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Der Wolkenpavillon

Der Wolkenpavillon

Titel: Der Wolkenpavillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Joh Rowland
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»Jirocho meint, dass Fumiko sich erinnern wird, ob es sich wirklich um ihren Vergewaltiger handelt, sobald einer der Männer auftaucht - oder alle drei. Jirocho will ganz sichergehen.«
    Reiko nickte. Die Erklärung war einfach: Der Verbrecherfürst wollte nicht den falschen Mann töten, vor allem deshalb nicht, weil es sich bei den drei Verdächtigen um mächtige und einflussreiche Leute handelte.
    »Wo soll dieses Treffen stattfinden?«, fragte Reiko.
    »Auf dem Armenfriedhof in Inaricho, zur Stunde des Ebers.«
    Bis dahin dauerte es nicht mehr lange. Reiko spürte, wie Anspannung und Neugier sie erfassten.
    »Aber wenn einer der drei Männer wirklich der Täter ist und auf dem Friedhof erscheint«, sagte Chiyo, »wird er sich nicht ohne Gegenwehr töten lassen. Er wird Vorkehrungen getroffen haben.«
    »Das glaube ich auch.« Reiko erinnerte sich an Sanos Beschreibung von Ogita, Nanbu und Joju. Diese Männer waren keine leichte Beute. Wenn sie sich auf ein Treffen mit einem Bandenführer einließen, von dem sie erpresst wurden, erschienen sie bestimmt nicht ohne Schutz.
    »Das riecht nach Ärger!«, stieß Chiyo hervor. »Ich habe Fumiko angefleht, bei mir zu bleiben, aber sie würde alles für Jirocho tun. Ich habe sogar meinen Vater gebeten, dass er eingreift, aber er hat gesagt, die Sache ginge ihn nichts an.« Chiyo warf Reiko einen verzweifelten Blick zu. »Außer Euch, Reiko -san , kann mir niemand mehr helfen.« Flehend streckte sie die Hände nach Reiko aus. »Werdet Ihr Fumiko retten?«
    »Ich werde tun, was ich kann«, versprach Reiko.
    Sie konnte den Gedanken, dass Fumiko zwischen ihrem Vergewaltiger und ihrem Vater gefangen war, genauso wenig ertragen wie Chiyo. Sie spürte, wie ihr Puls schneller ging vor Anspannung, aber auch vor Ratlosigkeit. Was konnte sie tun?
    »Ich werde Sano davon erzählen. Er wird einen Trupp zu dem Treffpunkt schicken«, sagte sie schließlich, überlegte es sich dann aber anders. »Nein, das würde zu lange dauern. Sie würden es nicht rechtzeitig bis dorthin schaffen.« Reiko blickte auf ihre Eskorte, die aus fünf Begleitsoldaten und aus Leutnant Tanuma bestand.
    Tanuma schien ihre Gedanken zu erraten. »Nein, ehrenwerte Reiko!«, sagte er voller Angst. »Wir dürfen nicht dorthin! Euer Gemahl würde mich umbringen!«
    »Ich gehe, ob mit Euch oder ohne Euch«, entgegnete Reiko. »Und Sano wird Euch umbringen, wenn Ihr mich nicht begleitet.«
    »Also gut.« Tanuma seufzte düster, überzeugt, dass er so oder so ein toter Mann war. »Aber ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache.«
    Reiko wandte sich Chiyo zu. »Ihr solltet jetzt nach Hause gehen. Ich erzähle Euch später, wie es gelaufen ist.«
    Chiyo rührte sich nicht vom Fleck. »Nein«, sagte sie mit leiser, aber entschlossener Stimme. »Ich komme mit.«
    Panik erfasste Reiko. »Das kann ich nicht zulassen!«
    »Warum nicht? Weil wir vielleicht etwas Schreckliches miterleben, von dem Ihr glaubt, ich könnte es nicht ertragen?«
    »Weil Ihr nicht ausgebildet seid im Kampf, und weil ich nicht weiß, ob wir Euch beschützen können. Ihr könntet verletzt werden.«
    Chiyo lächelte traurig. »Was könnte mich schlimmer verletzen als das, was bereits geschehen ist? Was habe ich denn noch zu verlieren?«
    »Vielleicht mehr, als Ihr glaubt«, sagte Reiko. »Wer weiß, was die Zukunft für Euch bereithält. Euer Mann und die Kinder ...«
    »Die habe ich für immer verloren.« Chiyos Stimme klang verzagt. »Alles, was mir bleibt, ist Fumiko. Und sie braucht mich.« Entschlossenheit legte sich auf ihre weichen Züge. »Wenn Ihr mich aus der Sänfte werfen lasst, gehe ich den ganzen Weg nach Inaricho zu Fuß. Ihr könnt mich nicht aufhalten.«
    *

    Eine der Schreibstuben in Sanos Villa diente als Kommandozentrale bei der Suche nach Nobuko, der Gemahlin des Shōgun. Sano, Yanagisawa und Yoritomo knieten gemeinsam mit den Ermittlern Marume und Fukida vor einer Karte von Edo, die auf dem Fußboden ausgebreitet lag. Die Karte war kreuz und quer von aufgemalten blauen Linien überzogen, die den Verlauf der Flüsse und Kanäle in Edo markierten. Ein breiter blauer Strich kennzeichnete den Sumida, der die Stadt von ihren östlichen Vororten trennte. Sano und Yanagisawa grübelten über der Karte wie Generäle, die sich über die Strategie in einer Schlacht den Kopf zerbrachen.
    »Nanbu sagte, er habe Gerüchte gehört, das Boot befinde sich ungefähr hier«, sagte Sano und wies auf einen Punkt auf dem Fluss Nihonbashi. »Aber das war

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