Der Wunschzettelzauber
fast zu schön, um wahr zu sein. Eine weitere märchenhafte Verabredung, und Chloe landete mit Antoine im Bett. Als sie schlieÃlich in benommenem und glücklichem Schweigen nebeneinanderlagen, bemerkte Antoine: »Endlich! Da muss ich erst fünfunddreiÃig Jahre alt werden, bis ich meinen ersten coup de foudre erlebe.«
»Hmmm? Coup de was?«, fragte Chloe mit halb erstickter Stimme, da sie das Gesicht an seine Schulter gepresst hatte.
» Coup de foudre . Das bedeutet Blitzschlag. Ich habe dich gesehen, und im selben Augenblick war es um mich geschehen. Ohne eine Sekunde nachzudenken.«
Bei diesen Worten hatte Chloe sich steil aufgesetzt und ihn angesehen. Antoine besaà den kraftvollen, durchtrainierten Körper eines Sportlers und sah nackt wunderschön aus.
»Du meinst so etwas wie Liebe auf den ersten Blick?«, erkundigte sie sich freudig und geschmeichelt.
»Ja. Ich habe nie ganz an so etwas geglaubt, aber jetzt weià ich, dass es das gibt. Als ich dein Gesicht zum ersten Mal sah, dachte ich: Das ist sie â die Frau meines Lebens. Da konnte ich dich doch nicht einfach gehen lassen, oder?«
»Oh nein, natürlich nicht«, hatte Chloe mit gespieltem Ernst erwidert, sich dann der Länge nach auf ihn gelegt und ihre Lippen auf seinen Mund gepresst.
Eine berauschende Vorstellung, vor allem für jemanden wie sie, die bis dahin immer nur mit eitlen Schönlingen zusammen gewesen war, die bei allem immer mit einem Auge auf ihr eigenes Spiegelbild schielten.
Antoine jedoch machte ihr auf elegante und höchst entschlossene Weise den Hof, und er machte jeden Tag zu etwas Besonderem. Die Stunden mit ihm waren aufregend, leidenschaftlich und zugleich fröhlich und heiter. AuÃerdem gab es da noch seine bewundernswerte Arbeit. Sie war mit enorm viel Stress verbunden, der ihn aber nur zu beflügeln schien. Es erinnerte Chloe oft an Emergency Room . Die ganze Affäre war so atemberaubend, dass sie noch nicht dazu gekommen war, über alles nachzudenken; da beugte er sich eines Tages wild zerzaust und voller Leidenschaft im Bett über sie und erklärte mit entwaffnender Ernsthaftigkeit: »Chloe, ich will dich heiraten.«
Nun ja, sie kannten sich wirklich noch nicht sehr lange, und mit fünfundzwanzig hatte Chloe natürlich noch nie ernsthaft an eine Ehe gedacht. AuÃerdem würden ihre Eltern sie wahrscheinlich für vollkommen verrückt halten. Diese Gedanken fuhren ihr in Sekundenschnelle durch den Kopf, nur um von dem überwältigenden, wunderbaren Gefühl Ja, ich will deine Frau werden beiseitegefegt zu werden. Liebe auf den ersten Blick. Der Coup de foudre . Wie ein Blitzschlag hatte es sie getroffen. Und abgesehen davon, wann würde sie je wieder eine solch vollkommene romantische Geschichte erleben? Dass ihr â in Paris! â ein umwerfend attraktiver Franzose, der verrückt nach ihr war, einen Heiratsantrag machte? Nie mehr. Und so hatte sie im Bruchteil einer Sekunde den Entschluss gefasst, die Gelegenheit beim Schopf zu packen, den Moment auszukosten, Ja zum Leben zu sagen. Mit der Unbekümmertheit der Jugend hatte sie sich in der Fantasie bereits vage eine Zukunft mit Antoine ausgemalt. Warum also zögern? Warum nicht das Abenteuer gleich auf der Stelle beginnen?
Und so hatte sie »Ja!« geantwortet und ihn an sich gezogen.
»Chloe, Baby? Möchtest du ein Eis?«, erklang eine weibliche Stimme wie von weit, weit her.
Chloe zuckte zusammen und kehrte abrupt in die Gegenwart zurück â zu der Picknickdecke, den Kinderwagen mit den schlafenden Babys und den Gesichtern ihrer drei Freundinnen, die ihr alle zugewandt waren.
»Du bist ja mit den Gedanken meilenweit weg, Baby!«, rief Megan lächelnd. »Da drüben kommt der Eiswagen, und ich gehe hin. Möchtest du etwas?«
»Nein danke«, erwiderte Chloe und erhob sich, um nach Nicolas zu sehen. Er bewegte sich. Sie nahm ihn auf, machte es ihm mit dem Köpfchen auf ihrer Schulter bequem und ging ein paar Schritte barfuà über das Gras. Sie genoss es, das Gewicht seines zarten, kleinen Körpers zu fühlen, seine Wärme, sein absolutes Vertrauen in sie.
Nicolasâ Geburt selbst war eine zweckmäÃige Angelegenheit ohne groÃe Gefühle gewesen. Sie hatten ihn mit einem Kaiserschnitt geholt, weil die Hebamme fand, dass Chloe noch zu angegriffen war, um die Anstrengungen einer natürlichen Geburt
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