Der Zauber von Avalon 03 - Die ewige Flamme
deinen Machenschaften abzuhalten, und wenn das das Letzte ist, was ich tue, bevor ich sterbe.
»Achtung, Männer!«, befahl Morrigon. »Während ich Olo Belamir Bericht erstatte, könnt ihr diese Schandbälger in die
Gästezimmer
bringen.« Er kicherte über seine Wortwahl. »Und tut euer Bestes, damit sie sich richtig wohlfühlen.«
Mit einer höhnischen Grimasse zu Brionna fügte er hinzu: »Wir möchten, dass sie lange, lange bleiben.«
Sie schlurften in das Gebäude, immer von argwöhnischen Bogenschützen umgeben. Obwohl Brionna, Lleu und Catha ständig nach einer Fluchtmöglichkeit Ausschau hielten, sahen sie nichts Entsprechendes. Die Wachen zündeten zwei Fackeln an, dann führten sie die Gefangenen durch eine dunkle Halle nach der anderen, bis sie eine Steintreppe erreichten. Sie marschierten die feuchten Stufen hinunter, die von Schlamm überzogen und glatt waren. Selbst wenn Brionna ihren Abstieg nicht gesehen hätte, wäre ihr durch die Kälte in den Elfenknochen klar geworden, dass sie sich tief unter der Erde befanden.
Als sie schließlich ganz unten angekommen waren, schoben die Männer sie in eine dunkle fensterlose Zelle. Das einzige schwache Licht kam von einer Fackel, die vor der verriegelten Zellentür in einem Spalt zwischen den Steinen steckte. Unter der Fackel setzte sich einer der Männer auf eine Steinbank – nachdem er Brionnas Langbogen und den Köcher in eine dunkle Ecke bei der Treppe geworfen hatte.
»Die brauchst du nicht mehr, Elfenmädchen«, sagte er und rülpste laut.
Bevor sie antworten konnte, schlug ein anderer Mann die Zellentür zu und schob den schweren eisernen Riegel vor. Das rohe Lachen der Männer hallte im Treppenhaus wider, als sie weggingen und den Wachmann auf der Bank zurückließen.
»Nun, meine Gäste«, krächzte der Wachmann höhnisch, »zu schade, dass wir euer Abendbrot vergessen haben.«
Er trat heftig auf den Boden, sodass Lehmbrocken durch die Gitter der Zellentür spritzten. »Aber vielleicht könnt ihr ja Dreck fressen.« Mit einem erneuten Rülpser zog er sein eigenes Abendbrot aus dem Ranzen, eine große Flasche mit einem faulig riechenden Gebräu. Und ohne einen weiteren Gedanken an die Gefangenen fing er an zu trinken.
13
Scheren und Fänge
I n der Zelle fuhr Brionna wütend herum. Mit der lockeren Geschmeidigkeit der Elfen setzte sie sich auf den Lehmboden und kreuzte die Beine. Sie seufzte, ihr Zorn verwandelte sich in Niedergeschlagenheit.
Als sie sich an die rauen Steine lehnte, spürte sie die alte Narbe von der Peitsche des Sklaventreibers.
So schrecklich jene Zeit auch war
, dachte sie düster,
wenigstens konnte ich noch die Sterne sehen und im Freien atmen.
Weit weniger anmutig plumpste Shim neben sie. Lleu auf der anderen Seite des Raums blieb stehen. Der schlaksige Priester lehnte die Schulter an die Wand, als könnte er die Mauer wie eine unverschlossene Tür aufstoßen. Der Falke Catha saß reglos auf seinem gewohnten Platz, die Augen waren ungewöhnlich stumpf.
»Dieser Morrigon«, schimpfte die Elfe. »Er ist der Wechselbalg, davon bin ich überzeugt.«
»Beim Lichte Dagdas«, rief Lleu. »Sein Auge! Bestimmt hast du recht.«
Er schüttelte den Kopf, während er zu Boden glitt und die Arme über der Brust verschränkte. »Wenn wir nur irgendwie hier hinauskommen und Belamir finden könnten!Er wäre entsetzt, wenn er die Wahrheit wüsste. Einen Wechselbalg in seiner Umgebung würde er ebenso wenig ertragen, wie er sich als Pfand für Kulwych – und Rhita Gawr – bei der Schlacht von Isenwy missbrauchen ließe.«
Brionna zuckte die Achseln. »Du hast mehr Vertrauen zu diesem Mann als ich. Er hat die Bewegung ›Menschen zuerst‹ gegründet, weißt du noch?«
»Ja, aber er ist auch weiser, als seine Bewegung geworden ist – ich wette, nicht zuletzt durch diesen Wechselbalg. Wenn ich nur mit Belamir reden könnte! Ich bin sicher, er würde uns helfen.«
»Finde dich mit der Wahrheit ab, Lleu. Wir haben völlig versagt! Wir hätten nie hierher in diese Siedlung kommen sollen. Jetzt werden wir in dieser Zelle verrotten, während unsere Freunde ihr Leben aufs Spiel setzen, um Avalon zu verteidigen.«
Lleu kaute eine Weile an seiner Lippe, bevor er antwortete. Dann war seine Stimme leise, aber ruhig. »Solange wir am Leben sind, gibt es noch eine Chance, dass wir mit Belamir reden können. Und ihn davon überzeugen, dass er seine Anhänger nicht nach Isenwy schicken soll. Brionna, es steht einfach zu viel auf dem Spiel, wir
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