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Der Wolkenpavillon

Der Wolkenpavillon

Titel: Der Wolkenpavillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Joh Rowland
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ab, erhoben sich und traten ein paar Schritte zurück. Gombei schluchzte vor Erleichterung. Jinshichi jedoch beschimpfte seinen Partner. »Du dummer Feigling!«, rief er und keuchte so heftig, als wäre er durch die ganze Stadt gerannt. Die Gesichter der Männer waren voller Schlamm, Schweiß und Tränen. Sano war beinahe so erleichtert wie sie.
    »Habt ihr meine Cousine entführt?«, wiederholte er seine Frage.
    »Ja«, sagte Gombei mit schwacher Stimme. »Wir haben ihr ein Mittel gegeben, das wir uns bei einem Apotheker in Kanda besorgt hatten. Es macht die Leute müde, und sie können sich kaum noch bewegen.«
    Jinshichi murmelte abfällig, nickte jedoch.
    »Wer hat euch beauftragt, Chiyo zu entführen?«, fragte Sano.
    »Ich weiß nicht, wie er heißt«, antwortete Gombei.
    Hirata schüttelte den Kopf. »Er lügt.«
    »War es Ogita, Nanbu oder Joju?«, wollte Sano wissen. »Welcher von den dreien?«
    Erschrocken stieß Gombei hervor: »Woher wisst Ihr ...?«
    »Woher ich weiß, wer eure Auftraggeber waren?«, unterbrach Sano ihn. »Ich habe nach unserem letzten Treffen Erkundigung über euch einholen lassen. Der Besitzer des Teehauses ›Zur Trommel‹ hat mir von eurer kleinen Nebenbeschäftigung erzählt. Er war nur zu gern bereit, mir die Namen der drei Männer zu nennen.«
    »Diese Ratte!«, schäumte Jinshichi. »Ich bringe ihn um!«
    »Falls du lange genug lebst«, höhnte Marume. »Und jetzt sag Kammerherr Sano, wer von den drei Kerlen seine Cousine vergewaltigt hat.«
    »Es war ...«, presste Jinshichi widerstrebend hervor, »es war Ogita.«
    Endlich kannte Sano die Wahrheit. Endlich gab es ein Ziel, auf das er die Wut richten konnte, die er im Namen von Chiyo und dem Kumazawa-Klan verspürte. Er dachte an Ogita, der ihm ins Gesicht gelogen hatte, und Hass stieg in ihm auf, strömte wie ein Gift durch seine Adern und füllte seine Lungen wie erstickender Rauch. Am liebsten hätte er sich auf den Händler gestürzt. Aber Ogita war nicht da, und außerdem konnte Sano es sich jetzt nicht erlauben, die Beherrschung zu verlieren.
    »Ogita wollte eine Frau, die gerade ein Kind bekommen hat«, sagte Gombei. »Er wollte ihre Muttermilch trinken, während er mit ihr schlief. So etwas bekommt man nicht in Yoshiwara. Also sind wir zum Awashima-Tempel gefahren, wo immer viele junge Mütter mit ihren Kindern sind. Wir brauchten uns bloß eine auszusuchen, die nach einem leichten Opfer aussah. Ich habe so getan, als wäre ich verletzt, und habe um Hilfe gerufen, und sie kam auch sofort zu mir ...«
    Unfassbar, dass dieser Mann über das Verbrechen reden konnte, als wäre es die selbstverständlichste Sache der Welt. Sanos Wut auf Ogita wuchs so sehr, dass sie nun auch die beiden Ochsenkarrenfahrer erfasste, wegen ihrer Mitschuld an Chiyos Vergewaltigung.
    »Ich wusste nicht, dass die Frau Eure Cousine ist«, sagte Gombei. »Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich jemand anderen entführt.«
    Sano wollte den Mann an den Haaren packen und ihm den Kopf in den Schlamm drücken, er wollte ihm den dümmlichen Ausdruck aus dem Gesicht wischen und ihm anschließend den Kopf abhacken. Aber er war noch nicht fertig mit Gombeis Kumpan. »Und Ihr habt Fumiko entführt, nicht wahr?«, fragte er Jinshichi.
    »Nein«, meldete Gombei sich hastig zu Wort. »Wir haben nie ...«
    »Wer wollte das Mädchen haben? Nanbu oder Joju?«, fragte Sano.
    Jinshichi rief Gombei zu: »Sei still, sonst tötet er uns!«
    Sano gab den eta ein Zeichen. Sie traten auf die Gefangenen zu. Gombei stieß hastig hervor: »Nein! Bitte nicht! Schon gut! Das Mädchen war für Nanbu. Er hatte sie zufällig gesehen, als er und seine Leute im Tempelbezirk von Ueno auf Hundefang waren. Er wollte sie unbedingt haben, aber dann fand er heraus, dass sie die Tochter von Jirocho war, dem Unterweltfürsten. Da bekam er es mit der Angst zu tun. Anstatt das Mädchen selbst zu entführen, hat er uns beauftragt.«
    Nanbus Feigheit widerte Sano beinahe genauso an wie seine Vorliebe für hilflose junge Mädchen. »Hat er euch auch beauftragt, die Nonne zu entführen?«
    »Nein. Das war Joju. Er steht auf ältere Damen aus besseren Kreisen.«
    Also hatte der Priester die alte Nonne mit der Geschlechtskrankheit angesteckt. Er war für ihren Selbstmord verantwortlich und hatte sich deshalb indirekt des Mordes schuldig gemacht. Sano musste an die Ähnlichkeiten zwischen der Nonne und der Gemahlin des Shōgun denken. Ob der Priester auch hinter der Entführung Nobukos steckte?
    »Na

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