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Der Zauber des Engels

Der Zauber des Engels

Titel: Der Zauber des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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vorbeischicken, wenn Sie möchten.«
    Sein Gesicht strahlte. »Tun Sie das!«
    Der Pfarrer und seine Frau waren unglaublich nett. Sarah Quentin schien davon überzeugt zu sein, dass gutes Essen Herzschmerz heilte, denn zum Abendessen gab es riesige Pies und zum Dessert einen Apfel-Crumble mit Äpfeln aus dem Garten des Pfarrhauses. Als ich den beiden von Larry erzählte, war der Pfarrer äußerst amüsiert.
    »Er erinnert mich an unseren Patronatsheiligen. Sankt Martin hat auch einem Bettler seinen Mantel gegeben. Was meinst du, Sarah?«
    »Wollen Sie damit sagen, dass ich eine Bettlerin bin?« Ich tat entrüstet. »Na gut, im Moment bin ich ja tatsächlich obdachlos.«
    Nach dem Abendessen schob Jeremy seine Serviette durch den Serviettenring und stand auf. »Ich habe um acht noch einen Gottesdienst. Ein Gottesdienst zu Allerheiligen im Gedenken an die Toten. Die Musik ist sehr schön. Vielleicht haben Sie ja Lust zu kommen, Fran.«
    Ich kam und saß in der letzten Bank. Die Musik war wirklich schön. Bens kleiner Sonntagschor sang zwischen den Texten Auszüge aus Faurés Requiem . Trotzdem fiel es mir schwer, mich zu konzentrieren, denn ich musste die ganze Zeit an das denken, was passiert war und was ich über meine Mutter herausgefunden hatte. Ich nahm mir fest vor, mit Jeremy darüber zu sprechen.
    »Wie geht’s dir?«, fragte Ben mich anschließend. Er kam mit dem Arm voller Gewänder und Gesangbücher auf mich zu. Es fiel mir schwer, ihn anzusehen.
    »Ich schätze, ich stehe immer noch unter Schock. Danke für deine Hilfe.«
    »Gern geschehen. Ich wünschte, ich hätte mehr tun können.«
    Ich auch , hätte ich fast gesagt. Wir blickten beide verlegen zu Boden.
    »Danke, Ben, das war sehr bewegend«, sagte Jeremy, der in diesem Augenblick aus der Sakristei kam. »Fran, ich würde Ihnen gern zeigen, wo ich den Engel am liebsten hätte.«
    Er bat Ben abzuschließen und führte mich in die Marienkapelle. Ohne einfallendes Sonnenlicht war das farbige Glas dunkel und leblos. Er zeigte auf den hässlichen alten Schrank, der vor dem dritten Fenster aufgebaut worden war. »Den hier könnten wir ganz rausnehmen«, erklärte er. »Notfalls könnten wir ihn an die gegenüberliegende Wand stellen. Dann könnte der Engel dort drüben hin.«
    Das Fenster, auf das er zeigte, hatte ungefähr dieselben Ausmaße wie das, aus dem der Engel ursprünglich stammte.
    »Ich weiß, das ist jetzt eine blöde Frage, aber glauben Sie, die Farben passen zu dem Fenster der Kriegswitwen?«
    »Das müssen wir uns bei Tageslicht noch mal ansehen«, schlug Jeremy vor. »Bringen Sie Raphael mit, und stellen Sie die beiden nebeneinander.«
    Ich nickte. »Wenn das nicht klappt, bringt Zac mich um.«
    Jeremy lachte. »Das glaube ich Ihnen gern.«
    Die Kirche hatte sich inzwischen geleert, auch Ben war fort.
    »Jeremy …« Ich stockte, weil er gleichzeitig angesetzt hatte.
    »Fran …« Er sah mich auffordernd an. »Sie zuerst.«
    »Ich habe heute etwas gefunden, wozu ich Sie gern befragen würde. Es geht um meine Mutter.«
    »Natürlich, gern. Sollen wir uns einen Moment setzen?«
    »Ich bin in der Wohnung auf einige Papiere gestoßen. Darunter war auch ein Programmheft für ein Konzert, an dem meine Mutter beteiligt war. Ich wusste bisher gar nicht, dass sie Musikerin war.«
    »Ich glaube, sie hatte eine sehr gute Altstimme«, antwortete er. Ich fand, dass er ein bisschen besorgt aussah, so als quälte ihn etwas. In der stillen Dämmerung schaute ich hinauf zum Marienfenster, spürte das ruhige Glück, das es ausstrahlte.
    »Ich möchte mehr über sie wissen, Jeremy.«
    Er nickte nachdenklich. »Seit unserem letzten Gespräch über Ihre Mutter habe ich viel über diese Angelegenheit nachgedacht«, begann er. »Ich habe mir überlegt, was Ihr Vater gewollt hätte. Also habe ich ihn letzte Woche besucht und ihn um Erlaubnis gebeten, Ihnen bereits jetzt einen Brief zu geben, den er geschrieben hat und den ich Ihnen nach seinem Tod aushändigen sollte. Ich bin zwar nicht ganz sicher, ob er mich gehört hat und schon gar nicht, ob er mir seine Zustimmung gegeben hat, aber danach habe ich mich sehr viel wohler gefühlt. Ich weiß aus einem Gespräch, das ich vor einigen Monaten mit ihm geführt habe, dass er vorhatte, den Mut zu fassen und mit Ihnen zu sprechen. Daher glaube ich fest daran, dass ich etwas tue, was er gewollt hätte.«
    »Ein Brief? Das hatten Sie noch nie erwähnt.«
    »Nein. Vielleicht hätte ich das tun sollen, aber ich war mir

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