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Der Zauber deiner Lippen

Der Zauber deiner Lippen

Titel: Der Zauber deiner Lippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: OLIVIA GATES
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„bekommen“ können. Wieder senkte sie den Blick. „Ich glaube, ich sollte mich jetzt ein bisschen ausruhen.“
    „Ja, tu das.“ Er wandte sich zur Tür, drehte sich dann aber noch einmal um und sah Cybele ausdruckslos an. „Mels Trauerfeier ist heute Nachmittag. Das solltest du wissen, finde ich.“
    Mels Trauerfeier … daran hatte sie überhaupt nicht gedacht. Sie räusperte sich. „Ja, danke.“
    „Bedank dich lieber nicht bei mir. Vielleicht hätte ich dir das gar nicht sagen sollen.“
    „Warum denn nicht? Meinst du, ich kann damit nicht umgehen?“
    „Ich weiß es nicht. Bisher hast du alles erstaunlich gut weggesteckt. Manchmal denke ich, das ist nur die Ruhe vor dem Sturm.“
    „Wieso? Meinst du, ich breche irgendwann zusammen?“
    „Das würde mich nicht wundern. Du hast eine Menge aushalten müssen.“
    „Natürlich kann ich für mich nicht die Hand ins Feuer legen. Aber ich fühle mich einigermaßen stabil, und ich möchte gern zu der Trauerfeier gehen. Ich muss.“
    „Du musst überhaupt nichts, Cybele. Mel hätte bestimmt nicht gewollt, dass du seinetwegen möglicherweise zusammenbrichst. Du hast schon genug durchgemacht.“
    Dann hatte Mel sie geliebt? Und immer das Beste für sie gewollt? „Nein, nein, ich möchte kommen.“
    „Hm … na gut. Aber nur, wenn du das tust, was ich sage.“
    „Und das wäre?“
    „Du musst dich jetzt ausruhen. Und für die Trauerfeier musst du einen Rollstuhl akzeptieren. Außerdem lässt du dich ohne Widerrede ins Krankenhaus zurückbringen, wenn ich es sage.“
    Erschöpft nickte sie kurz. Und als Rodrigo auf sie zukam, sie beim Ellbogen nahm und zum Bett führte, ging sie willig mit und ließ sich kraftlos aufs Bett sinken. Zu ihrer Überraschung ging er vor ihr in die Hocke, nahm erst den einen und dann den anderen schmalen Fuß in die Hand und zog ihr die Hausschuhe aus. Die Berührung seiner kräftigen warmen Hände ließ Cybeles Herz höher schlagen. Ihr wurde heiß, und sie musste sich zwingen, tief durchzuatmen. Als er aufstand und sie leicht auf die Schulter tippte, ließ sie sich sofort nach hinten sinken. Ihr Puls raste, als er ihre Beine umfasste, auf das Bett hob und zudeckte. Dann richtete er sich auf. „Versuch zu schlafen“, sagte er lächelnd und verließ den Raum.
    Schlafen? Nach dem, was er gerade getan hatte? Dieser aufregende, ihr immer noch fremde Mann, und das vor Mels Trauerfeier? Unmöglich.
    Das Herz tat ihr weh. Sie sehnte sich nach Rodrigo, obwohl sie es nicht durfte. Wegen Mel hatte sie ein schlechtes Gewissen. Und dann wiederum fühlte sie sich schuldig, weil sie eigentlich doch kein schlechtes Gewissen hatte … ach, sie wusste auch nicht, was mit ihr los war. Hoffentlich half ihr das Ritual der Trauerfeier, sich an weitere Einzelheiten zu erinnern. Was war in der Vergangenheit passiert? Was für ein Mensch war Mel gewesen? Weshalb fühlte sie sich so sehr zu Rodrigo hingezogen?
    Natürlich hatte Cybele kein Auge zugetan. Vier Stunden lang hatte sie sich im Bett hin und her gewälzt, bis endlich eine dunkelhaarige Schwester kam und ihr ein schwarzes Kostüm mit einer weißen Bluse brachte, außerdem Strümpfe und Schuhe. Cybele murmelte einen Dank und bestand darauf, sich ohne Hilfe anzuziehen. Der feste Verband für den linken Arm ermöglichte es ihr, sich schmerzfrei zu bewegen.
    „Wie Sie möchten.“ Die junge Frau nickte freundlich und verließ den Raum.
    Nachdem sie gegangen war, blickte Cybele nachdenklich auf die Sachen, die Rodrigo für sie besorgt hatte – Damit sie für die Trauerfeier ihres Mannes korrekt angezogen war, eines Mannes, an den sie sich kaum erinnerte. Und an den sie sich nicht erinnern wollte.
    Aber es half nichts. Sie musste sich anziehen und die Sache hinter sich bringen. Allerdings im Rollstuhl. Wenige Minuten später stand sie im Badezimmer und starrte auf ihr Spiegelbild. Das schwarze Kostüm, die weiße Seidenbluse, die Schuhe mit dem mittelhohen Absatz, alles saß wie angegossen und wie für sie gemacht. Woher wusste Rodrigo …? Ein kräftiges Klopfen riss sie aus ihrer Grübelei. Langsam ging sie zur Tür.
    Es war Rodrigo. Mit einem Rollstuhl. Wortlos setzte sie sich hinein. Schweigend fuhr Rodrigo sie durch einen breiten hellen Flur zu einem riesigen Aufzug, in den mindestens fünf Krankenbetten gepasst hätten. Offenbar war man hier auf alles vorbereitet. Während Rodrigo sie durch die Eingangshalle schob, spürte Cybele die Augen aller auf sich gerichtet. Verständlich, denn es

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