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Der Zauber des Engels

Der Zauber des Engels

Titel: Der Zauber des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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mir, den Mädchen zuzuhören und zu versuchen, ihnen zu helfen. Du kannst dir gar nicht vorstellen, was manche von ihnen hinter sich haben. Und sie sind so dankbar, wenn sich jemand um sie kümmert.«
    »Ich glaube, du bist ein richtiger Engel.«
    »Unsinn!« Sie schüttelte energisch den Kopf, schien sich aber insgeheim zu freuen.
    »Apropos Engel. Ich habe gestern ein Mädchen aus eurem Heim kennengelernt«, sagte ich, denn ich erinnerte mich plötzlich. »Sagt dir der Name Amber was?«
    »Und ob.« Jo nickte. »Amber Hardwick.«
    »Sie kam gestern zu uns in den Laden. Sie war völlig fasziniert. Vor allem ein Engelbild im Schaufenster hatte es ihr angetan.«
    »Ja, das ist typisch Amber. Sie ist völlig verrückt nach Engeln. Im Moment hat sie im Heim keinen leichten Stand. Ein paar andere Mädchen machen ihr das Leben schwer, stehlen ihr Sachen, beschimpfen sie.« Jo seufzte. »Das ist wirklich sehr böse. Dabei ist das Schlimmste, was man über Amber sagen kann, dass sie sich für eine Neunzehnjährige sehr unreif verhält. Aber Lisa, die Anführerin der Gruppe, die sich gegen sie verschworen hat, kann sie einfach nicht in Ruhe lassen. Vor einigen Tagen hatten wir einen ziemlich üblen Vorfall. Ein Schmuckstück, an dem Amber sehr hing, war plötzlich verschwunden. Es war ein Kettenanhänger. Sie ist fast hysterisch geworden. Irgendwann haben wir es dann in der Mülltonne gefunden. Jeder weiß, dass es Lisa war, aber wir können ihr nichts beweisen.«
    »Sie ist ein schrecklich nettes Mädchen, aber du hast recht, sie ist unreif für ihr Alter. Wie um alles in der Welt ist sie denn zu euch ins Heim gekommen?«
    Jo schenkte noch einmal Wein ein.
    »Ich darf dir das eigentlich gar nicht sagen, aber wem solltest du es schon weitererzählen? Amber hatte es als Kind furchtbar schwer. Ihre Mutter war behindert, sie saß im Rollstuhl, und Amber hat ständig in der Schule gefehlt, weil sie sich um sie kümmern musste. Anstatt Hilfe zu suchen, hat die Mutter den Schuldirektor angelogen und behauptet, Amber sei krank. Irgendwann hat er aufgegeben, und dann hat sich keiner mehr um Amber gekümmert. Ihre Mutter ist gestorben, als sie vierzehn war, daraufhin ist sie zu ihrer Großmutter gekommen. Als die im letzten Jahr in ein Pflegeheim musste, wusste Amber nicht wohin. Da sie in der Schule so viel versäumt hatte, bekam sie keinen Ausbildungsplatz.«
    »Was für eine Stelle hat sie denn gesucht?«
    »Irgendwas im Supermarkt oder im Gaststättengewerbe. Für beides wäre sie durchaus geeignet. Sie ist praktisch begabt, funktioniert bloß nicht, wenn sie unter Druck gerät. Außerdem hat sie künstlerisches Talent. Sie fertigt gerne Schmuck aus Draht und Perlen an. Vielleicht sollte sie das als Nächstes probieren. Ich werde es ihr mal vorschlagen.«
    »Für unsere Glasarbeiten hat sie sich jedenfalls sehr interessiert«, sagte ich.
    »Wirklich?«
    »Ja, ich habe ihr ein bisschen erklärt, und sie hat alles begierig aufgesogen.«
    »Dem sollte man vielleicht nachgehen.« Ich sah, wie Jos Augen blitzten, und dann wurde mir klar, dass ich mir selbst eine Falle gestellt hatte.
    »Oh, nein, versteh das bitte nicht falsch. Ich bin im Moment nicht in der Lage, jemandem etwas beizubringen. Die Verantwortung für eine junge Auszubildende wäre wirklich das Letzte, was ich mir zurzeit aufbürden möchte.«
    »Amber könnte sich um den Laden kümmern, wenn du keine Zeit hast. Oder Zac. Und dann könnte sie dir über die Schulter schauen. Du bräuchtest ihr auch nicht viel zu zahlen, und sie ist sehr willig. Sie kann sicher großartig mit Kunden umgehen. Denk einfach mal darüber nach, Fran.«
    »Jo, hör mir zu«, wehrte ich lachend ab, »du überrennst mich förmlich.« Nur zu gut konnte ich mich noch daran erinnern, wie sie mir in der Schulzeit meinen letzten Rest Taschengeld für ein Tierheim aus der Tasche geleiert hatte, wie ich dringend eine Petition gegen die Fuchsjagd unterschreiben musste und natürlich auch am Charity-Schwimmwettbewerb teilnehmen.
    »Natürlich, du hast recht. Es tut mir leid, dass ich dich damit belästigt habe.«
    Jo wirkte plötzlich so bestürzt, dass ich seufzte. »Okay, ich denke darüber nach. Aber ich kann dir nichts versprechen.«
    Sie lächelte glücklich. »Es ist eine gute Idee, das weiß ich genau.«
    Entschlossen wechselte ich das Thema. »Wie geht’s deinen Eltern?«
    »Eigentlich wie immer. Sie bauen sich gerade dieses riesige Haus auf dem Land, in der Nähe von Tunbridge Wells. Ich glaube

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