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Der Wunschzettelzauber

Der Wunschzettelzauber

Titel: Der Wunschzettelzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Muriel Zagha
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kritzelte in grellgrüner Farbe eifrig vor sich hin. Vielleicht konnte sie eins von diesen tollen japanischen Dingern für ihn besorgen. Sie würde ihren Bruder James fragen, der ein Experte für ausgeflipptes Spielzeug war. Das wäre auf alle Fälle besser, als aus Bananenschalen und Toilettenpapier-Papprollen eine scheußliche Roboterpuppe zu basteln, die gar nichts tat. Nicht zum ersten Mal musste sie sich eingestehen, dass sie keine besonders geschickte Bastel-Mutti war, die aus allem etwas zaubern konnte. Na und. Niemand ist vollkommen.
    Â»Und … ein paar Glitzerfarbstifte … und einen Recycling-Müllabfuhr-Laster …«
    Steht auf Glitzer und ist umweltbewusst , dachte Chloe und betrachtete von der Seite lächelnd Nicolas’ kleines Gesicht, das ernsthafte Konzentration ausdrückte. Brillant .
    Â»Und eine Puppenküche, damit ich was Leckeres zu essen kochen kann.«
    Sehr guter , antisexistischer Wunsch, kommentierte Chloe innerlich. Ich mache vielleicht doch etwas richtig, jawoll! Ich bin gar keine so schlechte Mum!
    Â»Und ein Fußball-Kostüm.«
    Chloe überlegte mit zusammengekniffenen Augen. Das hatte bestimmt nichts mit Karneval zu tun. »Meinst du ein Fußball-Trikot?«, erkundigte sie sich.
    Nicolas nickte. Auch keine große Überraschung. Der Kleine liebte Fußball, wenn auch sein Fachvokabular manchmal noch zu wünschen übrig ließ. Jeden Samstagvormittag nahm ihn Giles Hare, ein guter Bekannter, der in seiner Familie den Hausmann gab, zusammen mit seinem ebenfalls vierjährigen Sohn Hendrik mit in den Park zum Fußballspielen. Giles war ein Schatz und ein Helfer in allen Lebenslagen, eines der zuverlässigen männlichen Wesen in Nicolas’ Leben, ähnlich wie Chloes Bruder und wie Bruno, ihr Chef. Außerdem war da noch Sallys Philip, der sich verpflichtet hatte, in einem oder zwei Jahren mit Klavierunterricht für Nicolas zu beginnen. Nein, Nicolas hatte keinen Mangel an Vaterfiguren. Er besaß einen ganzen Sack voll davon.
    Das hatte sie wirklich gut hingekriegt, überlegte Chloe zufrieden. Sie hatte sich nach Kräften bemüht, Nicolas’ Welt so normal und ausgeglichen wie möglich zu gestalten. Nicolas klammerte sich immer ein wenig an sie, was unter den besonderen Umständen kein Wunder war, und sie hatte sich dankbar in dem Sonnenschein seiner Zuneigung gewärmt, aber es wäre wohl nicht gut für ihn – wie ihre Mutter immer wieder betonte –, wenn er zu lange an ihren Schürzenbändern hing.
    Nicht dass Chloe sich erinnern konnte, zu Hause je eine Schürze getragen zu haben. Besonders, da ihre alte Art des »Vage-in-den-Tag-hinein-Lebens« allmählich wieder ein wenig auflebte, nachdem sie von dem Kummer der vergangenen Jahre vollkommen untergedrückt worden war. Natürlich wäre es nützlich, eine richtige Superhausfrau zu sein, dachte sie spöttisch, aber sie kannte ihre Grenzen. Eine Leopardin konnte ihre Flecken nicht vollkommen ablegen, auch wenn aus der Leopardin eine geschickte »Multi-Tasking«-Mami geworden war. Und was war schon so schlimm daran, wenn sie nur selten einen Kuchen backte? Schließlich hatte ihr Job im Bon Vivant auch den unschätzbaren Vorteil, dass es dort französisches Gebäck gab. Bruno gab ihr immer ein köstliches pain au chocolat oder ein Mandel-Croissant für Nicolas mit nach Hause.
    Vielleicht um sich selbst – und der Welt – zu beweisen, dass sie in dieser Hinsicht keine vollkommene Versagerin war, improvisierte Chloe jedoch jedes Mal zu Nicolas’ Geburtstag einen ganz besonderen Kuchen. Die Ergebnisse waren garantiert immer einzigartig und ausgefallen, und Nicolas verhielt sich wie ein Gentleman und erklärte jedes Mal, wie sehr sie ihm gefielen. Sie erinnerte sich noch an seinen ersten Geburtstag. Der Eisenbahn-Kuchen – einzelne, aus Teig zugeschnittene Waggons mit marmeladebestrichenen Gummibärchen und Smarties darauf – hatte ziemlich verunglückt gewirkt, weil der verdammte Tortenguss nicht darauf fest werden oder kleben wollte, oder was immer ein Tortenguss zu tun hatte. Allerdings, erinnerte sie sich mit einem kleinen, schmerzlichen Stich in der Herzgegend, hatte sie sich selbst damals auch noch ziemlich neben dem Gleis gefühlt.
    Dann war da der Dinosaurier-Kuchen gewesen, den jeder außer Nicolas für ein dickes braunes Schaf mit Raubtierzähnen

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