Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore
Kaviarkuchen, die weiß geflügelte Albatrosse noch dampfend direkt aus der Drachenküche herbeiflogen, wurden sofort verschlungen. Genau wie die Torten mit Orangenkaperncreme,Seezitronentörtchen, Salzbeerenpasteten und die Tiefenschokoladetrüffel.
Ihre Bäuche wölbten sich, als sie zu einer Höhlung am hinteren Ende des Tunnels geführt wurden. Dort erleuchteten zwei Seeglasfackeln den Umkreis mit perlartigem Licht. Ohne auch nur ein paar Worte zu wechseln, streckten sich die müden Reisenden auf dick gepolsterten Schwammfarnmatten aus. Und fielen sofort in tiefen Schlaf.
Doch als Elli erwachte, hatte sie nur einen Gedanken: Sie waren Gefangene, ganz einfach. Und in den nächsten fünf Tagen gaben die Wasserdrachen ihr keinen Grund, es sich anders zu überlegen. Den Gefangenen war nichts erlaubt, als zu essen, noch mehr zu essen, zu schlafen und gelegentlich im glitzernden Wasser der Höhlung zu schwimmen.
Ellis häufige Bitten, den Fürsten zu sprechen, wurden einfach ignoriert. Von abwechselnden Drachenwachen beobachtet, die in regelmäßigen Abständen herüberschwammen und sie überprüften, konnten sie und ihre Freunde sich nur sorgen um ihr Schicksal
. . .
und das von Avalon. Denn mit jedem Tag in Gefangenschaft wurden ihre Erfolgsaussichten geringer – und würden bald völlig verschwinden.
In der fünften Nacht wurde Elli plötzlich durch einen festen Tritt von Nuics Fuß gegen ihre Rippen geweckt. Als sie sich aufsetzte und den Maryth betrachtete, war seine Haut pechschwarz geworden, so schwarz wie die seltsamen finsteren Schatten, die sie in der Vision auf Hallias Gipfel gesehen hatte. Sie brauchte ihn nicht zu fragen, wovoner geträumt hatte. Dann bemerkte sie, dass der alte Freund bebte, er zitterte unbeherrschbar. Schnell zog sie ihn an die Brust und hielt ihn fest, bis das Zittern endlich aufhörte.
Am nächsten Morgen setzte sich Elli auf das Tunnelsims und ließ die Füße ins Wasser hängen. »Wie lange wird Hargol uns hier festhalten?«, fragte sie ungeduldig. »Selbst wenn er am Ende beschließt, uns zu helfen, könnte das im nächsten Drachenzeitalter sein. Und wir verlieren wertvolle Zeit.«
Brionna neben ihr schaukelte mit den Füßen und zog nachleuchtende Glitzerspuren durchs Wasser. »Oder er entscheidet einfach, uns zwischen seinen Zähnen zu zermalmen und unsere Kristalle zu stehlen, dann hat er es hinter sich.«
»Ein hübscher Gedanke«, sagte Nuic, der in der Nähe auf dem Rücken trieb. »Jetzt, wo er uns gemästet hat, geben wir sicher ein leckeres Meeresfrüchteragout her.«
»Selbst wenn er uns nicht aufisst«, fuhr Brionna fort, »könnte er uns einfach ewig hier lassen – und die Gesellschaft seiner
zwei hervorragenden Gäste
genießen, wie er sie genannt hat.«
Lleu, der an der Felswand der Höhle saß, die Knie an die Brust gezogen hatte und den Falken auf der Schulter trug, schaute auf. »Ich weiß nicht, wie ihr das seht, aber ich habe einen Entschluss gefasst.«
»Und der wäre?«, fragte Elli.
»Wir müssen ausbrechen. Aus diesem Gefängnis fliehen.«
Elli biss sich auf die Lippe, dann nickte sie. »Wahrscheinlich hast du Recht. Aber wie? Und wenn wir es schon versuchen, sollte es uns auch gelingen. Hargol wird wütend sein! Und uns einfach schlucken wie eine Hand voll Garnelen. Oder uns an irgendeine Wand ketten, damit wir es nie wieder probieren.«
»Umso mehr Grund für uns, jetzt zu fliehen, so lange es noch möglich ist.« Lleu schlug die Faust in die Handfläche. »Es fragt sich nur, wie.«
»Ich bin der gleichen Meinung«, sagte Elli. »Wir müssen eine Möglichkeit finden.«
»Das müssen wir.« Nuic trieb jetzt im Wasser zu ihren Füßen. »Und ich glaube, Rhia würde auch zustimmen, wenn sie hier wäre. Aber es ist viel leichter gesagt als getan.«
»Das stimmt.« Lleu schüttelte bedrückt den Kopf. »Wir könnten wirklich für immer hier festsitzen. Bei Babd Cathas krummen Zähnen! Warum bin ich überhaupt mitgegangen, wenn wir nicht weiter kommen als bis hierher? Ich hätte einfach bei Coerria bleiben sollen.«
Nuics Farbe veränderte sich ein wenig, aus mitfühlendem Rosa wurde das gewohnte mürrische Blau. »Du hast sie erst gestern im Galator gesehen, weißt du nicht mehr? Sie lebt noch, aber es geht ihr schlecht. Selbst wenn du bei ihr wärst, könntest du ihr nicht helfen.«
»Aber wenigstens würde meine Anwesenheit etwas bedeuten. Hier komme ich mir vor wie eine dieser leeren Butterschalen, die Shim rechts und links hinter sich
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