Der Wuestenplanet - Paul Atreides
gekämpft hatten. In jenen Tagen waren über sechzig Prozent von ihnen gestorben, während die Stärksten zu Kandidaten für seine gefürchtete Elitetruppe geworden waren, die angeblich unbesiegbaren Sardaukar. Doch im Gegensatz zu den mittellosen Gefangenen, die man hier ausgesetzt hatte, verfügte Shaddam über alles, was man zum Leben benötigte. Er hatte Diener, Familienmitglieder und sogar ein kleines Kontingent loyaler Soldaten. Trotzdem war Salusa sein Gefängnis.
Paul Atreides hatte nicht nur sein Versprechen gebrochen, die Lebensbedingungen auf dieser Welt zu verbessern, sondern sogar die Wetterkontrolle abschalten lassen, wie es schien. Erhoffte er sich, dass Shaddams Reservoir potenzieller Soldaten schrumpfte, die sich aus den abgehärteten Überlebenden der Häftlinge rekrutierten? Oder wollte er nur, dass der in Ungnade gefallene Imperator einige Jahre lang leiden musste?
Shaddam hatte erst vor kurzem erfahren, dass sein langjähriger treuer Kammerherr Beely Ridondo an Muad'dibs Hof exekutiert worden war, und zwar nur, weil er gefordert hatte, dass der fanatische neue Imperator zu seinem Wort stand. Shaddam hatte ohnehin nicht mit einem Erfolg dieses Schachzugs gerechnet. Er glaubte nicht mehr, dass der Usurpator auch nur einen Funken Ehre im Leib hatte. Schon als der Fremen-Pöbel sein Palastzelt auf der Ebene von Arrakeen gestürmt hatte und der Padischah-Imperator zur Kapitulation gezwungen worden war, hatte dieser Emporkömmling erklärt, dass sich »Muad'dib« nicht an die Versprechen gebunden fühlte, die »Paul Atreides« gegeben hatte – als wären sie zwei völlig verschiedene Personen!
Wie praktisch!
Und nun hieß es in den Berichten, dass die fanatischen Fremen auch noch Kaitain erobert hatten. Sein wunderschöner Regierungssitz wurde von Barbaren geplündert!
Erwartet man wirklich von mir, dass ich mich hier gemütlich zurücklehne, während die gesamte Galaxis dem Wahnsinn anheimfällt?
Viel schlimmer war, dass immer neue Edikte eintrafen, deren Wortlaut jener Karikatur von einer Religion entnommen waren, die sich rund um diesen Muad'dib gebildet hatte. Und alle waren von einem selbstgefälligen Funktionär namens Korba unterzeichnet.
Ein Fremen-Kommandant will mir Befehle erteilen!
Es war ein Skandal. Nachdem das Volk eine erste Kostprobe von Muad'dibs schrecklichen Gräueltaten erhalten hatte, würde es Shaddam bei seiner Rückkehr Rosen auf den Weg streuen und ihn mit Liedern feiern. Ob er nun Intrigen, Kanly oder Assassinen einsetzte, er hatte sich geschworen, seine Feinde einen nach dem anderen zu vernichten. Doch bislang hatte sich keine Gelegenheit dazu geboten.
Im vergangenen Jahr hatte Shaddam einige Maßnahmen getroffen, mit denen er seine fernen Widersacher überlisten wollte. Unter den abgehärteten Gefangenen von Salusa Secundus hatten die Offiziere seiner Sardaukar mehrere Männer mit technischem und erfinderischem Geschick ausgemacht. Diese Männer hatte er beauftragt, eine neue Stadt zu bauen, die den Launen des lebensfeindlichen Wetters standhalten würde. Einige von ihnen waren Schwerverbrecher – Mörder, Schmuggler und Diebe –, doch andere waren aus politischen Gründen auf diesen Planeten verbannt worden, einige noch vom Haus Corrino, aber viel mehr von Muad'dib. Diese Männer interessierten sich nur für bessere Lebensbedingungen und waren gern bereit, jetzt für Shaddam zu arbeiten.
Am Rand seiner neuen Hauptstadt erhoben sich drei riesige Haufen aus Müll und Bauschutt, und jeder war höher als die größten der provisorischen Unterkünfte auf dieser Welt. Er hatte Schrottsammler angefordert, die von überall Material herbeischaffen sollten, aus anderen Gefangenenlagern und den uralten Ruinenstädten, die den Atomschlag vor Urzeiten teilweise überstanden hatten. Doch diese Aktion hatte bislang nur wenige brauchbare Resultate erbracht.
Die große Kuppel über der Stadt war immer noch nicht versiegelt, aber schon bald würden Pflanzen innerhalb dieses abgeschotteten Lebensraums wachsen. Im Durcheinander der Baustelle kam er sich wie der Verwalter eines riesigen Schrottplatzes vor, der aus Abfällen einen Slum zu errichten versuchte. Trotz größter Anstrengungen hatte er bisher nicht mehr zuwege gebracht als eine armselige Imitation des großartigen Imperialen Palastes auf Kaitain.
Seine Privatresidenz war ein befestigtes Gebäude innerhalb einer überkuppelten Stadt, die ihrerseits eine ständige Baustelle war. Dank der angeblichen Großzügigkeit
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