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Der Wunschtraummann

Der Wunschtraummann

Titel: Der Wunschtraummann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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nimmt ihre Pflichten als Hundemami offensichtlich sehr ernst.
    »Und ich glaube, ich gehe jetzt noch mal mit ihr raus«, sagt sie, schaltet den Computer aus und nimmt ihren Mantel. »Tallulah, Gassi!« Irgendwas auf dem Teppich rührt sich, und da erst sehe ich, dass Tallulah dort liegt. »Cesar sagt, man muss bei einem neuen Hund erst mal die Rudelführung klären«, erläutert Fiona besserwisserisch. »Man muss ihm zeigen, dass man das Alphatier ist.« Und dann dreht sie sich mit selbstzufriedener Miene zu Tallulah um, die noch immer zusammengeringelt auf dem Teppich liegt und keinerlei Anstalten macht aufzustehen. »Gassi«, ruft sie wieder, diesmal etwas schriller. Träge klappt Tallulah ein Auge auf, um es dann gleich wieder zu schließen, als wolle sie sagen: Du hast nicht alle Tassen im Schrank, Lady, da draußen friere ich mir ja den Schwanz ab.
    »Was rät Cesar denn für den Fall, dass der Hund dich ignoriert?«, frage ich und muss mir das Grinsen verkneifen.
    »Ähm, also, so weit bin ich noch nicht …« Rasch schnappt sie sich das Buch und blättert hektisch darin herum. »Aber ich bin mir sicher, dass man gelegentlich ein bisschen energischer durchgreifen sollte.« Womit sie Tallulah an die strassbesetzte Leine legt und sie am Halsband zieht. »Siehst du, ich kann sehr gut mit Tieren umgehen«, sagt sie, als Tallulah widerstrebend aufsteht und mit schleifenden Pfoten hinter ihr hertrottet. »Das mit den Rennmäusen war einfach ein Unglücksfall.«
    »Ein Unglücksfall«, wiederhole ich und nicke belustigt.
    Sie wird rot.
    »Egal, kann ich mir deinen Schal ausleihen? Den roten mit den Glitzerfäden?«
    »Wenn du ihn findest«, entgegne ich, streife die Schuhe ab und hänge meinen Mantel auf. »Ich habe ihn nicht mehr gesehen, seit du ihn das letzte Mal ausgeliehen hast.« Dauernd leiht Fiona sich Sachen von mir und gibt sie nicht zurück. »Wer weiß, wo der ist …« Ich verstumme, als ich sehe, dass sie ihn schon um den Hals geschlungen hat.
    »Prima, danke«, sagt sie und lächelt zufrieden. »Also gut, ich muss los.«
    Als ich die Tür hinter ihr ins Schloss fallen höre, lasse ich mich auf das Sofa fallen und schalte den Fernseher ein. Himmlisch. Es ist Samstagabend, und ich bin zu Hause und hänge vor dem Fernseher rum. Genau danach ist mir. Flea rollt sich auf meinem Schoß zusammen, und ich nippe am Tee und greife nach der Quality-Street-Dose, die auf der Armlehne steht. Aber, Moment mal … mit den Fingern krame ich in der Büchse, dann reiße ich den Blick von X Factor los und spähe hinein … sie ist vollkommen leer. Jemand hat das ganze Konfekt aufgefuttert!
    Und Fiona war es natürlich nicht , denke ich grinsend, so wie sie das vehement abgestritten und sogar versucht hat, dem armen Flea den Schwarzen Peter zuzuschieben. Ich krabbele ihn unterm Kinn, und er schnurrt vernehmlich, nicht ahnend, dass er als Sündenbock herhalten sollte. »Sehr mysteriös, was?«, gurre ich und grinse in mich hinein. Wirklich sehr mysteriös.
    Das schrille Läuten des Telefons reißt mich aus meinen Gedanken. Rasch greife ich danach und schaue auf die Anzeige. Es ist Seb. Was für eine Überraschung! Er ruft mich aus Genf an!
    »Hi«, melde ich mich hocherfreut.
    »Hey, du«, sagt er mit seinem unverkennbar amerikanischen Akzent. »Wie geht’s?«
    »Prima«, entgegne ich lächelnd. »Und dir?«
    »Prima, jetzt, wo ich mit dir rede«, antwortet er, und ein warmes Glücksgefühl durchrieselt mich. Wir kennen uns erst seit einer Woche, aber wir spielen keine Spielchen. Wir sind einfach ganz ehrlich zueinander.
    »Und, was machst du gerade?«, fragt er fröhlich.
    Für den Bruchteil einer Sekunde stelle ich mir vor, wie Seb in seinem Fünf-Sterne-Hotel in Genf sitzt und gleich den Abend mit all seinen Geschäftskumpels in ihren teuren Anzügen in einem schicken Restaurant verbringt, und da will ich ihm dann plötzlich nicht unbedingt gestehen, dass ich mit meiner Katze auf dem Sofa rumhänge und mir am Samstagabend irgendeine banale Reality-Show anschaue.
    »Komme gerade zurück von meinem Military-Fitness-Kurs und einer kleinen Joggingrunde«, sauge ich mir blitzschnell aus den Fingern.
    Na ja, absolute Ehrlichkeit ist schließlich nicht immer angebracht, oder?
    »Wow, und das am Samstagabend? Das nenne ich mal Engagement«, sagt er anerkennend.
    Und außerdem – schaden kann es nicht. Schließlich wird er nie die Wahrheit erfahren.
    »Und, wie weit bist du gelaufen?«
    »Och … ähm … nicht so weit, bloß

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