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Der Zauber des Engels

Der Zauber des Engels

Titel: Der Zauber des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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übernähmen, da bin ich ganz sicher.«
    »Das glaube ich auch, Fran. Es ist ein wunderbarer Vorschlag, ich bin überwältigt. Sie wissen ja, dass ich an dem Projekt auch sehr hänge. Und wenn ich den Pfarrgemeinderat schon nicht dazu bewegen kann, finanzielle Mittel bereitzustellen, dann könnten Sarah und ich vielleicht privat etwas beisteuern.«
    »Darüber können wir gerne reden. Aber erst mal wäre ich froh, wenn Sie uns die Aufgabe übertragen würden. Natürlich müsste ich vorher noch mit Zac sprechen.« Ich lachte. »Schließlich kommt auf ihn die meiste Arbeit zu.«
    »Und ich muss beim Generalvikariat anfragen, das Fenster ist ja immerhin Eigentum der Kirche. Aber ich wüsste nicht, wer dagegen Einwände erheben sollte, nicht wahr?«
    »Da wäre nur noch eines«, sagte ich. »Wenn wir die Restauration übernehmen, wüsste ich gerne im Voraus, dass der Engel anschließend auch irgendwo zu sehen sein wird. Ich habe ja Verständnis dafür, dass das Fenster mit dem Kriegerdenkmal nicht entfernt werden darf, aber ich wäre sehr enttäuscht, wenn der Engel keine Heimat bekäme und in irgendeinem Museumskeller vergammeln würde.«
    »Das kann ich gut nachvollziehen.« Der Reverend nickte. »Mir fallen da auch sofort ein, zwei Möglichkeiten ein, aber ich muss erst sehen, ob sie umsetzbar sind. Neben dem Fenster der Müttervereinigung gibt es noch ein weiteres, das im Moment von einem Schrank verstellt ist. Es könnte genau die richtige Größe haben. Ich werde das prüfen und überlegen, wo wir den Schrank stattdessen unterbringen können. Dann müssen wir natürlich noch die Einwilligung haben. Jedenfalls freue ich mich über Ihr großzügiges Angebot.«
    Ich sah ihm nach, als er wenig später mit schnellen Schritten durch die Grünanlage davoneilte. Lächelnd beobachtete ich, wie er plötzlich mit der Frische eines dreißig Jahre jüngeren Mannes einem Kleinkind den Ball zurückschoss.
    Ich schaltete die Lichter in der Werkstatt an. Beschwingt und glücklich über meine gute Idee, beschloss ich, mein Versprechen vom Vorabend sogleich in die Tat umzusetzen. Ich ging ins Büro, um die Nummer des Museum of Stained Glass in Ely herauszusuchen, ließ mich mit einer Kunsthistorikerin verbinden und erzählte ihr die ganze Geschichte. Sie bat mich, verschiedene Namen zu buchstabieren und Daten zu wiederholen. »Ich rufe Sie so schnell wie möglich zurück«, versprach sie. Zufrieden legte ich auf. Vielleicht würde ich nun endlich Erfolg haben.
    »Natürlich machen wir das«, lautete Zacs spontane Antwort, als ich ihm erklärte, dass wir kein Geld für die Rekonstruktion des Engels bekommen würden. »Es gibt einfach Dinge, bei denen Geld zweitrangig ist. Ich freue mich auf die Arbeit!«
    »Wir müssen die Arbeit neben allen regulären Aufträgen erledigen«, sagte ich, »und du bist schon ziemlich überlastet.«
    »Es gibt Aufträge, die es einfach wert sind«, entgegnete er entschlossen, »ich freue mich darauf.« Der gute alte Zac! Aber natürlich hatte ich von ihm auch gar nichts anderes erwartet.
    Am selben Abend war Chorprobe, und Ben war in Kampfstimmung.
    »Können wir mit dem Tutti auf Seite einundvierzig beginnen. ›Geh, im Namen der Engel und Erzengel‹ … Das ist ein Fortissimo! Wir schicken die Seele mit einem Fanfarenchor aus der Welt. Ich will hier vorne von der Kraft eurer Stimmen umgeblasen werden. Also … drei, vier …«
    »Geh …«, sangen wir zögerlich, weil alle Probleme hatten, die richtige Tonlage zu finden.
    »Nein, nein, nein! Umgeblasen, sagte ich! Das war viel zu dünn! Ihr müsst euch auch so anhören, als meintet ihr es ernst mit dem, was ihr singt. Graham, spiel bitte mal ein A an. Also, jetzt noch einmal … drei, vier …«
    »Geh!«, kreischten wir alle. Ben verdrehte die Augen, ließ uns aber weiterkreischen.
    »Die Tenöre bitte auf den richtigen Einsatz achten!«
    Danach verlief die Probe einigermaßen ruhig. Die meisten waren überrascht gewesen, als Ben die Stimmübungen ankündigte, hatten aber zunächst bereitwillig mitgemacht. Doch nach zehn Minuten begann eine Gruppe Altstimmen, die Michael mal spöttisch als »Häkelkränzchen« bezeichnet hatte, zu reden, und ich sah, wie ein Sänger ungeduldig auf die Uhr schaute. Als Ben die Unruhe bemerkte, kehrte er sofort zum Gerontius zurück.
    »Das war wirklich nicht schlecht«, sagte er, als wir den alten Gerontius schließlich in den Tod geschickt hatten. »Ein paar von euch haben offensichtlich mehr geübt als andere.« Die

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