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Der Zauber eines fruehen Morgens

Der Zauber eines fruehen Morgens

Titel: Der Zauber eines fruehen Morgens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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Tränen, als er dalag und dem leisen Stöhnen der anderen lauschte. Es war kein Kanonendonner zu hören, aber ob Waffenruhe herrschte oder ob er weit hinter die Linien gebracht worden war, wusste Jimmy nicht. Draußen konnte er den Regen rauschen hören. Es schien seit Wochen zu regnen. Jetzt würde man ihn heimschicken, doch wie konnte er so nach Hause kommen – als Krüppel?
    Im Pub würde er seinem Onkel keine Hilfe mehr sein. Wenn er einen Arm oder ein Bein verloren hätte, wäre er vielleicht noch irgendwie zurechtgekommen, aber welche Möglichkeiten gab es jetzt noch für ihn? Und was war mit Belle? Würde sie ihn in diesem Zustand haben wollen?

KAPITEL 20
    Belle und David reinigten am Ende des Tages gerade ihren Wagen, als Captain Taylor zu ihnen kam.
    »Reilly!«, blaffte er. »Kommen Sie in mein Büro, wenn Sie damit fertig sind!«
    Belle sah David an, als sich der Offizier entfernte. »Was habe ich jetzt schon wieder angestellt?«, fragte sie.
    »Vielleicht will er dir Urlaub geben«, meinte David.
    »Kann ich mir nicht vorstellen. Eine Menge Leute sind schon viel länger hier als ich. Außerdem brauchen sie gerade jetzt jedes Paar Hände.«
    »Tja, dann solltest du lieber schnell herausfinden, worum es geht. Ich mache hier weiter.«
    Belle eilte zum Büro und zog im Laufen hastig Kittel und Mütze aus. Durch die offene Tür sah sie den Captain an seinem Schreibtisch sitzen, aber sie zögerte, weil sie nicht wusste, ob sie einfach hineingehen konnte.
    Zum Glück blickte er auf. »Kommen Sie herein und setzen Sie sich! Und schließen Sie vielleicht besser die Tür hinter sich.«
    Er klang nicht erzürnt, sondern wirkte eher nervös, als er seinen Notizblock zurechtrückte, sein Tintenfass zuschraubte und an seinem Kragen zupfte. »Ich werde nicht lange um den heißen Brei herumreden«, begann er schließlich. »Tut mir leid, doch ich habe schlechte Nachrichten für Sie. Man hat mir vorhin telefonisch mitgeteilt, dass Ihr Mann vor ein paar Tagen bei Ypern verwundet worden ist.«
    Belle schnappte nach Luft und wurde blass. Das war das Letzte, was sie erwartet hatte. »Wie schwer verwundet ist er?«
    »Ich fürchte, er hat einen Arm und ein Bein verloren.« Taylors Stimme klang mitfühlend, und er beugte sich näher zu ihr vor.
    Belle schossen Tränen in die Augen. Sie musste bereits hundert oder mehr Männer mit derartigen Verletzungen gesehen haben und hatte mit ihnen gelitten, aber hier ging es um ihren Jimmy, nicht um einen Fremden.
    »Es tut mir sehr leid, Mrs. Reilly, so eine Nachricht zu überbringen ist nie leicht, doch bei einem Mitglied meiner Truppe ist es noch schwerer«, fuhr er fort. »Außerdem muss ich Sie warnen, dass Sie in den nächsten ein, zwei Tagen einen Brief bekommen werden, in dem steht, dass Ihr Ehemann als vermisst, vermutlich gefallen gilt. Beachten Sie es nicht, denn dieser Brief wurde geschrieben, bevor man erfuhr, dass er im Lazarett liegt.«
    Belle, die nicht wusste, was sie erwidern sollte, starrte ihn nur an.
    »Sehen Sie, angeblich wurde er während einer Angriffswelle von einem französischen Soldaten gerettet«, erklärte der Captain. »Er hat Ihren Mann auf dem Rücken zu den französischen Linien zurückgetragen und ihm damit ziemlich sicher das Leben gerettet. Aber das französische Feldlazarett, in das er gebracht wurde, hat nicht sofort die Information weitergegeben, dass er dort gelandet ist. Daher das Durcheinander. Wie auch immer, als sich heute früh herausstellte, was passiert ist, rief mich sein Vorgesetzter an, um es mir mitzuteilen und mich zu bitten, es Ihnen schonend beizubringen.«
    »Ein Franzose hat ihn gerettet?« Belle trocknete sich mit ihrem Taschentuch die Augen.
    »Ja. Eigentlich seltsam. Die Franzosen sind zwar für ihren mutigen Einsatz im Kampf bekannt, nicht jedoch dafür, unsere Gefallenen zu retten. Das Regiment Ihres Mannes stand dicht neben den französischen Linien, und ich habe gehört, dass es im Kampfgetümmel häufig vorkommt, dass sich Soldaten in ein anderes Regiment verirren.«
    »Mein Mann wird doch hierher verlegt?«
    »Das nehme ich an, aber es steht noch nicht fest. Ich habe natürlich darum ersucht.«
    »Danke.« Belle stand auf. Sie wollte von Captain Taylor wegkommen, bevor sie völlig zusammenbrach.
    »Ich teile Ihnen mit, auf welcher Station er liegt, wenn er hier eintrifft. Es tut mir wirklich sehr leid, Mrs. Reilly.«
    Taylor war von Natur aus eher steif und reserviert, aber dass er Mrs. Reilly zu ihr sagte statt wie

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