Der Zauber eines fruehen Morgens
Klinke in der Hand, als er schon hinter ihr war, sie an der Schulter packte und zurückriss.
»Du gehst nirgendwohin, Miststück!« Er holte erneut aus und hieb ihr den Knüppel mit solcher Wucht in die Seite, dass sie einknickte und hinfiel. Doch damit gab er sich nicht zufrieden. Er holte mit einem Bein aus und trat nach ihr.
In dem Bruchteil einer Sekunde, in der er ausholte, versuchte siemit beiden Armen, ihren Bauch zu schützen, doch es war zu spät. Der Tritt erwischte sie genau im Unterleib und schleuderte sie quer über den Boden gegen den Ladentisch.
Der Schmerz war so betäubend, dass Belle gar nicht erst versuchte aufzustehen. Stattdessen rollte sie sich blindlings zusammen. Sie hörte, wie er die Eingangstür absperrte und das Rollo herunterzog, und in der festen Überzeugung, dass er sie jetzt umbringen würde, galt ihr einziger Gedanke Jimmy. Was würde ihr Tod für ihn bedeuten?
Aber der Dieb ging nicht wieder auf sie los, stieg nur über sie hinweg und betrat das Hinterzimmer. Sie hörte, wie er herumwühlte und wie ein Berserker die Schachteln mit Nähzubehör von den Regalen riss. Sie war ziemlich sicher, dass er den Ladenschlüssel eingesteckt hatte. Zu versuchen, ans Telefon zu gelangen, kam nicht infrage, weil der brutale Kerl sie beim kleinsten Geräusch sofort daran hindern würde. Sie konnte nicht gegen ihn kämpfen, sie wagte nicht einmal, vor Schmerzen zu weinen, weil sie Angst hatte, ihn damit noch wütender zu machen. Ihr schien nichts anderes übrig zu bleiben, als regungslos und scheinbar bewusstlos auf dem Boden liegen zu bleiben, denn wenn er sich erst einmal überzeugt hatte, dass nirgendwo Geld zu finden war, würde er vermutlich verschwinden.
Es war furchtbar schwer, sich nicht zu rühren, wenn sie am liebsten vor Schmerzen geschrien hätte. Aber irgendwie schaffte sie es. Als sie hörte, dass eine Dose geöffnet wurde, blinzelte sie und sah, wie er die Kekse, die darin waren, in seine Manteltaschen stopfte.
Die Schmerzen waren so schlimm, dass sich alles um Belle herum zu drehen begann, und ihr letzter bewusster Gedanke war, dass sie sich gleich übergeben würde.
»Mrs. Reilly! Mrs. Reilly!«
Wie aus weiter Ferne hörte sie eine Männerstimme und zwang sich, die Augen zu öffnen.
»Dem Himmel sei Dank!«, rief er. »Einen Moment lang dachte ich schon …« Er brach ab. »Nein, nicht bewegen, hier liegen überall Glassplitter herum! Ich gehe Hilfe holen.«
Belle war klar genug im Kopf, um zu erkennen, dass der Mann Mr. Stokes, der Schuster von nebenan, war, doch sie wusste nicht, warum sie solche Schmerzen hatte oder inmitten von Glasscherben auf dem Fußboden lag. Es fiel ihr erst wieder ein, als sie mehrere Männerstimmen hörte und die von Dr. Towle erkannte.
Der Arzt hatte auf sie einen ziemlich blasierten Eindruck gemacht, als sie wegen ihrer Schwangerschaft bei ihm in der Sprechstunde gewesen war. Er war groß und sah mit seinem dichten schwarzen Haar und den tiefblauen Augen recht gut aus, und sie hatte den Verdacht, dass er so eingebildet wirkte, weil seine weiblichen Patienten für ihn schwärmten. Aber als sie jetzt spürte, wie behutsam und sanft er sie untersuchte, und merkte, wie aufrichtig empört er über diesen Überfall war, erkannte sie, dass er nicht nur eine attraktive Erscheinung, sondern noch dazu ein warmherziger Mensch war.
Sie schaffte es gerade noch, einem Polizisten, der ebenfalls erschienen war, den Mann zu beschreiben, der sie ausgeraubt und niedergeschlagen hatte, bevor Garth in den Laden gestürmt kam und sie mithilfe eines anderen Mannes auf eine Trage hob und nach Hause brachte.
»Sie sind Opfer eines brutalen Überfalls geworden«, sagte Dr. Towle etwas später mitfühlend, als sie daheim in ihrem Bett lag. »Doch ich habe Sie trotzdem lieber hierher als ins Krankenhaus bringen lassen, weil ich glaube, dass Sie sich schneller erholen werden, wenn Mrs. Franklin Sie pflegt.«
Belle konnte nicht einmal nicken, um ihm zu zeigen, wie froh sie war, dass sie bei Mog und Garth sein durfte.
»Ist mit dem Baby alles in Ordnung?«, brachte sie heraus, als Dr. Towle mit einem silbernen Instrument ihren Bauch abhorchte.
»Sein kleines Herz schlägt noch«, antwortete der Arzt und tätschelte beruhigend ihre Hand. »Aber da ich befürchte, dass Sieein paar angebrochene Rippen haben, müssen Sie unbedingt im Bett bleiben. Ich habe die Rippen bandagiert, damit sie verheilen können. Doch für Ihre Schulter kann ich kaum etwas tun; sie ist nicht
Weitere Kostenlose Bücher