Der Wunschzettelzauber
sie kannte sich im Dunkeln in dem Haus nicht aus und fiel eine Steintreppe hinunter und brach sich das Genick. Einfach so. Mit achtundzwanzig.«
»Mein Gott, entsetzlich«, stieà Chloe hervor, und ihre Augen wurden feucht.
»Ja.« Sally sah sie an. »Ach, Schatz, hör auf, sonst fange ich auch an. Na ja, jedenfalls war er verrückt nach ihr. Sie war die Liebe seines Lebens. Aber, sagte er, ungefähr ein Jahr lang war keine Frau vor ihm sicher. Er stürzte sich auf alles, was einen Rock anhatte â wie ein Sexbesessener.«
»Wirklich?« Chloe machte groÃe Augen.
»Schockiert dich das? Hältst du das für lieblos? Siehst du, das ist der Unterschied zwischen uns. Mich schockiert das kein bisschen. Im Gegenteil, ich verstehe es absolut. Weil es wahrscheinlich genau das ist, was ich täte, wenn ich Philip verlieren würde. Trost in möglichst viel Sex suchen, ohne viel nachzudenken, bis ich allmählich wieder etwas Boden unter die FüÃe bekäme. Zum Glück hat Philip nie eine Neigung dazu verspürt, im Dunkeln Verstecken zu spielen, also sollten wir hoffentlich von diesem traurigen Schicksal verschont bleiben.«
»Ach Sal.«
»Schon gut«, lachte Sally unter Tränen. »Das liegt nur an diesem verdammten âºSofa der Verzweiflungâ¹. Das geht einem echt an die Nieren, ob man will oder nicht.«
»Ich weië, erwiderte Chloe und legte einen Arm um Sally. » Solche Gespräche schmerzen manchmal. Sie heilen aber auch unsere Herzen.«
»In der Tat, SüÃe.«
»Es ist wie auf dem Zahnarztstuhl.«
»Haargenau so. Tja, jetzt habe ich den Faden verloren, nicht?«
»Ja, hast du.«
»Wovon habe ich gerade gesprochen? Ach ja, ich weiÃ. Die ganze Zeit bleibst du Antoines Erinnerung treu, und kein Mann darf dir nahekommen, sonst wird ihm der Kopf abgerissen, und im nächsten Augenblick schwärmst du in den höchsten Tönen von diesem Kerl, den du kaum kennst, und erzählst mir, er wäre der perfekte Mann für dich. Ich verstehe dich nicht.«
»Tut mir leid«, erwiderte Chloe leise.
»Oder«, fuhr Sally nachdenklich fort, »vielleicht musste es so kommen. Du warst viel zu angespannt.«
»War ich das? Ich weià nicht, Sal. Ich habe eben einfach gefühlt, was ich fühlte.«
Sally seufzte. »Ich weiÃ. Tut mir leid. Da trample ich schon wieder mit meinen groÃen FüÃen im Porzellanladen herum.«
»Du hast keine groÃen FüÃe.«
»Doch, du brauchst mir nichts vorzumachen. Ich trage GröÃe 41, verdammt.«
»Wenigstens hast du damit in den Schlussverkäufen viel mehr Auswahl. Wenn du GröÃe 38 hast wie ich, bist du verratzt. Alles halbwegs Nette ist dann schon weg, bevor du überhaupt rankommst.«
Sally grinste. »Ach, ach, warum sind wir Frauen nur so sehr auf Schuhe fixiert? Ich glaube, das ist genetisch. Mit achtzehn Monaten war Tallulah schon ganz versessen auf Schuhe. Ihr erstes Wort war Louboutin .«
»Nicht wirklich.«
»Nein, nicht wirklich, aber es hätte gut sein können.«
»Was war denn wirklich ihr erstes?«
»Na, âºNeinâ¹ natürlich.«
»Ah ja. Nicolasâ erstes Wort war âºAutoâ¹.«
»Daran erinnere ich mich. Der kleine Rennfahrer.«
»Oh Sally, es ist schon so spät. Ich will dich nicht länger aufhalten. Möchtest du noch einen Gute-Nacht-Tee, bevor du fährst?«
»Mach dir keine Gedanken darum, SüÃe. Aber vorher â¦Â«
»Hmm?«
»Du kennst doch die Regeln. Ich kann erst fort, wenn dieses Sofa nicht mehr ein Ort der Verzweiflung ist. Wir müssen den Zustand des Glücks erreichen oder wenigstens der Heiterkeit. Gut. Also Âkonzentriere dich ⦠und sag mir, was du genau für ihn empfindest. Ich verspreche, dass ich nicht lachen werde. Die Uhr läuft, ab ⦠jetzt!«
»Na ja«, begann Chloe und dachte zurück. »Es ging mir gut, bis wir von Chinatown wieder nach Hause kamen, und hier hat es mich plötzlich kalt erwischt. Ich fühlte mich so verloren.«
»Wieso verloren?«
Chloe umschlang ihre Knie mit beiden Armen und schloss die Augen. »Ich hab ihn plötzlich vermisst. Ich hab mich danach gesehnt, ihn zu sehen.«
»Du wirst ihn ja schon bald wiedersehen.«
»Ach ja, je früher, desto besser. Wenn ich bei ihm bin, ist alles im Lot. Es fühlt sich einfach an,
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