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Der Wunschtraummann

Der Wunschtraummann

Titel: Der Wunschtraummann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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London Eye den Hintern abfriert.
    »Ich stehe hier mit Andrew Carter, Dozent für Kulturwissenschaften, und mit ihm spreche ich jetzt über verschiedene Silvestertraditionen und -rituale, die heute Nacht rund um den Globus begangen und gefeiert werden.«
    Rüber zu Andrew, einem erkahlenden Kerl mit kleinen glitzernden Hörnchen auf dem Kopf. Die gehören sicher zu einem lustigen Kostüm. Hoffe ich zumindest.
    »Also, Andrew, wie feiert denn der Rest der Welt so?«
    »Nun, Kerrie«, setzt er leutselig an, »in Dänemark bewirft man die Haustüren seiner Nachbarn mit kaputten Tellern, und in Venezuela trägt man gelbe Unterwäsche, die Glück im neuen Jahr bringen soll …«
    »Gelbe Unterwäsche«, wiederholt die Reporterin kichernd. »Haben Sie denn auch welche an, Andrew?«
    »Sicher, Kerrie«, entgegnet er und zwinkert ihr verschwörerisch zu. »Und Sie?«
    »Na, das geht aber nun wirklich zu weit!« , ruft sie und schnappt in gespielter Empörung nach Luft, dann kichern die beiden kokett, ehe ihr wieder einfällt, dass sie live auf Sendung ist, und sie sich rasch räuspert.
    »Und wir hier im Vereinigten Königreich haben natürlich unsere traditionellen Kostümpartys! Schauen wir uns doch mal die tollsten Exemplare etwas genauer an …«
    Und dann zieht eine ganze Parade von bescheuerten Kostümen an der Kamera vorbei, worauf ich einen kräftigen Schluck Tequila nehme.
    Kostümparty .
    Ich meine, das ist ja nun mal wirklich nicht besonders originell, oder? Gelbe Unterwäsche zu tragen und mit Tellern zu werfen klingt jedenfalls wesentlich lustiger, als in einem schwarzen Stretchbody und Plüschohren herumzulaufen. Wobei mir gerade einfällt … Rasch ziehe ich meine Katzenohren aus und werfe sie auf die Kommode. Sexy Miezekätzchen, dass ich nicht lache. Offen gestanden sehe ich eher aus wie eine alte Streunerkatze. Und wo wir gerade dabei sind, wo steckt Flea eigentlich?
    Urplötzlich höre ich von draußen ein lautes Kreischen, und als ich aus dem Fenster schaue, sehe ich eine Explosion farbiger Lichter. Natürlich. Feuerwerk . Sicher hat Flea sich irgendwo versteckt. Er kann Feuerwerk nicht ausstehen – das jagt ihm immer eine Heidenangst ein.
    Gerade will ich mich auf die Suche nach ihm machen, als ich unter dem Bett ein kaum vernehmbares Miau höre, also bücke ich mich und gehe leicht wackelig auf alle viere (der Tequila ist mir sofort zu Kopf gestiegen) und schaue darunter nach. Aus dem Halbdunkel starren mich zwei riesengroße Augen stier an, ohne zu blinzeln.
    »Hey, Schätzchen«, gurre ich und strecke die Hand aus, um ihn zu streicheln. Er rührt sich nicht vom Fleck. Die Pfoten unter die Brust gezogen sitzt er da wie die Sphinx und bedenkt mich mit einem eigensinnigen Blick, als wolle er sagen: »Komm mir bloß nicht mit Schätzchen, ich bleibe, wo ich bin.«
    Was sein gutes Recht ist. Ich kann es ihm nicht verübeln. Wenn es nach mir gegangen wäre, dann hätte ich mich an diesem Silvester auch am liebsten unter dem Bett versteckt.
    Also kraule ich ihn kurz, dann stehe ich auf, wobei mein Blick auf etwas fällt, das neben ihm unter dem Bett liegt: eine Pappschachtel. Ich stocke. Die hatte ich schon fast vergessen.
    Fast. Aber nicht ganz. Genau wie Flea hat sie sich vor mir versteckt.
    Plötzlich habe ich ein Ziehen in der Brust. Ich weiß, eigentlich sollte ich sie dort liegen lassen. Sie ignorieren. Aufstehen und weiter fernsehen, als hätte ich sie gar nicht bemerkt.
    Aber andererseits war ich noch nie besonders gut darin, das zu tun, was das Beste für mich ist. Also ziehe ich die Schachtel unter dem Bett hervor, setze mich im Schneidersitz auf den Schaffellteppich vor dem Kamin und stelle sie vor mich. Von außen betrachtet ist sie nichts Außergewöhnliches. Es gibt keinen Ta-daa-daah -Moment. Es ist nicht wie bei Harrison Ford und Jäger des verlorenen Schatzes . Wenn ich den Deckel abhebe, werde ich darunter nicht den Schlüssel zum menschlichen Sein finden. Es ist bloß ein alter Schuhkarton von Nine West.
    Und doch …
    Und doch enthält er etwas, das mir genauso viel bedeutet. Etwas, das sogar noch kostbarer ist. Denn dort drin ist meine Beziehung mit Seb.
    Vielleicht bin ich einfach eine dumme, sentimentale Gans, aber ich habe immer irgendwelche Sachen aufbewahrt, die mit ihm zu tun haben. Nichts Großes wie teuren Schmuck oder lange, romantische Liebesbriefe – bloß irgendwelchen Kleinkram. Jeder andere, der den Inhalt dieser Kiste sieht, müsste denken, es sei bloß ein Durcheinander

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