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Der Zauber deiner Lippen

Der Zauber deiner Lippen

Titel: Der Zauber deiner Lippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: OLIVIA GATES
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welches Argument er als nächstes hervorbringen würde.
    Doch anstatt ihr Lächeln zu erwidern, starrte er nur düster auf sie herunter. „Gut, Cybele“, sagte er schließlich. „Du hast gewonnen. Wenn du unbedingt gehen willst, dann geh.“
    Was? Entsetzt sah sie ihm hinterher, als er sich umdrehte und ging.
    Diesmal hatte er ihr Nein akzeptiert. Das konnte doch nicht sein. Bedeutete das etwa, dass sie ihn jetzt für immer verloren hatte? Das durfte nicht sein. Noch konnte sie die Vorstellung nicht ertragen, ihr Leben ab sofort ohne ihn verbringen zu müssen. Sie wollte ihn zurückrufen, wollte ihm sagen, dass sie das alles nicht so gemeint habe. Aber sie brachte keinen Ton heraus. Weil er ihr das Herz gebrochen hatte. Weil sie kein Recht hatte, mehr von ihm zu verlangen, als er ihr sowieso schon geschenkt hatte. Er hatte ihr das Leben zurückgegeben. Und nun war es an der Zeit, ihm auch sein Leben zurückzugeben, das sie schon viel zu lange bestimmt hatte.
    Mit zitternden Knien ging sie auf ihre Zimmertür zu, innerlich wie erstarrt. Als sie die Hand auf den Türknauf legte, hörte sie Rodrigo sagen: „Übrigens, Cybele … viel Glück bei deinem Versuch, Consuelos Aufsicht zu entfliehen.“
    Sie drehte sich um. Rodrigo stand am Ende des Flurs, direkt unter dem Oberlicht, und Sonnenlicht umgab ihn wie die Aura einen Erzengel.
    Er lächelte verschmitzt.
    Dann hatte er sie nur auf den Arm genommen! Er wollte gar nicht, dass sie ihn verließ! Doch bevor sie noch etwas vollkommen Verrücktes machen konnte, wie auf ihn zuzulaufen und sich ihm tränenüberströmt in die Arme zu werfen, schoss Consuelo, ganz in Rot, wie ein Racheengel an ihm vorbei und baute sich vor Cybele auf. „Versuchen Sie etwa, all meine Bemühungen wieder zunichtezumachen? Sieben Stunden waren Sie auf den Beinen. Sind Sie verrückt geworden?“ Wütend wandte sie sich zu Rodrigo um. „Und Sie auch! Können Sie nicht besser auf Ihre Patientin aufpassen?“
    Rodrigo sah sie ganz zerknirscht an, dann zwinkerte er Cybele kurz zu und verschwand lachend.
    „Rein mit Ihnen!“ Consuelo schob die willenlose Cybele durch die Tür. Schimpfend befahl sie ihr, auf die Waage zu steigen, und klagte dann laut darüber, dass ihr Pflegling nur so wenig zugenommen hatte.
    Doch Cybele war selten so glücklich gewesen. Es tat ihr gut, sich bemuttern zu lassen. Und sie würde auch Rodrigos übermäßig beschützendes Verhalten gern über sich ergehen lassen. Es würde sowieso alles viel zu früh zu Ende sein.
    Aber noch war es nicht so weit. Noch nicht.
    Rodrigo stand in der Tür und blickte den Wagen entgegen, die sich als Konvoi langsam dem Haus näherten.
    Seine Familie war da.
    Seit Mels Autounfall hatte er nicht mehr an sie gedacht. Wenn er ehrlich war, eigentlich auch schon vorher nicht. Seit über einem Jahr hatte er an nichts anderes als Mel und Cybele und das ganze Durcheinander im Kopf gehabt. Erst als er sie brauchte, um sich sozusagen vor Cybele zu schützen, hatte er sich wieder bei seinen Verwandten gemeldet. Dass sie dann alle ziemlich reserviert waren und angeblich schon etwas anderes vorhatten, hatte er verdient.
    Schließlich hatte er sie angefleht zu kommen, allerdings ohne ihnen den Grund für sein langes Schweigen zu nennen. Den würden sie noch früh genug erkennen, wenn sie ihn und Cybele zusammen sahen. Letzten Endes hatten sie versprochen zu kommen und waren auch einverstanden gewesen, länger zu bleiben. Das hatte er sich eigentlich immer gewünscht, aber dieses Mal war er nicht sicher, wie er das überstehen sollte.
    Denn mit ihrer Ankunft begann seine Folter.
    Die Großeltern stiegen als Erste aus der Limousine aus, die er ihnen geschickt hatte. Drei Tanten folgten. Hinter der Limousine hielten die großen Wagen der erwachsenen Kinder dieser Tanten, die mit der ganzen Familie gekommen waren, außerdem fuhren noch ein paar Cousins und Cousinen mit ihren Nachkommen vor. Rodrigo war geschockt. Hatte er immer schon so viele Verwandte gehabt?
    In diesem Augenblick trat Cybele neben ihn, und er biss die Zähne zusammen, um die spontane körperliche Reaktion auf sie zu unterdrücken. Verdammt, die vergangenen drei Tage waren die Hölle gewesen. Seit ihrer letzten Auseinandersetzung, die Cybeles so verführerischem Angebot gefolgt war, hatte er Schwierigkeiten, sich zu beherrschen. Nur mit Mühe hatte er sich zurückhalten können, um nachts nicht in ihr Zimmer zu stürzen. Und ihre ganz eindeutige Absicht, sich ihm gegenüber neutral und

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