Der Wunschzettelzauber
Sally fühlte Chloe sich besser, abgesehen von einer leichten Niedergeschlagenheit wegen etwas, das sie ihrer Freundin verheimlicht hatte. Aber das war nicht so wichtig. Und je weniger sie darüber sprach und daran dachte, umso besser. Es würde vergehen. Es musste einfach vergehen.
Sie hatte tief und fest geschlafen. Beim Aufwachen hatte sie vage das Gefühl, mehrere lebhafte Träume geträumt zu haben, doch sie konnte sich an nichts erinnern, und das war beruhigend.
Bevor sie mit Nicolas das Haus verlieÃ, schickte sie Guillaume rasch eine E-Mail und bot ihm mehrere mögliche Termine für seinen Wochenendbesuch in London an. Je unverzüglicher Guillaume nach London kommen würde, desto besser wäre es. Sie wollte, dass er einen Draht zu Nicolas fand. Sie wollte ihn ihren Freundinnen und Freunden vorstellen. Sie wollte ihn mit ihren Eltern bekannt machen. Sie wollte, dass die Sache in Gang kam, wollte Nägel mit Köpfen machen.
Wenn Chloe auf weitere Zeichen aus war, dass sie den richtigen Weg beschritt, dann erwartete sie im Bon Vivant bereits eins. Sie hatte kaum die Tür aufgestoÃen, da rief Bruno ihr zu: »Der Wein von deine Guillaume ist gerade geliefert worden!«
Ganz richtig â ihr Guillaume. Diesmal protestierte sie nicht.
Von Chloe angeregt hatte Bruno ein paar Weine von Guillaumes Weingut probiert und war genügend beeindruckt gewesen, um eine Bestellung aufzugeben. Es bereitete Chloe eine stille Befriedigung, die Sablé-Weine im Laden auszustellen. Auf diese Weise war ihr Leben mit Guillaumes Leben bereits verbunden.
Der Rest des Tages verging, ohne dass etwas geschah, was ihren rosaroten Luftballon zum Platzen hätte bringen können. Sally, deren Elternzeit bald vorbei war, hatte heute geschäftliche Verabredungen, nahm alte Kontakte zu Werbefirmen wieder auf. Kaja, die gerade verkündet hatte, dass sie ein zweites Baby erwartete, besuchte einen Schneiderkurs im Eastend. Megan erschien zur Vormittagskaffeepause, war aber auf dem Weg zu einer Verabredung in der City, und Chloe registrierte, dass ihre Fingernägel in einer ungewöhnlichen, fröhlichen Türkisfarbe lackiert waren. Dennoch fand sie Zeit für einen kleinen Schwatz über Guillaume. Megan lauschte mitfühlend und erklärte, dass sie Chloes knospende Romanze höchst aufregend finde.
Nach der Kaffeepause kehrte Chloe an ihre Arbeit zurück und war so beschäftigt damit, Gäste zu bedienen und Telefonanrufe anzunehmen, dass sie die Tür unmöglich im Auge behalten konnte, um zu sehen, ob eine bestimmte Person an diesem Tag wohl erscheinen würde.
Am Nachmittag schickte Guillaume ihr mehrere SMS -Botschaften, in denen er ihr für die vorgeschlagenen Besuchstermine dankte, ihr sagte, dass er sie vermisse, versprach, so bald wie möglich nach London zu kommen, und anmerkte, dass die Rollegge nicht richtig funktioniere.
Als sie am Abend den Laden schlossen, meinte Bruno: » Hé, Chloé? Ich âabe eine gute Idee.«
»Wenn das unsere Hochzeit betrifft, Bruno«, erwiderte Chloe mit einem Augenzwinkern, »dann muss ich dich warnen, dass deine Aussichten nicht die besten sind. Guillaume und ich, wir sind irgendwie ⦠weiÃt du â¦Â«
Bruno lächelte. »Das ist super. Wenigstens macht es mir nicht so viel aus, gegen einen anderen Franzosen zu verlieren. AuÃerdem gebe ich die âoffnung noch nicht auf â erst wenn ich dich âºIch willâ¹ zu ihm sagen âöre, hein ? Nein, ich wollte sagen, dass ich daran denke, Weinproben âier im Café zu organisieren.«
»Super Idee«, stimmte Chloe zu und lehnte sich gegen die Ladentheke. »Aber ich dachte, du wolltest abends nicht geöffnet haben?«
»Ich werde auch nicht abends öffnen«, erwiderte Bruno.
Die Abende waren Bruno heilig, denn abends führte er sein geheimnisvolles Privatleben. Obwohl er etwas von einem einsamen Cowboy an sich hatte â sein melancholisches Gesicht und seine knurrige, wortkarge Art, der Anschein eines Mannes, der bereits alles gesehen hatte â, schien Chloes Chef dennoch eine Menge Freunde zu haben, darunter auch einige Frauen.
»Ich âabe an eine Weinprobe einmal im Monat gedacht, zum Beispiel an einem Sonntag vor dem Mittagessen.«
»Und vielleicht an diesem Tag auch ein Preisnachlass auf die Weine«, schlug Chloe vor.
» Exactement . Du nimmst mir das Wort aus dem Mund. Und
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