Der Wüstenpalast
plötzlich unvermittelt. “Oder hast du schon vergessen, dass du mir erst heute morgen deinen Körper ohne die Verpflichtung einer Ehe angeboten hast?”
Bethanys Wangen flammten rot auf. “Ich war … heute morgen … verwirrt …”
“Kleine Korrektur: Du warst verzweifelt. Und gestatte mir, dir zu sagen, was geschehen wäre, wenn ich darauf eingegangen wäre. Wenn du erst wieder in England in Sicherheit gewesen wärst, hättest du mich erneut ausgeschlossen und dir tausend Gründe dafür ausgedacht, weshalb wir nicht zusammensein könnten!”
“Das stimmt nicht …”
“Dein ewiger Rückzug hat ein Ende, und zwar hier und jetzt”, meinte Razul gefährlich sanft. “Und du hast diese Entscheidung selbst getroffen. Ich habe dir gesagt, ich würde dich heiraten, wenn du bleibst. Und ich habe es nicht nötig, meine Anwesenheit hier in meiner Hochzeitsnacht zu rechtfertigen. Du bist meine Braut …”
“Nein … Ich will eine Annullierung, sobald ich zu Hause bin!”
“Das wird wohl ein unerfüllbarer Wunsch bleiben. Denk noch einmal darüber nach”, riet Razul ihr, in dessen schönen Augen zorniger Ärger aufloderte. “Oder tu so, als sei ich dein Liebhaber und nicht dein Ehemann. Das ist mir im Augenblick egal. Aber deine Spielchen hören jetzt auf. Heute Nacht wirst du in meinen Armen liegen, und wir werden uns lieben.”
Bethany bebte vor Entrüstung. “Wenn du glaubst, ich würde dir erlauben, dich meiner so zu bedienen, da wirst du wohl einen Schock erleben!”
Razul musterte sie durchdringend. “Ich glaube vielmehr, dass nicht ich derjenige bin, der schockiert sein wird.”
“Du hast doch gesagt, dass die Hochzeit mit mir ein törichter, dummer Fehler gewesen ist!”
“Ein Fehler, mit dem ich bis zum Ende des Sommers leben muss, und wenn ich damit leben muss, dann wirst du es auch tun!”
“Das ist eine total unvernünftige Einstellung”, fauchte Bethany.
“Ich habe keine Lust auf Vernünftigsein. Warum auch? Du bist einer besonderen Rücksichtnahme meinerseits nicht mehr länger würdig. Ich habe dich in allen Ehren geheiratet, und wie wird es mir gelohnt?”
“Ich wollte dich aber überhaupt nicht heiraten!”
“Warum im Namen Allahs bist du dann nicht in den Helikopter gestiegen?” Razul brüllte beinahe.
“Ich … Ich …”
“Keine Sorge, ich weiß warum.”
Bethany wurde blass. “Woher …?”
“Ich kenne deine Arroganz.”
“
Meine
Arroganz?”, wiederholte sie ungläubig.
“Du dachtest, du könntest mich dazu bringen, bei deinem Spiel mitzuspielen. Du dachtest, es könnte alles nach deinem Kopf gehen. Doch was liegt hinter dieser Selbsttäuschung?”, fragte Razul verächtlich. “Eine Erkenntnis, die du unter allen Umständen zu vermeiden suchst. Dein Verlangen nach mir ist stärker als dein Stolz, stärker als deine Vorurteile und stärker als alle Macht, die du über mich hast … Denn ich hätte dich gehen lassen!”
Diese unliebsame Wahrheit traf Bethany bis ins Innerste.
“Also versuche nicht, mich für deine Unentschiedenheit verantwortlich zu machen.” Gereizt verzog er den ausdrucksvollen Mund. “Und wieso versteckst du dich immer noch hinter diesem Mantel? Das sieht lächerlich aus. Ich bin nicht so dumm, zu glauben, dass eine Frau mit deinem Hintergrund und in deinem Alter noch eine scheue Jungfrau wäre!”
“Ich finde, du bist sogar sehr dumm!” Sie dachte gar nicht daran, sich in dem transparenten Nachthemd seinen Blicken preiszugeben, mochte er dies als noch so lächerlich empfinden.
“Da hast du wahrscheinlich nicht einmal unrecht.” Razuls heftiger Gemütsaufruhr spiegelte sich auf seinen Zügen. “Ich hätte meinen eigenen Idealen treu bleiben und keine Rücksicht auf deine Gesellschaft nehmen sollen, deren Grundsätze sehr viel weniger hoch sind als die unseren. Ich musste einige kulturelle Hürden überwinden, bevor ich dich bitten konnte, meine Frau zu werden, obwohl mir bewusst war, dass ich nicht der erste Mann in deinem Leben sein würde …”
“Ach ja?” Wieder packte Bethany die Wut. Allerdings empfand sie auch eine grimmige Genugtuung darüber, dass Razul von ihrer Unerfahrenheit nichts ahnte. “Und woher willst du das so genau wissen?”
Sein Mund wurde schmal. “Ich weiß, dass du in dem Jahr, bevor wir uns kennenlernten, mit einem Mann zusammengewohnt hast. Das habe ich damals in England erfahren.”
Danny, einer ihrer Kollegen, der vorübergehend kein Dach über dem Kopf gehabt hatte, hatte Bethany
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