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Der Wunschtraummann

Der Wunschtraummann

Titel: Der Wunschtraummann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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richtig machen könnte? Es heißt immer, im Leben bekommt man keine zweite Chance. Es gibt keine Generalprobe. Fehler lassen sich nicht mehr wiedergutmachen. Aber offensichtlich bin ich da eine Ausnahme. Bis heute habe ich nie an alte Bräuche geglaubt, doch irgendwie habe ich durch eine seltsame, unglaubliche, zauberhafte Wende des Schicksals die Chance bekommen, es diesmal richtig zu machen. Und mit dem, was ich schon weiß, wird es bestimmt klappen.
    In Gedanken spule ich zurück zu unserer Beziehung, ich krame in den Schuhkartons der Erinnerungen, sehe die Fehler, die ich gemacht habe, die Dinge, die ich nicht getan habe, all die unbedeutenden Kleinigkeiten, die ich mir im Nachhinein gewünscht habe, ändern zu können: Wie ich mich unwissentlich über seinen Lieblingsfilm lustig gemacht habe, der Snowboard-Ausflug, der nie stattgefunden hat, das Buch, das er mir gegeben hat, das ich mir nicht die Mühe gemacht habe zu lesen, der dumme Streit, nachdem ich bei der Hochzeit den Brautstrauß gefangen hatte. Mal ehrlich, was habe ich mir dabei bloß gedacht? Warum habe ich den Strauß nicht einfach zurückgeworfen?
    Aber diesmal kann ich das.
    Diesmal kann ich alles anders machen.
    Und so stehe ich wie ein Turmspringer am Abgrund und hole tief Luft. Ich lächele Seb an, und dann springe ich.
    »Was trinken klingt gut.«

Liebes Tagebuch,
    heute war mein erstes Date mit Seb! Wir waren zusammen was trinken, und ich war so nervös, dass ich ihm ein Glas Rotwein in den Schoß gekippt habe. Himmel, das war mir oberpeinlich! Er hat zwar getan, als wäre es halb so schlimm, aber trotzdem – wieso kann ich nicht einmal im Leben cool sein? Warum bin ich bloß so ein ungeschicktes Trampeltier!!!???

Zehntes Kapitel
    Am nächsten Abend sitze ich im Bademantel auf dem Bett und lese mein altes Tagebuch. Ich habe es mir von der Diskette ausgedruckt, und das ist der Eintrag von meinem ersten Date mit Seb letztes Jahr.
    Alles fängt wieder von vorne an.
    Bei dem Gedanken kommt es mir vor, als hätte jemand einen ganzen Käfig voller Schmetterlinge in meinem Bauch freigelassen.
    Wir treffen uns in derselben Bar wie beim ersten Mal – Seb hatte sie vorgeschlagen, und ich konnte ja schlecht erklären, warum ich lieber woanders hingehen würde –, aber ich werde schon dafür sorgen, dass es diesmal wirklich anders wird. Dieses Mal werde ich nicht dieselben Fehler machen wie beim ersten Mal. Nein, ich werde übervorsichtig sein. Keinen Rotwein verschütten. Ja, besser noch, überhaupt keinen Rotwein trinken. Lieber bestelle ich einen weißen.
    Oder Wodka.
    Vielleicht sogar Gin. Nein. Gin dämpft angeblich die Stimmung. Also sollte ich bei unserem ersten Date wohl besser keinen Gin trinken …
    Ich bremse mich, ehe ich mich im Geiste durch das gesamte Getränkeangebot arbeiten kann. Egal was, solange es nur farblos ist und keine Flecken hinterlässt.
    Natürlich nur für alle Fälle.
    In den vergangenen zweiundzwanzig Stunden, seit Seb mich gefragt hat, ob ich mit ihm ausgehen möchte, habe ich an nichts anderes mehr denken können. Ich kann noch immer nicht fassen, dass das wirklich passiert. Es ist so surreal, dass ich den ganzen Tag wie in Trance herumgelaufen bin. Hin und wieder musste ich mich kneifen und mir sagen: Ich habe heute mein erstes Date mit Seb. Zum zweiten Mal. Ein paarmal habe ich es wohl auch laut gesagt, denn die Dame in dem kleinen Laden an der Ecke hat mich ganz komisch angeguckt, als ich vorhin dort war und Toilettenpapier gekauft habe. Sie meinte nur: »Doppelt hält besser.« Was ich in dem Moment etwas dreist fand, auch wenn das superweiche mehrlagige Andrex gemeint war.
    Ich werfe einen Blick auf die Uhr auf meinem Nachttischchen. Himmel, ist es wirklich schon so spät? Wir sind in einer knappen Stunde verabredet, um 20 Uhr, und ich bin noch nicht mal angezogen. Ich bin ganz aufgeregt und kribbelig, und mein Blick geht zu den verschiedenen Outfits, die ich anprobiert und wieder verworfen habe und die nun zerknüllt auf meinem Bett liegen. Ich weiß einfach nicht, was ich anziehen soll. Nichts davon passt zu dem Anlass, dabei ist es mir ungeheuer wichtig, einen guten ersten Eindruck zu hinterlassen.
    Was eigentlich bescheuert ist, wenn man bedenkt, dass Seb mich schon in gammeligen alten T-Shirts und Leggins gesehen hat. Wobei, eigentlich hat er das ja nicht, oder?, sage ich mir dann.
    Herrgott, das ist aber auch alles verwirrend.
    Wieder gucke ich in meinen winzigen Schrank, den ich in einem Secondhandladen

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