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Der Wolkenpavillon

Der Wolkenpavillon

Titel: Der Wolkenpavillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Joh Rowland
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beim letzten Mal, was vielleicht daran lag, dass er sich als Besucher in Sanos Villa aufhielt.
    »Ihr habt gewusst, wo ich zu finden bin«, sagte Sano.
    Kumazawa nickte. »Ich bin schon einmal hier gewesen, als diese Villa noch Yanagisawa gehörte.«
    Ein seltsames, unheimliches Gefühl überkam Sano bei dem Gedanken, dass sein Onkel schon einmal in seinem Haus gewesen war und dass er das bis jetzt nicht gewusst hatte. Es war fast so, als hätte Sano soeben erfahren, dass in seinen eigenen vier Wänden ein Geist spukte, von dem er nichts geahnt hatte. Plötzlich musste er an die Vision denken, die ihn bei seinem ersten Besuch auf dem Kumazawa-Anwesen überkommen hatte und deren Bedeutung ihm nach wie vor ein Rätsel war. Doch Sano schob diesen Gedanken beiseite.
    »Wie geht es Chiyo?«, fragte er.
    »Ich war heute Nachmittag bei ihr. Sie hat geschlafen. Der Arzt hatte ihr ein Mittel gegeben.« Kumazawas Miene verdüsterte sich, und er blickte anklagend zu Reiko hinüber. »Meine Gemahlin sagte mir, dass Chiyo sehr aufgeregt war, nachdem Eure Frau sie besucht hatte.«
    »Es ist doch wohl verständlich, dass Chiyo nicht über die Entführung sprechen kann, als würde sie über das Wetter reden«, entgegnete Sano gereizt. »Und wenn ich den Täter fassen will, muss ich so viele Einzelheiten über das Verbrechen wissen wie möglich. Aber es könnte sein, dass ich Chiyo gar nicht mehr behelligen muss. Ich bin heute auf ein paar Hinweise gestoßen.«
    »Tatsächlich?« Major Kumazawa hob erstaunt die Brauen. »Was für Hinweise?«
    Sano erzählte seinem Onkel von dem Ochsenkarren, der von einer Zeugin beobachtet worden war.
    »Ein Ochsenkarren.« Kumazawa blickte enttäuscht und skeptisch zugleich drein. »Und woher wollt Ihr wissen, das dieser Karren mit Chiyos Entführung zu tun hat, wenn niemand bezeugen kann, dass sie von der Ladefläche des Karrens in die Gasse geworfen wurde? Und selbst wenn es so wäre - in Edo gibt es Hunderte von Ochsenkarren, und alle sehen gleich aus. Eure Zeugin hat ja nicht einmal den Fahrer gesehen. Wie also wollt Ihr da den Richtigen finden?«
    »Ich werde ihn finden, glaubt mir«, erwiderte Sano, denn er hatte Leute ausgeschickt, die nach dem Karren suchen sollten. Nun überkam ihn ein Gefühl der Enttäuschung. Zwar hatte er damit gerechnet, dass sein Onkel mit den bisherigen Ergebnissen nicht zufrieden sein würde, aber das machte dessen Nörgeleien nicht weniger schmerzlich. Auch der Shōgun hatte sich jedes Mal über mangelnde Fortschritte bei Sanos Ermittlungen beklagt, hatte ihm des Öfteren sogar mit Hinrichtung gedroht, aber wenigstens hatte er manchmal ein wenig Dankbarkeit gezeigt.
    Manchmal.
    Aber der Shōgun war ein Dummkopf. Kritik von einem viel klügeren Mann hinnehmen zu müssen, der obendrein der eigene Onkel war, schmerzte Sano umso mehr.
    »Ich habe noch etwas herausgefunden«, fuhr Sano dennoch fort. »Bevor Chiyo verschwand, wurden zwei weitere Frauen auf dieselbe Weise entführt wie sie.« Sano erzählte seinem Onkel von der Tochter des Verbrecherfürsten und von der alten Nonne. »Es könnte sein, dass diese drei Fälle etwas miteinander zu tun haben.«
    Schon während Sano von seinen Ermittlungen im Kloster erzählt hatte, hatte sich Missbilligung auf den Zügen von Major Kumazawa abgezeichnet. »Erst sagt Ihr mir, Ihr würdet den Mann jagen, der meine Tochter entführt hat, und nun erzählt Ihr mir, dass Ihr wegen dieser Nonne ermittelt!«, stieß er hervor.
    Sano ballte die Fäuste vor Zorn. Nur die gebotene Achtung gegenüber seinem Onkel hielt ihn davon ab, Kumazawa zurechtzuweisen. »Ihr vergesst, dass die anderen Verbrechen uns Hinweise geben können, die uns möglicherweise helfen, Chiyos Entführung aufzuklären.«
    »Das mag ja sein, aber es hört sich nicht so an, als hättet Ihr von dieser Nonne etwas Neues erfahren. Bei allem gebotenen Respekt, aber Ihr würdet besser daran tun, Euch auf Chiyo zu konzentrieren, zumal Ihr gar nicht sicher sein könnt, dass die drei Verbrechen tatsächlich etwas miteinander zu tun haben.«
    »Ich habe im Kloster mit einer weiteren Zeugin gesprochen«, sagte Sano, der allmählich die Geduld verlor. »Glaubt mir, es gibt Gemeinsamkeiten zwischen den Entführungen. Sowohl Chiyo als auch die Nonne kommen aus Samurai-Familien. Beide wurden in der Nähe von Gebetsstätten entführt und dort auch wieder freigelassen.«
    »Und die Tochter dieses Verbrechers?«
    Bei Fumiko war Sano im Nachteil. Er hatte nichts darüber

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