Der Zauber einer Winternacht
gehabt hatte mit seinen Vorwürfen, die beiden sabotierten ihre Ehe. Ihr war natürlich klar, dass sie und Bryce sich ihre Eheprobleme selbst zuzuschreiben hatten, aber im Nachhinein drängte sich ihr trotzdem der Verdacht auf, Stella und Rose könnten absichtlich Zwist gesät haben.
Vielleicht war das einer der Gründe, warum sie nach der Scheidung keinen engeren Kontakt zu den beiden gepflegt hatte. Eine verschworene Gemeinschaft von drei alleinstehenden Schwestern, die alle mit der Welt haderten, war nicht ganz das gewesen, was ihr für einen Neuanfang vorgeschwebt hatte.
Da Rose und Stella immer lauter jammerten, schlug ihr Vater einen versöhnlicheren Ton an.
„Ich lasse doch keins meiner Mädchen im Regen stehen“, versicherte er ihnen. „Natürlich muss ich berücksichtigen, welchen finanziellen Aderlass die Ranch verkraften kann, aber ich denke, eine Million Dollar für euch beide zusammen ist drin. Das sollte reichen, damit ihr euch mit meinem Vorschlag anfreunden könnt. Habe ich erwähnt, dass Gillian und Bryce die Ranch nicht vor meinem Tod verkaufen dürfen? Der lässt ja hoffentlich noch eine Weile auf sich warten. Danach dürfen sie das Land allerdings nach eigenem Gutdünken aufteilen.“
Die beachtliche Summe, die er genannt hatte, stoppte kurzfristig den Tränenfluss seiner Töchter. Rose wiederholte ungläubig: „Eine Million Dollar?“
Stella jedoch erholte sich schnell von der Überraschung. „Moon Cussers ist mehr als zehn Mal so viel wert!“, protestierte sie.
„Auf dem Papier, mein Schatz, nur auf dem Papier“, erwiderte ihr Vater und schüttelte weise den Kopf.
Gillian, die sich die letzten vierundzwanzig Stunden ausgiebig mit den Büchern befasst hatte, hielt seine Einschätzung für recht zutreffend. Als Immobilienmaklerin hatte sie eine gute Vorstellung von der enormen Summe, um die es hier ging.
„Es wird heute immer schwieriger, eine Ranch dieser Größe so zu bewirtschaften, dass sie Gewinn macht“, warf sie ein. „Sie würde nur dann so viel Geld einbringen, wie du dir vorstellst, wenn sie an einen skrupellosen Immobilienspekulanten verkauft würde. Wir wissen doch alle, was dann aus der Ranch würde und was das für Daddy bedeutete.“
„Wir könnten versuchen, einen Käufer zu finden, dessen Pläne mit der Ranch sogar Daddy gutheißen könnte“, schlug Rose zaghaft vor.
Bryce lachte, aber Johns Augen glänzten zornig.
„Mein Angebot steht, ein anderes gibt es nicht“, sagte er in einem Ton, der keinerlei Kompromissbereitschaft signalisierte. „Macht, was ihr wollt.“
Gillian war hin und her gerissen. In erster Linie fühlte sie sich dem Wohl ihres Vaters verpflichtet. Sie hatte nie daran gedacht, für immer auf die Ranch zurückzukehren, und war überrascht, wie verlockend ihr die Vorstellung schien. Tief in ihrem Innersten sehnte sie sich danach, wieder nach Hause zu ziehen. Außerdem wollte sie ihren Vater bestens versorgt wissen. Wenn sie auf der Ranch lebte, löste sich dieses Problem fast von allein.
Draußen fegte der Wind den lockeren Schnee von den Bäumen, sodass die umherstiebenden Kristalle in der Sonne glitzerten. Drinnen wurde ein heller Funken Hoffnung in Gillian entfacht. Vielleicht war das die Chance, sich mit Bryce zu versöhnen? Die Chance für einen Neuanfang? Sie hatten erst wenige Tage hier miteinander verbracht, aber das reichte, um sie lebhaft daran zu erinnern, warum sie sich einst in ihn verliebt hatte.
War es wirklich möglich, noch einmal von ganz vorn anzufangen? Vielleicht sogar wieder eine Familie zu gründen?
Bryce hatte ihr mit Nachdruck klarzumachen versucht, dass sie eine wunderbare Mutter gewesen war. Er hatte sie daran erinnert, dass es keinen Grund für sie gab, auf Kinder zu verzichten. Sie könnten … Hör auf zu träumen! Er hat sich mit einer anderen Frau verlobt und wird sie hei raten!
Gillians Herz hämmerte, als wollte es zerspringen. Das Sprechen fiel ihr schwer, aber schließlich brachte sie doch ein paar Sätze über die Lippen. „Das ist eine sehr schwerwiegende Entscheidung. Die lässt sich nicht übers Knie brechen. Bryce und ich, wir können nicht einfach alles stehen und liegen lassen. Wir haben beide einen Beruf und führen jeder ein eigenes Leben.“ Egal wie öde und einsam dieses Leben auch sein mag …
Sie sah, wie Bryce schluckte, bevor er sich ebenfalls äußerte.
„Ich kann dir nicht sagen, wie viel es mir bedeutet, dass du mir die Ranch anvertrauen willst, dein Lebenswerk. Aber ich muss
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