Der Wunschzettelzauber
auÃerdem könnten wir eine Spezialität zu Mittag servieren. Vielleicht ein traditionelles plat du jour wie zum Beispiel Boeuf BourguiÂgnon oder arabisches Couscous mit Merguez-Würsten â ein bisschen was Feineres als die Quiche und Salate, die wir sonst auf der Karte âaben.«
»Bruno, das klingt einfach fantastisch. Und ich bin sicher, dass die Leute nur so hereinströmen. Aber, äh ⦠wie willst du das ohne mich machen? Du weiÃt doch, dass ich an den Wochenenden nicht arbeiten kann.«
»Das weià ich. Ich âabe dir immer gesagt, du âast ein Familienleben.«
»Tja, also brauchst du mehr Personal, zum Beispiel einen Koch. Denn das ist das Zweite: Du kochst ja nicht.«
»Nein, ich koche nicht«, erwiderte Bruno grinsend, »ich esse nur. Aber ich kenne einen guten Koch. Meinen Sohn Pascal. Das ist meine groÃe Neuigkeit. Pascal kommt und bleibt für ein paar Monate bei mir. Er kann mich âinter der Theke ersetzen, und an unseren Weinprobe-Sonntagen kocht er.«
Pascal war einundzwanzig und lebte mit seiner Mutter in der Bretagne, wo er in einem Restaurant arbeitete.
»Das sind ja wunderbare Neuigkeiten, Bruno. Das freut mich wirklich für dich.«
Bruno zuckte die Schultern und meinte knurrig: »Du weiÃt ja, dass ich Séverine keinen Vorwurf machen kann, wenn sie von mir nichts wissen will. Ich war ein schlimmer Finger, als wir verâeiratet waren. Viel zu jung â keine Verantwortung. Ich war âinter anderen Frauen âer, wollte mich kaum um Pascal kümmern. Es braucht viel Zeit, um so was zu verzeihen. Aber jetzt Séverine, sie hat sich etwas beruhigt, und sie glaubt, es ist wichtig für Pascal, mich besser zu kennen. Vielleicht sie hofft, dass er sieht, was ich treibe, und macht dann in seinem Leben das Gegenteil davon. Ich bin der Böse â wie ein anti-héro, hein ?«
»Du kannst schon ein ganz schöner Stinkstiefel sein, Bruno«, meinte Chloe, »aber ich kenne Schlimmere. Ich wette, Séverine denkt auch, dass dein Sohn vielleicht ein paar Dinge von dir lernen kann.«
Sie freute sich sehr für Bruno, denn sie hatte immer das Gefühl gehabt, dass er sich danach sehnte, engeren Kontakt zu seinem Sohn zu haben. Nun wurde es Zeit, Nicolas vom Kindergarten abzuholen, und so ging sie, um ihren Mantel zu holen. Es war eine Erleichterung, hinaus auf die StraÃe zu kommen, denn eigentlich hatte sie kein Verlangen danach, sich in Probleme mit Exfrauen oder sonst irgendwelche familiären Komplikationen zu vertiefen. Sie wollte Klarheit. Sie wollte Guillaume sehen und sich wieder so fühlen, wie sie sich gefühlt hatte, als sie im Burgund zusammen waren. Sie sehnte sich nach diesem Gefühl von Offenheit, einer strahlenden Zukunft in Frankreich, der heiteren Art des Lebens auf dem Lande.
Die Alternative ⦠tja, eigentlich gab es gar keine. Natürlich konnte sie in London bleiben. Sie hatte ihre Freundinnen und Freunde, ihre Arbeit im Bon Vivant . Aber was ihr Gefühlsleben betraf ⦠Sie liebte London, ja, andererseits begann sie, sich hier wie in der Falle zu fühlen.
Es war, als würde sie von etwas verfolgt, von etwas Starkem, Mächtigem, etwas Ãberwältigendem, das sie, wenn sie nicht vorsichtig war, verschlingen würde. Nachdem sie sich endlich nach all diesen schmerzvollen Jahren in ein etwas ruhigeres Fahrwasser gerettet hatte, war es da ein Wunder, dass sie vor starken Gefühlen zurückschreckte? Dass sie sich nur noch nach Ruhe und Frieden sehnte, ohne die Ekstasen und Gefahren der Leidenschaft?
Wenn sie nur an sich selbst denken müsste, dann wäre das vielleicht etwas anderes. Dann würde sie sich vielleicht der Herausforderung stellen, die lauernde Raubkatze einladen, mit ihr spielen und sie an ihren Schnurrbarthaaren ziehen, sie einfangen und zähmen und verführen und sich selbst als Verführerin genieÃen.
Ja â alleine, ohne ein Kind, würde sie den Sprung wagen. SchlieÃlich könnte dann niemand anders als sie selbst verletzt werden. Und wie könnte sie keine Verletzung davontragen? Wenn Charlies Frau, die angeblich so wunderbar war, nicht fähig gewesen war, ihn auf Dauer zu halten, welche Hoffnung konnte dann Chloe haben, ihn auch nur für kurze Zeit in ihrem Bann zu halten, bevor sein Jagdinstinkt schon wieder hinter der Nächsten her war.
Es war ein Faktum â ein gefährliches
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