Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Wunschzettelzauber

Der Wunschzettelzauber

Titel: Der Wunschzettelzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Muriel Zagha
Vom Netzwerk:
gehalten hatte. Und im vergangenen Sommer der Feuerwehrauto-Kuchen, der mehr wie ein zerquetschter Hut wirkte, auf den sich jemand gesetzt hatte. Nicolas hatte sich jedes Mal rührend begeistert gezeigt und alle Kuchen für »mnjammnjammnjam « und für die schönsten überhaupt erklärt. Also waren sie die Mühe wert gewesen.
    Â» Und … ein Feuerwehrmann-Kostüm .«
    Chloe schrieb den Wunsch nieder und freute sich insgeheim, dass ihre letzte Kuchenkreation ihm die Begeisterung für die Feuerwehr nicht genommen hatte. Herrje, diese Liste wurde wirklich lang.
    Vielleicht war es an der Zeit, die Erwartungen ein kleines bisschen zu dämpfen. Sie blickte ihren Sohn an und begann sanft: »Du weißt doch, dass das nur eine Wunsch liste ist, oder, mein Schatz? Ich meine, du weißt, dass du vielleicht nicht alles bekommst, was du dir wünschst?«
    Â»Ja, das weiß ich, Mummy«, erwiderte Nicolas und blickte sie mit seinen haselnussbraunen Augen in einer Weise nachdenklich an, die sie unwiderstehlich an Antoine erinnerte. Jetzt, nach fünf Jahren, empfand sie bei dieser Ähnlichkeit mit seinem Vater mehr Freude als Schmerz. Manchmal sah er auch seinem Onkel, ihrem Bruder James, ein wenig ähnlich, so wie Chloe ihn aus ihrer Kindheit in Erinnerung hatte, und manchmal hatte er eine Art, die sie an Kindheitsbilder ihres Vaters erinnerte. Nicolas hatte von ihnen allen etwas, nicht nur von Antoine. Und er war unglaublich anders als sie und hatte seinen eigenen Kopf.
    Â»Aber ich sage so gern alles, was ich mir wünsche«, fuhr Nicolas fort. »Dann kann der Weihnachtsmann sich etwas aussuchen.«
    Â»Haargenau«, stimmte Chloe nickend zu. Die Liste war ein wertvoller Leitfaden. Denn Antoines Eltern kauften immer wundervolles französisches Spielzeug in Massen, und auch ihre eigene Mutter neigte dazu, bei Weihnachtsgeschenken ein wenig das Maß zu verlieren, vor allem, seit sie ihre Begeisterung für Onlineshopping entdeckt hatte. Chloe aber wollte nicht, dass Nicolas mit Geschenken allzu sehr überhäuft wurde. Prüfend betrachtete sie die Wunschliste. Ja, wahrscheinlich würde sie all diese Dinge besorgen und ein paar davon für seinen nächsten Geburtstag im August zurückbehalten. Es war immer nett, ein paar Überraschungen für ihn bereitzuhalten.
    Â»Mummy?«
    Â» Oui, chéri ?«
    Â»Wie kommt das, dass der Weihnachtsmann im Schnee nie tot wird?«
    Chloe lächelte. »Na ja, er ist an kaltes Wetter gewöhnt, weil er doch am Nordpol lebt. Und er hat eine pelzbesetzte Mütze und einen kuschelig warmen Mantel an. Er ist so gut vor dem Wetter geschützt, dass es ihm gar nichts ausmacht.«
    Nicolas nickte nachdenklich.
    Â»Sonst noch etwas, Sir?«, erkundigte sich Chloe geschäftig, den Stift schon auf das Papier gesetzt.
    Â»Ja. Einen Daddy!«
    Â»Einen …?«, wiederholte Chloe, deren Herz für einen Augenblick aussetzte.
    Â»Einen Daddy .«
    Â»Aha, also gut.« Sie schrieb mit zusammengekniffenen Augen und mit solch verzweifelter Kraftanstrengung, dass der Stift fast das Blatt Papier durchbohrte.
    Â»Dumme Mummy!«, kommentierte Nicolas amüsiert.
    Als Chloe die Augen öffnete, sah sie das Blatt wie durch einen Nebel, die Buchstaben verschwommen und nicht lesbar. Antoine , dachte sie verzweifelt.
    Â»Ich möchte eine Mummy und einen Daddy, die bei mir sind«, erklärte Nicolas fest. »Alle beide.«
    Chloe hatte ihr Gesicht von ihm abgewandt und gab nur einen zustimmenden Laut von sich, denn sie traute ihrer Stimme nicht. Sorgfältig steckte sie die Kappe auf den Stift und murmelte: »Der darf nicht austrocknen.« Dann legte sie ihn auf den Tisch und wischte sich die schweißnassen Handflächen an ihren Jeans ab. Schau zur Decke hinauf. Atme tief durch. Nicht weinen . Sie rieb sich mit beiden Händen über das Gesicht. Dann blickte sie gerade vor sich hin und legte einen Arm um ihren kleinen Sohn.
    Â»Ein Daddy, das ist ein sehr großes Geschenk«, brachte sie mit leiser Stimme hervor.
    Â»Ich weiß! Aber der Weihnachtsmann kann das.« Er überlegte einen Augenblick, dann setzte er hinzu: »Ich war nicht so unartig, oder? Der Weihnachtsmann kommt doch zu mir, oder?«
    Â»Das wird er«, erwiderte Chloe und drückte ihn an sich. »Aber ein Daddy …« Sie brach ab. Wie nur konnte sie ihm das erklären?
    Â»Also, steckst du meinen Brief in

Weitere Kostenlose Bücher