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Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung

Titel: Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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Unterarm – und fegte tief über den Kamm. Während Luft über seine Federn rauschte, leuchteten ihre roten Spitzen so hell wie die Flammenschlote unter ihm.
    Wie er das Fliegen liebte! Den Ritt auf dem Wind, dieFahrt durch die Lüfte wie ein gefedertes Boot, das keinen Hafen brauchte. Und keinen Anker kannte.
    »Aber das ist nicht wahr und du weißt es«, sagte er sich. »Du
hast
einen Anker.«
    Er schaute hinunter auf seine rechte Kralle und den Stab, den er darin hielt. Dieser Stab hatte ihn den ganzen Tag beschäftigt und bedrückt.
    An den meisten Tagen dachte er beim Schweben über den Klippen ans Fliegen – an das Brausen des Windes, die Kraft seiner Schwingen, das Freiheitsgefühl. Oder er dachte an die nächste Mahlzeit, die er sich holen musste: Klippenhase oder Keiler. Und natürlich dachte er daran, Eindringlinge zu entdecken, ob sie nun wanderten wie Menschen – oder flogen wie Ghoulacas.
    Aber heute . . . dachte er an den Stab. Das Geschenk eines Zauberers, das ihm anvertraut war. Er erinnerte sich genau an den Moment, in dem er ihn auf diese neue Art hielt, an den Augenblick, in dem er die mächtigen Worte gesprochen hatte:
Ich bin der wahre Erbe Merlins.
    Er neigte den linken Flügel und kreiste dicht um einen schwarzen Felsenturm – so dicht, dass sein Flügel fast die Ecke berührte. Dunkler Rauch, der nach Schwefel stank, quoll aus der Spitze. Scree fing einen Aufwind und stieg hinauf, immer höher den Sternen entgegen, bis er auf alles hinunterschauen konnte. Die verkohlten Kämme, die rauchenden Schlote, die höchsten Vulkane – alle weit unter ihm ausgestreckt. Er war der Herr der Lüfte.
    Er beugte sich zur Seite und fing die ganze Kraft des aufsteigenden Windes. Und dann schlug er die mächtigenFlügel ein-, zwei-, dreimal. Seine Geschwindigkeit nahm zu; der Wind brüllte in seinen Ohren. Wie ein Komet schwebte er über die Klippen. Schwarze Kämme, orange Flammen, rote Wolken – er raste an allem vorbei, schneller als alle anderen lebenden Geschöpfe.
    Frei! Er war wahrhaft frei. Ja, trotz dem Stab, den er trug. Trotz allem, was er jetzt wusste . . . über sich und sein eigenes Schicksal.
    Scree schnitt einen weiten Bogen durch einige rauchige Wolken, seine gelb umrandeten Augen leuchteten. Dann wölbte er einen Flügel, drehte wieder ab und schoss durch die Luft. Er wusste, dass er mit diesem Stab verbunden war wie ein Boot mit seinem Anker. Aber jetzt . . . wusste er noch mehr.
    Als er sich der schroffen Kante des Kraters näherte, in dem er zu Hause war, nahm er weit unten eine Bewegung wahr. Zwei Gestalten stiegen die felsige Front der Klippen hinauf. Eine, groß und schlank, glitt geschmeidig über die Steine, während die andere sehr kurz, sonderbar proportioniert und ziemlich unbeholfen aussah. Wer sie auch sein mochten – es waren Zweibeiner, die zu seiner Höhle kletterten. Eindringlinge!
    Ein kräftiger Ruf – halb Adler- und halb Menschenschrei – hallte über die Klippen. Scree zog die mächtigen Flügel fest an den Körper. Er stürzte sich in die Tiefe, um zu töten.

27
Gedeihen
    T amwyn erwachte im hellen Tageslicht. Er lag rücklings auf etwas Weichem. Ein eigenartiger Geschmack wie Lakritz lag auf seiner Zunge. Der Nebel war verschwunden – obwohl eine andere Art Nebel in seinem Kopf die Gedanken hemmte.
    Er richtete sich auf. Er lag auf einem Sofa mit dicken grü nen Kissen. In einem Raum!
    Wirklich, es war der größte Raum, den er je gesehen hatte, größer als das ganze Haus, das er in Lotts Dorf geholfen hatte zu decken. Fenster mit passenden, jetzt weit geöffneten Läden durchbrachen jede Wand. Eine riesige Feuerstelle mit glühenden Kohlen befand sich in einer Ecke. Nach dem ausgeklügelten Mauerwerk zu urteilen – geschickt eingepasste rosa Granitplatten – hatte hier ein Maurermeister gearbeitet. An einer Wand hing zwischen den Fenstern ein kunstvoll gewebter Behang, der einen Garten voll farbenprächtigem Gemüse zeigte. Darunter stand ein großer Eichentisch, von einem Dutzend Stühlen umgeben, auf einem dicken himmelblauen Wollteppich.
    Auf zwei der Stühle saßen Llynia und Elli, Nuic hatte offenbarganz zufrieden auf dem Tisch selbst Platz genommen. Sie lauschten einem alten weißhaarigen Mann, der ein graues Gewand mit langen weiten Ärmeln und mehreren Haken und Taschen für Schaufeln, Scheren, Pflanzenzwiebeln und Sämlinge trug. Das Kleidungsstück war so mit Erde verschmiert, dass Tamwyn sich fragte, ob ein paar Samen in den Taschen Wurzeln

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