Der Wunschzettelzauber
Nächste«, das Megan verabscheute.
Aber das stellte sich alles erst später heraus, als sie wieder in London zurück waren. Und gleichzeitig stellte Megan fest, dass sie, nachdem sie zusammen getanzt und zusammen gelacht und zusammen geschlafen und sich auf ein anscheinend fehlerhaftes Kondom verlassen hatten, schwanger war â mit Zwillingen. Sie hatten sich zusammen eine Wohnung genommen und waren selbst jetzt, nachdem sie Eltern geworden waren, immer noch dabei, die Kluft zwischen ihnen zu überbrücken.
Während die Unterhaltung über Geburten weiterplätscherte, wandte Chloe den Blick von ihren Freundinnen ab, lieà ihn über die sonnige smaragdgrüne Rasenfläche schweifen und dachte an ein anderes sommerliches Picknick, im Bois de Bologne, mit Antoine, vor vielen Jahren. Wie sie in einem Ruderboot auf dem See gewesen waren. Und wie andere Leute ihnen zugerufen hatten, dass sie Platz machen sollten, nachdem Antoine aufgehört hatte zu rudern, in dem schwankenden Boot zu ihr auf die andere Bank geklettert war und sie sich blind vor Glück geküsst und geküsst hatten und abgedriftet waren.
Im Allgemeinen sah es Antoine nicht ähnlich abzudriften. Er hatte es gern, wenn die Dinge rasch erledigt wurden und er mit allem vorankam. Er war immer in Eile, und ihre Pariser Romanze war entsprechend stürmisch verlaufen. Sie hatte bei einer Dinner-Party begonnen, zu der Chloe irrtümlich gegangen war.
Sie war von einem Bekannten aus der Modebranche, der sich über Konventionen locker hinwegsetzte, als Begleiterin mitgenommen worden, doch als sie sah, dass es sich nicht um eine groÃe Party für jedermann handelte, sondern um eine Abendessenseinladung in engem Kreise, entschuldigte sie sich peinlich berührt bei den Gastgebern und wollte gleich wieder gehen. Doch noch bevor sie wieder in ihren Mantel schlüpfen konnte, hatte ein fantastisch aussehender Franzose â groÃ, dunkelhaarig, schwarz gekleidet, mit einem berückenden Lächeln â ihre Hand ergriffen und darauf bestanden, dass sie blieb. Das Schicksal hätte ihm diese wunderschöne Frau gesandt, erklärte er den anderen Gästen, und er würde sie sich nicht durch die Finger schlüpfen lassen.
Zuerst hatte Chloe nur gelacht und erneut versucht, zur Haustür zu gelangen, aber Antoine hatte darauf bestanden, dass sie blieb, und von seinem warmherzigen Lächeln und seinem ernsthaften, interessierten Blick fasziniert, gab sie nach und versprach, »nur für eine Minute« zu bleiben. Und danach kam Chloe sich plötzlich vor wie in die wundersame Welt des französischen Films versetzt. Die Dialoge liefen wie am Schnürchen, die Beleuchtung war perfekt, die Heldin bezaubernd, die männliche Hauptfigur geheimnisvoll, unwiderstehlich, geistreich. Man konnte es kaum erwarten, was als Nächstes geschehen würde. Dieses Erlebnis war etwas ganz Besonderes, etwas, dem sie sich nicht entziehen durfte.
Die schöne junge Frau, die anscheinend die Gastgeberin war, murmelte ein amüsiertes »Ah, lâamour ⦠« und legte ein weiteres Gedeck auf, direkt neben Antoines Platz. Antoines Englisch hatte einen hinreiÃenden Akzent und war ausgezeichnet, besser als Chloes Französisch damals. Zuerst kam Antoine ihr so unglaublich erwachsen und überlegen vor, dass sie ihm den gröÃten Teil ihrer Unterhaltung überlieÃ. Nach ein paar Gläsern Wein aber gab sie ihre Zurückhaltung auf und begann, auf seine Fragen in leicht flirtendem Ton zu antworten.
Es war angenehm, mit so viel Aufmerksamkeit beehrt zu werden, aber sie hatte es nicht allzu ernst genommen. Antoine sah in der Tat blendend aus, aber er kam ihr vor wie von einem anderen Stern. Erstens war er deutlich älter als sie â fünfunddreiÃig, während sie nur fünfundzwanzig Lenze zählte â und zweitens gar nicht ihr Typ. Bis dahin war Chloe meist mit Typen zusammen gewesen, die wie sie aus der Modebranche kamen. Ihr letzter Lover, mit dem sie eine Weile zusammengelebt hatte, bevor sie London verlieÃ, war ein gerade aufgehender Stern am Himmel der Modefotografie gewesen. Ihr Liebesleben hatte sich also praktisch zwischen Elle und American Vogue abgespielt.
Sie war sich dessen bewusst, dass sie in einer der trivialsten Branchen überhaupt arbeitete, in der es nur darum ging, lächerliche Kleider zu erfinden und zu feiern. Antoine dagegen war
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