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Der Zauber einer Winternacht

Der Zauber einer Winternacht

Titel: Der Zauber einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CATHLEEN GALITZ
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immer sie es drehte und wendete: Sie trug die Verantwortung für das, was geschehen war. Wann immer sie Bryce mit Vorwürfen überschüttet hatte, weil er nicht zu Hause gewesen war, als sie ihn am dringendsten brauchte, hatte sich ihre Anklage im Grunde gegen sie selbst gerichtet.
    Sie hätte sich niemals hinlegen dürfen, während ihr Baby in seinem Bettchen schlief.
    Sie hätte nicht die Nerven verlieren und kostbare Zeit verschwenden dürfen, bevor sie den Notruf gewählt hatte. Sie hätte einen Kurs in Erste-Hilfe-Behandlung von Säuglingen belegen müssen, noch bevor sie aus der Entbindungsklinik entlassen worden war und Bonnie mit nach Hause genommen hatte.
    Sie hätte einen Weg finden müssen, ihr Baby am Leben zu erhalten, bis Hilfe da war.
    Es dauerte eine Weile, bis die zornigen Worte von Bryce zu ihr durchdrangen: „Hör auf, dich mit unsinnigen Vorwürfen zu quälen, Gill! Niemand ist schuld. Niemand macht dich für Bonnies Tod verantwortlich – am allerwenigsten ich.“
    Er wischte ihr die Tränen von den Wangen. Sie lächelte traurig. „Wie konnte ich dich nur gehen lassen?“, fragte sie.
    „Ich bin nicht freiwillig gegangen“, erinnerte er sie. Dann seufzte er und fügte hinzu: „Aber was geschehen ist, ist geschehen. Sich über verschüttete Milch den Kopf zu zerbrechen ist sinnlos. Man kann sich nur damit abfinden.“
    Er beugte sich über sie und küsste sie leicht auf die Nasenspitze. In Gillian tobte ein heftiger Sturm der Gefühle. Sie hob Bryce die Lippen entgegen und küsste ihn so leidenschaftlich, dass die Welt scheinbar zum Stillstand kam und dann um sie herum zu versinken schien.
    Er schmeckte nach Wein und nach reiner Erlösung. Gillian strich sanft über seinen Nacken und verschwendete keinen Gedanken daran, welche Konsequenzen ihr Verhalten haben konnte. Ihre Vernunft hatte sich längst verabschiedet, und hinter dem, was sie tat, standen weder Plan noch Absicht. Sie wusste nur eins: Noch eine lange einsame Nacht konnte sie nicht ertragen.

9. KAPITEL
    Gillian war nicht dumm. Was immer jetzt auch geschehen mochte – sie erwartete nicht, dass sich dadurch dauerhaft etwas zwischen ihr und Bryce änderte. Sie legte es weder darauf an, ihn von Vi loszueisen, noch wollte sie mehr von ihm, als er ihr bieten konnte und wollte. Aber sie brauchte ihn, dringend, nur für diese eine Nacht.
    Eine einzige harmlose Nacht, in der sie körperlich und seelisch eins werden konnten.
    Tief atmete sie seinen Duft ein, der ihr nur zu vertraut war. Ihre körperliche Reaktion zeigte ihr deutlich, wie sehr sie die Berührungen eines Mannes vermisst hatte. Seine Nähe löste Empfindungen in Gillian aus, von denen sie längst geglaubt hatte, dass sie sie nicht mehr erleben konnte. Sie wollte ihn anfassen, streicheln, küssen, mit den Händen durch sein Haar streichen. Sie wollte sich in einem wilden Liebesspiel verlieren, ohne über irgendetwas nachdenken zu müssen.
    Ihr zitterten die Finger, als sie die Hände unter sein Hemd gleiten ließ. Erleichtert stellte sie fest, dass er unter ihrer Berührung erschauerte. Gillian presste die Hand auf seine Brust und fühlte seinen Herzschlag, stark und schnell.
    Sie war sicher, dass Bryce nach ihrer Scheidung nicht auf Sex verzichtet hatte.
    Sie hingegen schon. Auf ein paar Verabredungen hatte sie sich zwar eingelassen, aber sie hatte noch niemanden getroffen, für den sie ähnlich tief empfunden hätte wie für Bryce. Ihr Körper verlangte durchaus nach einem Mann, und sie hätte sich, schon allein, um Bryce endlich zu vergessen, auf ein Abenteuer eingelassen, aber ihr Herz spielte nicht mit. Sie konnte einfach nicht.
    Rasch schob sie diese Gedanken beiseite. Wenigstens heute Nacht wollte sie sich nicht wieder alles dadurch verderben, dass sie ihr Verhalten und ihre Motive minutiös analysierte. Grübeleien brachten sie keinen Schritt weiter. Sie wollte diesen Mann, und sie brauchte ihn wie noch niemals zuvor.
    Er sah sie an, eine Warnung im Blick: Vorsicht, du spielst mit dem Feuer! Sie lächelte: Keine Sorge, ich bin erwachsen. Ich weiß, worauf ich mich einlasse! Heftiges Verlangen pulsierte durch ihren Körper, als sie sich erneut an ihn drängte und ihn küsste. Mit einer besitzergreifenden Leidenschaft, die ihren Schwur Lügen strafte, ihn später bereitwillig der anderen Frau zu überlassen.
    Sie kostete den Kuss voll aus, sie genoss jede Sekunde, die er währte. Denn für sie zählte jetzt nur eins – der Augenblick –, und nur für diesen lebte sie.

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