Der Wunschzettelzauber
Haus arbeitete.
Manchmal, wenn sie etwa an das Burning Man Festival in ÂNevada dachte, wo sie nackt und Hand in Hand mit anderen Freigeistern in der Black-Rock-Wüste auf ihren Rollerblades herumgesaust war, fragte Megan sich, wie um alles in der Welt sie nur als VollzeitÂhausfrau und Gastgeberin für die Gesellschaften ihres Partners hatte enden können. Aber dann machte sie für gewöhnlich einfach weiter.
Es gab immer irgendein Abendessen oder eine Stehparty zu organisieren, und ihre drei Kinder beanspruchten sie so sehr, dass sie oft fast am Ende ihrer Kräfte war, trotz der regelmäÃigen Anwendung von Kaja-Wodka-Socken. Und dann war da dieser Vorfall, als Theo sich mitten in einem Familienurlaub auf Mauritius plötzlich entschlossen hatte, nach Hause zur Arbeit zurückzukehren, und es Megan überlassen blieb, den Urlaub alleine zu Ende zu bringen und dann den langen Rückflug mit den Zwillingen und all ihrem Gepäck ohne Hilfe zu bewerkstelligen. Sie hatte dabei gelernt, dass Urlaub für sie nicht bedeutete, sich einfach entspannen zu können.
Ungefähr eine Stunde lang hatte Chloe die üblichen Grüppchen, die auf dem Spielplatz kamen und gingen, beobachtet: die coolen, flotten Mums und Dads, die über die ganze Arbeitswoche hinweg bezahlte Hilfskräfte hatten und jetzt dampfende Becher Caffè Latte vom nächsten Starbucks umklammerten, mit ihren standesgemäà in Designerklamotten steckenden Sprösslingen; die ganz jungen Mütter mit ihren ersten Babys, so winzig und so warm in flauschige Decken eingehüllt, dass man sie nicht sah, wenn man nicht hinging und hineinspähte; Kindermädchen aus Osteuropa, die von ihren Schützlingen tyrannisiert wurden und dabei die Minuten zählten, bis es endlich Abend war und sie sich in schicke Klamotten werfen und die Clubs unsicher machen konnten; Mitglieder der »Birkenstock-Trampeltier-Brigade«, die für eine Weile gezwungen waren, ihre Birkenstock-Sandalen gegen pelzbesetzte Stiefel einzutauschen; GroÃeltern mit roten Nasen, die gnadenlos in die Kälte geschickt worden waren, damit die Kleinen an die frische Luft kamen; eine gackernde Gruppe von HMM s (hochnäsigen Müttern von Mädchen), deren gehorsame Töchter sich an den Händen hielten und lieblich singend Ringelreihen tanzten, während ihre Mütter mitleidige Blicke auf ein paar DML s (defensive Mütter von Lausbuben) und äuÃerst missbilligende Blicke auf deren Sprösslinge warfen, die sich unter wildem Gekreisch und Getobe ihre Spielzeugschwerter gegenseitig auf die Köpfe schlugen.
AuÃerdem waren ein paar Wochenend-Dads zu sehen, die ihren Frauen eine Ruhepause verschafften. Chloe erspähte einen Vater, eine groÃe, schlanke Figur in Jeans und Lederjacke, der sich tatsächlich unter eine Gruppe Mamis gemischt hatte, doch die anderen Dads blieben auÃerhalb des Spielplatzes, vielleicht um zu demonstrieren, dass dies nur eine gelegentliche Nebenbeschäftigung für sie war; an das Geländer gelehnt sprachen sie in ihre Handys.
Giles Hare, Chloes Hausmann-Kumpel, gehörte natürlich nicht zu diesen Amateuren. Er rannte drauÃen auf dem nassen Rasen mit seinem Sohn Hendrik wie wild hinter einem Ball her und brachte ihm offensichtlich einige FuÃballregeln bei.
Giles hatte das Glamourgirl Susanna, eine Fernsehproduzentin, geheiratet. Er selbst, ein höchst attraktiver Mann, war einst in der Londoner Geschäftswelt sehr erfolgreich gewesen, hatte sich aber, nachdem er ein kleines Vermögen angehäuft hatte, schon früh zurückgezogen. Er und Susanna hatten sich entschlossen, eine Familie zu gründen, und Giles hatte sich bereit erklärt, als Hausmann bei dem Baby zu bleiben, als Susanna wieder in ihre geliebte Arbeitswelt zurückkehren wollte. Dabei hatte er sich als äuÃerst geeignet und geschickt erwiesen.
Innerhalb eines Jahres hatte sich Giles aus einem geschniegelten, Hugo-Boss-gekleideten (und, wie er selbst sofort zugab, äuÃerst neurotischen und gestressten) Geschäftsmann in ein lächelndes, entspanntes und gebräuntes Wesen verwandelt â ein glücklicher Mann, der wie sein vierjähriger Sohn bunte, bequeme Klamotten und bequeme Sportschuhe mit Haftverschluss trug. Gilesâ Verwandlung ähnelte der von Clark Kent in Superman â oder in seinem Falle Superdad â, und er hatte Chloe mehr als einmal mit nur einem
Weitere Kostenlose Bücher