und Qual war überschritten. Das kusuguri-zeme hinterließ bei den Opfern zwar keine bleibenden Schäden, doch an irgendeinem Punkt wurde es genauso unerträglich wie der Schmerz. Dann wurde es zu einer grausamen Folter. Sano zwang sich, weiterhin zuzuschauen. Er sagte sich, dass diese Männer brutale Verbrecher waren, die es nicht besser verdient hatten, wenn sie nicht freiwillig reden wollten.
    »Ich halte es nicht mehr aus!«, wimmerte Gombei schließlich und rang verzweifelt nach Atem. »Sie sollen aufhören! Ich sage Euch alles, was Ihr wissen wollt!«
    Die eta blickten Sano an, worauf dieser nickte. Sie ließen von den Männern

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