Der Wunschtraummann
geistesabwesend.
»Fergus!«, rufe ich empört.
Endlich! »Was? Hab ich was gemacht?« Er guckt ganz zerknirscht.
Plötzlich tut er mir leid. Ich weiß, wie er sich fühlt. Ich war wegen Seb auch ständig abgelenkt. Himmel, bin ich ja immer noch, denke ich und erinnere mich an die flauschige weiße Orgasmuswolke, auf der ich heute früh ins Büro geschwebt bin.
»Willst du über sie reden?«, frage ich ermutigend.
»Was gibt es denn da zu reden?«, meint er achselzuckend und hält mir die Tür auf. »Ich werde sie nie wiedersehen. Es war ohnehin nur ein Versuch.«
»Hi, Fergus«, unterbricht uns Kym, als wir ins Foyer kommen. »Wie geht’s dir?« Sie lächelt neckisch und streicht sich übers Haar, um sich zu vergewissern, dass ihre Frisur noch sitzt. Was in Anbetracht der Tatsache, dass es mit einer ganzen Dose Haarspray fixiert ist und wie ein Betonhelm um ihren Kopf liegt, recht wahrscheinlich ist, es sei denn, man würde es mit einem Vorschlaghammer bearbeiten.
»Jetzt, wo ich Sie sehe, schon viel besser«, schmeichelt er und knipst seinen Charme wieder an, als legte er einen Schalter um.
Entzückt über dieses charmante Kompliment kichert sie und wendet sich dann an mich. »Hey, Tess, diese Verpasste Chance musst du dir anhören, du fällst um!«
Und dann kommt mir urplötzlich ein Geistesblitz. »Ich hab’s! Ich hab eine großartige Idee! Wie wäre es, wenn du auch so eine Anzeige aufgibst?«, schlage ich Fergus vor.
»Ooh, hattest du auch eine Verpasste Chance ?«, ruft Kym entzückt, als sie das hört. »Wie aufregend!«
»Also, ich weiß ja nicht …«, setzt er an, aber sie fällt ihm ins Wort.
»Möchtest du eine Anzeige aufgeben? Ich kann sie gleich online stellen.«
»Das würden Sie machen?« Fergus wirkt etwas verblüfft.
»Aber natürlich! Ich wollte immer schon mal so eine Anzeige aufgeben. Weißt du, ich finde das so romantisch, man liest immer diese wunderbaren Geschichten von Menschen, die heiraten und bis an ihr Lebensende zusammenbleiben …«
»Ach, tatsächlich?«, fragt Fergus interessiert und tritt ein bisschen näher.
»Aber ja!«, quietscht Kym, entzückt über ihr gebannt lauschendes Publikum.
Mir wird ein bisschen unbehaglich. Kym lässt sich von ihrer eigenen Begeisterung mitreißen und zerrt Fergus gleich hinterher. »Wobei, wenn ich’s mir recht überlege, ist das vielleicht doch keine so gute Idee«, versuche ich einzuwenden, doch da ist es bereits zu spät.
»Weißt du, vielleicht sollte ich das wirklich machen«, sagt Fergus nachdenklich. »Warum auch nicht? Ich meine, es kann schließlich nicht schaden, oder?«
»Cool!«, ruft Kym grinsend. »Okay, also, zuerst müssen wir zu Er sucht Sie …« Plötzlich unterbricht sie sich. »Es sei denn, es gehört in Er sucht Ihn .« Sie schaut ihn durchdringend an.
Fergus errötet. »Herrje, was denken Sie denn von mir? Natürlich ist es eine Sie«, japst er empört.
»Na ja, heutzutage sollte man zur Sicherheit immer noch mal nachfragen«, flötet Kym, während ihre Fingernägel schon über die Tastatur klackern. »Okay, also, was soll ich reinschreiben?«
»Hmm …« Er fährt sich mit den Fingern durch die zerstrubbelten schwarzen Haare und runzelt angestrengt die Stirn.
»Wenn du möchtest, kann ich dir gerne ein bisschen behilflich sein«, bietet sie an.
»Vielleicht muss er noch mal in Ruhe darüber nachdenken«, wende ich ein und schaue Kym durchdringend an. »Ich meine, die Sache hat doch keine Eile.«
Wir werden beide von Fergus unterbrochen, der plötzlich wie elektrisiert ist, seine Sprache wiedergefunden hat und sich in einen Monolog stürzt.
»Du warst das bildschöne Mädchen mit den blonden Haaren im Café Lux, letzten Dienstag um die Mittagszeit … ich war der Typ in dem roten T-Shirt und der Neonjacke, der zu schüchtern war, dich anzusprechen …«
Es ist, als stünde er auf der Bühne und spielte den großen Dänen höchstpersönlich, schlüge sich mit der Hand auf die Brust und flehte das Publikum an, seinem Lament zu lauschen. Mein Blick geht zu Kym, deren Finger über die Tastatur eilen.
»… traue ich mich jetzt. Ich würde gerne mal einen Kaffee mit dir trinken …«
»Ach, komm schon, wenn du ein Mädchen einladen willst, dann doch bitte zum Essen«, unterbreche ich ihn, »oder wenigstens auf einen Cocktail.«
Na ja, wenn ich ihn schon nicht davon abhalten kann, diese Anzeige aufzugeben, dann kann ich ihm wenigstens dabei helfen, sie zu schreiben.
Er unterbricht seinen Monolog und
Weitere Kostenlose Bücher