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Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung

Titel: Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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Abendessen würde er sich an Rache laben.
    Tamwyn begann in langen, federnden Sätzen zu laufen. Die Augen blieben auf die Fußspuren gerichtet – oder, weil der Boden oft zu trocken war, um einen Abdruck zu zeigen, auf zerdrückte Halme, zerquetschte Blätter oder verrutschte Steine, die den Weg des Hoolahs verrieten. Bei jedem Schritt klimperte rhythmisch die winzige Glocke an seiner Hüfte. Er rannte mühelos und bewegte sich dabei so geschmeidig wie ein Hirschkalb.
    Wie er es liebte zu laufen, einfach zu laufen! Zu spüren, wie der Wind sein Haar zurückwehte, wie der Boden sichganz leicht unter dem Gewicht seiner Füße zusammenzog, wie sich seine Schenkel vor jedem Schritt anspannten. Und vor allem der Rhythmus: Er liebte den ununterbrochenen, gleichmäßigen Rhythmus seiner Schritte auf dem Boden, seiner Atemzüge und seiner Armbewegungen auf und ab, auf und ab, auf und ab.
    Immer weiter rannte Tamwyn. Er sprang über mehrere trockene Gräben, die einmal Bäche gewesen waren. Er lief an einem Kreis noch schlafender Narzissenfeen vorbei, deren goldene Flügel er durch ein Loch im Stamm einer Buche sah. Und einmal, mitten im Satz, wich er einem riesigen dreieckigen Stein aus, den er erkannte. Vor einigen Jahren hatte er hinter einem Brombeerbusch versteckt eine Gruppe schwarzbärtiger Zwerge dabei beobachtet, wie sie diesen Stein wegrollten, um einen Geheimgang zu ihrer unterirdischen Behausung zu öffnen.
    Im Laufen blieb ihm nicht verborgen, dass die Landschaft immer trockener wurde, je weiter er in den Norden kam. Diese Dürre hielt jetzt seit Monaten an, seit dem Früh sommer . Und sie wurde immer schlimmer, besonders hier in den Hügeln des oberen Steinwurzelbereichs.
    Das machte keinen Sinn! Tamwyn hatte schon früher trockene Perioden erlebt, doch immer in den südlichen Teilen des Reichs. Hier oben in den Ausläufern der hohen Berge waren die Flüsse im Sommer immer voll Wasser. Außer geschmolzenem Schnee trugen sie auch vom oberen Brynchilla, einem Teil von Wasserwurzel, Wasser herab – durch tiefe unterirdische Kanäle. Jedenfalls hatte ihm das einmal ein Barde erzählt, der an der Eopia Hochschule der Kartenzeichnerstudiert hatte. Der Barde hatte sogar gesagt, eine gewisse Wassermenge könne tatsächlich von dem legendä ren weißen Geysir Crystillia kommen.
    Tamwyn lief über so dürres Moos, dass es unter seinen nackten Füßen knisterte.
Was geschieht hier? Und könnte es irgendwie mit dem Erlöschen jenes Sterns zusammenhängen?
    Was auch geschehen mochte, eins ließ sich nicht bestreiten: Wasser war knapp. Knapper als er es je in seinen Wanderjahren in der Wildnis dieses Reichs erlebt hatte. Sogar die Riesenstapfenseen waren fast trocken. Besorgt sah Tamwyn diese Dürre, voller Unbehagen hörte er das Knacken von trockenem Gras und dürrem Laub unter seinen Füßen. Er hatte zwar Durst und war seit Wochen durstig gewesen, aber er wusste, dass es ihm immer noch besser ging als dem Land. Denn er konnte wenigstens laufen, Wasser suchen und weiterziehen. Das Land und die Bäume, die hier verwurzelt waren, hatten diese Wahl nicht.
    Tamwyn lief langsamer, um eine alte Eberesche zu betrachten, deren Beeren um diese Jahreszeit rot sein sollten und stattdessen ein blasses Rosa zeigten. Selbst Steine wie Kiesel oder Glimmer, die im Herbst golden schimmerten, waren nur von trübem Gelb. Diese Regionen waren nicht nur trockener, sondern auch grauer.
Verblichener,
als wären langsam die Farben aus ihnen herausgesaugt worden.
    Durch ein einst grünes Tal, jetzt braun und dürr, und an einer Kette ausgetrockneter Teiche vorbei folgte er den Spuren. Die Fußabdrücke, die sich mitten durch eine schlammige Strecke zwischen den Teichresten zogen, hätten nichtdeutlicher sein können. Es war fast, als
wollte
dieser Hoolah eingeholt werden.
    Aber Tamwyn wusste es besser. Dieser Hoolah – wie jeder andere Hoolah – kümmerte sich einfach nicht darum.
    Törichte Geschöpfe! Ungeachtet ihres Alters, Geschlechts oder der Farbe ihrer runden Augenbrauen hatten alle Hoolahs etwas gemeinsam: Für sie war das Leben nicht mehr als ein Spiel, eine Gelegenheit, Unfug anzustellen – so viel Unfug wie möglich.
    Wahrheit? Ehre? Sinn? Solche Begriffe hatten für Hoolahs keine Bedeutung. Sie hatten einfach ihren Spaß daran, der Gefahr ins Gesicht zu spucken, deshalb gerieten sie so oft in Schwierigkeiten. Wen kümmerte es, wenn sie lebten, um hinterher darüber zu lachen? Und sie verstanden wirklich nicht, warum andere

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