Der Wunschzettelzauber
Mensch.
Und sie war nun einem anderen ehrenwerten Mann verpflichtet. Sie war vorverlobt mit Guillaume. Sie würde eben einfach darüber hinwegkommen müssen, was sie für Charlie empfand. Jedenfalls schien er inzwischen nicht mehr viel für sie übrigzuhaben, was immer sie ihm auch anfangs bedeutet haben mochte. Nach einigem Nachdenken kam sie zu dem Schluss, dass die beste Methode, über Charlie hinwegzukommen, wohl die war, Freundschaft mit ihm zu schlieÃen. Ja, sie würde alles Ungute zwischen ihnen bereinigen. Zumindest hatte er eine Entschuldigung dafür verdient, wie sie ihn behandelt hatte.
Also machte sie mit Nicolas am Samstagmorgen vor dem Mummy-und-Kiddy-Brunch bei Sally noch einen Umweg in den Park. Sehr wahrscheinlich würde sie Charlie mit Katie dort antreffen. Zuerst stellte sie enttäuscht fest, dass die beiden nicht da waren. Nicolas klagte, dass er zu seinen Freunden wolle, die sich schon bei Sally versammelt hätten, aber Chloe bat ihn, noch ein wenig Geduld zu haben. Sie hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben, und Nicolas drängte sie immer hartnäckiger, endlich zu Tallulah und Max zu gehen, doch da entdeckte Chloe plötzlich Katie, die sich mit ihrem grünen Roller auf einem der Wege näherte. Chloe fühlte etwas in ihrer Brust explodieren, eine Art Feuerwerk. Dann erschien er unter den Bäumen â dicht gefolgt von Anna und ihrer Tochter Charlotte und von dem Shampooreklame-Girl und deren beiden Kindern. Ein Gruppenausflug.
Mit klopfendem Herzen blieb Chloe, wo sie war, und stieà Nicolas auf der Schaukel an. Sollte das Schicksal entscheiden. Vielleicht gingen sie ja am Spielplatz vorbei zum Café. Vielleicht aber â¦
»Nicolas! Hallo!«, hörte sie Katie mit hoher, kristallklarer Stimme laut rufen. Nicolas, der sich an der Schaukelkette festhielt, blickte sich suchend um.
»Mummy, ich will runter!«, schrie er dann.
Chloe sah ihm lächelnd zu, wie er auf seinen eigenen Roller sprang, um schneller zu Katie zu gelangen. Langsam erlaubte sie sich, ihren Blick in Richtung der Gruppe zu schwenken. Sie betraten alle den Spielplatz, wobei Charlie am Eingangstor Müttern und Kindern den Vortritt lieÃ. Er hatte sie gesehen, dessen war Chloe sich sicher, aber er lächelte nur kurz in Nicolasâ Richtung und beschäftigte seine Augen ansonsten mit anderen Dingen. Nachdem er als Letzter durch das Tor eingetreten war, begann er sofort, sich mit Shampooreklame-Girl zu unterhalten. Kurz darauf gesellten sich ihnen noch weitere drei Frauen zu: die Samba-Königin, ihre deutsche Kollegin und eine attraktive dunkelhaarige Mutter von drei Kindern mit osteuropäischen Gesichtszügen, die Chloe schon einige Male im Bon Vivant gesehen hatte. Charlie umgeben von Frauen â dieses Bild lieà sie unweigerlich an James Bond denken. Er musste nur noch einen Smoking anziehen und eine Pistole mit Schalldämpfer vor der Brust halten, und die Szene wäre perfekt: LiebesgrüÃe aus dem Sandkasten .
Chloe schluckte. Sie durchschaute jetzt das Trugbild à la James Bond. Sie schuldete ihm eine Erklärung und eine Entschuldigung. Hier und jetzt. Nun hieà es, über ihren eigenen Schatten zu springen. Nicolas und Katie waren mit Annas kleiner Tochter Charlotte zum Klettergestell gegangen und kletterten gerade die Seilleiter hinauf zur Rutsche. Katie, die wie viele kleine Kinder anscheinend kälteunempfindlich war, hatte sich ihres Mantels entledigt. Darunter trug sie einen Rolli, eine buntgestreifte Strumpfhose und ein rotes Schürzenkleid, das ganz wie eine von Kajas Kreationen aussah und wahrscheinlich auch war.
Langsam, mit klopfendem Herzen, aber geradeaus und entschlossen ging Chloe über den Spielplatz zu der Gruppe der sich unterhaltenden Erwachsenen hinüber. Die Frauen bemerkten ihre Anwesenheit nicht sofort, Charlie aber wusste, dass sie neben seinem Ellbogen stand, dessen war sie sich sicher.
»Also ich weià nicht«, sagte die dunkelhaarige dreifache Mutter gerade mit einem sexy klingenden, heiseren Balkanakzent. »Der Bericht über die Ofsted -Schule klingt nicht so gut.«
»Aber sie legen dort groÃen Wert auf Kunsterziehung«, meinte das Shampoo-Girl. »Und ich finde, Kreativität ist in diesem Alter so wichtig.«
Schulen. Natürlich. Das Thema Nr. 1 aller Spielplatzgespräche.
»Wohin soll denn Katie mal gehen?«, erkundigte sich die Balkan-Mum bei
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