Der Wüstenpalast
Errötend stolperte sie über ihre Worte und brach schließlich ab.
Razul betrachtete sie interessiert. “Tut mir leid, ich verstehe nicht.”
Da war er nicht der einzige.
“Ich fühle mich von dir angezogen”, fing Bethany noch einmal von vorne an, “und ich gestehe, dass ich in Anbetracht der … Situation nicht gerade überlegt gehandelt habe. Wenn wir uns vor zwei Jahren auf eine Beziehung eingelassen hätten … Und ich gebe auch zu, dass es an mir lag, dass dies nicht geschehen ist … Aber wenn wir es getan hätten, wäre das sicher die vernünftigste Lösung …”
“Für das Problem dieser Anziehung … Verzeihung … dieser Situation gewesen”, ergänzte Razul bereitwillig.
Erleichtert, dass er ihrer Argumentation so leicht gefolgt war, schaute Bethany zu ihm auf. “Und diese Angelegenheit in einer Heirat münden zu lassen, wäre ganz bestimmt vollkommen übertrieben und lächerlich. Schließlich leben wir nicht mehr im neunzehnten Jahrhundert, und …”
“Ich nehme an, dass du so im Vorlesungssaal sprichst”, bemerkte Razul.
Eine Stille trat ein, in der man eine Stecknadel hätte fallen hören können.
Hellrote Flecken brannten auf Bethanys Wangen, doch sie beschloss, diesen unfreundlichen Kommentar einfach zu ignorieren. “Und wir sind beide erwachsen.”
“Das ist allerdings Ansichtssache.”
“Hör zu … Würdest du mir bitte den Gefallen tun, mich nicht dauernd zu unterbrechen?”, fauchte Bethany gereizt. “Ich versuche ja nur zu erklären, dass ich, auch wenn ich nicht bereit bin, dich zu heiraten, bereit wäre … Das heißt, ich wäre der Möglichkeit gegenüber aufgeschlossen ….”
“Die Situation in meinem Bett auszuloten?”, vollendete Razul den Satz in bissigem Ton.
Bethany wurde puterrot. “Wenn du’s unbedingt so ausdrücken musst. Aber ich dachte dabei an …”
“Eine flüchtige Affäre?”, stieß er zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen hervor.
“Nun …” Noch nie hatte sie sich in einer solch peinlichen Situation befunden, und Razul schien es ihr besonders schwer machen zu wollen. “Was immer sich dabei entwickeln würde … Schließlich kann ich die Zukunft nicht vorhersehen …”
“Wenn du das könntest, hättest du schon vor fünf Minuten den Mund gehalten. Aber ich danke dir für deine Aufrichtigkeit!” Eine weiße Linie umgab Razuls zusammengepresste Lippen. “Ich hoffe, du bist dankbar, wenn ich ebenso aufrichtig bin. Meine Bedingung ist die Heirat. Eine Heirat … oder du wirst für mich so gut wie tot sein!”
“Das ist doch nicht dein Ernst!”
“Es war mir in meinem ganzen Leben noch nie so ernst!”
Bethany war fassungslos und außerdem hellauf empört. Sie hatte ihren Stolz und ihre Selbstachtung über Bord geworfen, indem sie ihm eine Beziehung anbot, von der sie bis heute nie gedacht hätte, dass sie sie je irgendeinem Mann anbieten würde. Das allein hatte sie viel Mut gekostet, und sogar während sie ihren Vorschlag laut ausgesprochen hatte, war sie sich nicht sicher gewesen, ob sie nicht aufgrund ihrer eigenen hoffnungslos verwirrten Gefühle maßlos überreagierte.
“Im Augenblick könnte ich hervorragend damit leben, wenn ich dich nie wiedersehen müsste!”, erklärte sie erbost.
Sein Blick düster und glühend, betrachtete Razul sie. Dann breitete er seine schönen Hände aus und ließ sie mit einer kalten Miene der Entschlossenheit und Endgültigkeit wieder sinken.
“Inschallah. Dann gebe ich dir die Freiheit, von der du sagst, dass du sie erstrebst. Du darfst gehen. Draußen wartet ein Hubschrauber. Er wird dich zum Flughafen bringen. In zwei Stunden geht ein Flugzeug nach London.”
Sprachlos starrte Bethany ihn an.
“Du hast eine halbe Stunde Zeit, um dich zu entscheiden.”
“Dazu brauche ich keine halbe Stunde!”, gab sie hitzig zurück, die smaragdgrünen Augen funkensprühend, das Gesicht hochrot. “Fünf Minuten wären noch zu lang!”
Razul warf ihr einen schneidenden Blick aus seinen Augen zu, die in diesem Moment wie geschmolzenes Gold wirkten. Jede Faser seines Körpers war zum Zerreißen gespannt.
“Es ist deine Entscheidung, aber sei dessen gewiss,
aziza
… Wenn du bleibst, wirst du bis zum heutigen Abend meine Frau sein.”
“Das ist genauso unwahrscheinlich, als wenn ich zur Kaiserin von China gekrönt würde!”, fuhr Bethany ihn an. “Du musst ja völlig von Sinnen sein.”
“Wir werden ja sehen, wie von Sinnen ich bin … Das werden wir ja sehen.” Es klang wie eine in
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