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Der Zauber einer Winternacht

Der Zauber einer Winternacht

Titel: Der Zauber einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CATHLEEN GALITZ
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bevor sie sich umdrehte, ihr Schlafzimmer betrat und die Tür mit Nachdruck hinter sich schloss.

10. KAPITEL
    Am nächsten Morgen wurde das Haus gestürmt. Ohne jede Vorwarnung. Keine Alarmsirenen heulten, niemand hämmerte mit der Faust gegen die Tür oder schlug die Fenster ein. Die Eindringlinge benutzten einfach den Vordereingang und marschierten so selbstverständlich ins Haus, als gehörte es ihnen.
    „Überraschung!“, brüllten sie.
    Sekunden später polterten Schritte die Treppe hinauf. Die Schlafzimmertüren wurden mit so viel Schwung aufgerissen, als stürmte ein Sondereinsatzkommando der Polizei das Versteck eines schwer bewaffneten Verbrechers. Gillian schrak aus dem Schlaf hoch. In der Tür stand ihre älteste Schwester Stella und strahlte sie an.
    „Was machst du denn hier?“, fragte Gillian, während sie sich aus ihren Decken befreite und nach dem Morgenmantel griff.
    Stella setzte zu einer Antwort an, wurde aber von einem Schrei aus dem Flur unterbrochen. Sie und Gillian rannten hinaus. Auf der Schwelle des Zimmers, in dem Bryce schlief, stand wie angewurzelt und kreidebleich vor Schreck Rose, die dritte Schwester im Bunde.
    „Was machst du in Daddys Schlafzimmer?“, herrschte sie den nackten Mann an, der im Bett ihres Vaters lag.
    Gillian war plötzlich heilfroh, dass es ihr am Vorabend nicht gelungen war, Bryce zu verführen. Es hätte ein mittleres Erdbeben gegeben, wenn ihre Schwestern sie mit ihm im Bett erwischt hätten!
    Der Mann, der im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses stand, war offenbar aus dem tiefsten Schlaf gerissen worden. Er sah so aus, als wüsste er selbst nicht, wo er sich befand, geschweige denn, warum er hier war. Verwirrt setzte er sich auf und rieb sich müde die Augen, als wolle er einen Albtraum verscheuchen. Dann verschränkte er die Arme hinter dem Kopf und lehnte sich zurück. Die Decke rutschte ihm bis auf die Hüften hinab.
    „Was verschafft mir die Ehre des hohen Besuches?“, fragte er.
    Rose errötete nun heftig. Ihr Blick huschte unbehaglich hin und her, offenbar angezogen und abgestoßen zugleich von dem nackten Oberkörper ihres Exschwagers. Gillian war weniger prüde. Obwohl hier möglicherweise gleich die Fetzen fliegen würden, gefiel ihr nur zu gut, was sie sah.
    „Wieso schläfst du in diesem Zimmer?“, fragte Stella. „Wo ist Daddy? Was hast du mit ihm angestellt?“
    Eher amüsiert als beleidigt durch die bohrenden Fragen, lachte Bryce in sich hinein. „Habt ihr nicht im Gefrierschrank nachgeschaut, bevor ihr heraufgestürmt seid?“
    Gillian drängte sich hastig zwischen ihn und ihre Schwestern. Die beiden waren sichtlich entsetzt.
    „Er hat sich im Anbau neu eingerichtet“, erklärte sie.
    „Ich glaub’s einfach nicht. Woher nimmst du die Unverschämtheit, unseren armen alten Vater aus seinem Schlafzimmer zu verdrängen, nur damit du …“
    Gillian unterbrach Rose eilig, um eine weitere Eskalation zu vermeiden.
    „Er ist von sich aus umgezogen, lange bevor wir hier angekommen sind. Er sagt, das Treppensteigen falle ihm zu schwer.“
    Es ärgerte sie, in die Defensive gedrängt worden zu sein. Zugleich aber war sie erleichtert. Sie war also nicht die Einzige in der Familie, die nichts von diesen einschneidenden Veränderungen im Leben ihres Vaters gewusst hatte.
    Dieser Umstand relativierte ihre Befürchtung, das schwarze Schaf in der Familie zu sein, das den alten Mann vernachlässigt hatte.
    Wenn aber ihre Schwestern, die doch ständig jammerten, welch große Sorgen sie sich um den Vater machten, genauso wenig über seine Lebensumstände wussten wie sie selbst – worauf beruhten dann eigentlich ihre Aussagen über seinen Gesundheitszustand?
    „Gott sei Dank sind wir gekommen, bevor …“
    Gillian war kein Kind mehr. Andeutungen dieser Art kamen gar nicht gut bei ihr an.
    „Bevor was?“
    „Bevor ich dich gewaltsam ins Bett zerren konnte“, ergänzte Bryce, jeden Anschein von Freundlichkeit fallen lassend.
    Ernst fuhr er fort: „Ich kann nicht recht glauben, dass ihr beiden heute hier aufgekreuzt seid, nur weil ihr unbedingt das Weihnachtsfest im Kreis der Familie begehen wollt. Mir drängt sich eher der Verdacht auf, dass es euch in erster Linie um eure Geldbörse geht. Aber darüber müsst ihr euch mit John auseinandersetzen, nicht mit mir. Wenn die Damen mich jetzt bitte entschuldigen würden? Ich möchte mich anziehen, bevor wir dieses Gespräch unten fortsetzen.“
    Da die Schwestern sich nicht von der Stelle rührten,

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