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Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For

Titel: Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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man als Karrierefrau bezeichnet«, kommentiert Rosemary, drückt Zitrone über ihrem Räucherlachs aus und legt ein Stück davon auf einen Diätcracker. Ich sehe zu, wie sie behutsam daran knabbert. Obwohl sie kein Gramm Fleisch am Leib hat, achtet Rosemary stets auf ihre Figur. Vermutlich für den Fall, dass sie sich eines Tages doch verabschieden sollte.
    »Dein Boss lässt dich also immer noch ordentlich schuften, ja?«, murmelt Lionel mit einem Bissen Brie im Mund.
    »So in der Art«, erwidere ich vage und beschließe, ihm nicht zu erzählen, dass ich meinen Job vielleicht bald verliere. Ich will nicht, dass er sich Sorgen macht - oder Rosemary noch mehr Munition in die Hand geben. Wenn ich mir noch ein Wort über Annabel anhören muss, ihre Tochter, die ein Jahr älter als ich, glücklich mit einem »Überflieger« in der Stadt verheiratet ist und zwei wunderbare Kinder, ein Loft und ein Französisch sprechendes Kindermädchen hat, werde ich … keine Ahnung, was ich tun werde, aber irgendetwas ganz bestimmt.
    Als ich meine Stiefmutter ansehe, die ihr hellblondes, wie gewohnt zu einem makellosen Chignon-Knoten frisiertes Haar betastet, kann ich mich nur fragen, wie es wäre, wenn Mum noch leben würde und ich mit ihr über meine Sorgen reden und ihren Rat hören könnte. Und sie bitten, mich in den Arm zu nehmen.
    »Oh, ich liebe Hochzeiten!« Rosemary, die sich wie ein Teenager die Hände auf die Brust legt, reißt mich aus meinen Gedanken. »Ich beneide dich wirklich. Dein Job muss so romantisch sein.«
    Verblüfft über dieses untypische Kompliment, weiß ich nicht recht, was ich darauf erwidern soll. Rosemary und ich machen uns gegenseitig keine Komplimente: unsere Kommunikation ähnelt eher einem verbalen Ritterturnier, bei dem jede versucht, die andere aus dem Sattel zu stoßen. Es ist anstrengend. Manchmal wünschte ich, wir könnten einfach nur über die EastEnders oder die neue Tagesdecke plaudern, die sie gekauft hat, so wie Jess es mit ihrer Mum tut. Andererseits ist Rosemary nicht meine Mum.
    Mit zugeschnürter Kehle sehe ich sie an. Und sie wird es auch niemals sein.
    »Äh … eigentlich nicht«, erwidere ich zögernd. »Ich bin dort, um Fotos zu machen, und wenn man so viele Hochzeiten hinter sich gebracht hat wie ich, ist im Grunde eine wie die andere.«
    »Nicht, wenn es die eigene ist«, kontert sie spitz und sieht Lionel wie eine verliebte junge Braut an.
    Ich winde mich innerlich. Es geht mir auf die Nerven, wenn Rosemary Lionel so anschmachtet. »Nein, in dem Fall vielleicht nicht«, räume ich widerstrebend ein. Mit Rosemary einer Meinung zu sein, ist gewöhnlich gleichbedeutend mit einer Niederlage, doch diesmal ändere ich meine Meinung. Vielleicht habe ich mich all die Jahre in ihr geirrt. Vielleicht will sie tatsächlich meine Freundin sein, wie Lionel immer behauptet.
    »Mach dir keine Gedanken, Liebes«, sagt sie, streckt die Hand nach der Weinflasche aus und tätschelt meinen Arm. »Dein Tag kommt auch noch.«
    Diese Bemerkung ist nicht als Gemeinheit gedacht, sondern sie versucht nur, nett zu sein, stimmt’s?
    »Noch jemand Wein?« Sie trinkt ihr Glas aus und hält die Flasche in die Höhe.
    »Mmm, ja, das wäre prima«, strahlt Lionel.
    »Ehrlich gesagt, bin ich aus eigenem Entschluss Single, und nicht gezwungenermaßen«, erkläre ich beiläufig. »Viele Männer wollen mit mir ausgehen.«
    »Das kann ich mir gut vorstellen, so hübsch wie du bist«, stimmt Rosemary zu meiner Überraschung zu. Also versucht sie ernsthaft, nett zu sein. Offenbar bin ich diejenige hier, die paranoid ist. »Obwohl es zu meiner Zeit ganz anders war. Wenn man damals mit 30 noch nicht unter der Haube war, galt man als alte Jungfer.«
    Aua. Sehen Sie, was passiert, wenn ich ausnahmsweise nicht auf der Hut bin? Sie holt augenblicklich zum vernichtenden Schlag aus.
    »Oh, aber heutzutage ist das doch ganz anders, Liebling«, springt Lionel ein und häuft Kartoffelsalat und mehrere Scheiben Schinken auf seinen Teller, ohne zu bemerken, dass zwischen seiner Ehefrau und seiner Tochter gerade der Dritte Weltkrieg tobt. »Die Zeiten haben sich geändert. Heather muss sie wahrscheinlich vertreiben wie die Fliegen, oder?« Er sieht mich bewundernd an. In Lionels Augen bin ich die schönste, talentierteste, intelligenteste Frau, die jemals auf diesem Planeten gewandelt ist.
    »O.K., viele ist vielleicht ein klein wenig übertrieben«, räume ich ein, beschämt von Lionels Hingabe. »Aber darum geht es ja auch

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