Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Zauberhut

Der Zauberhut

Titel: Der Zauberhut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Intrigen begannen.
    »Himmel, ich bin froh, daß ihr ihn gefunden habt!« platzte es aus Rincewind heraus. »Der Hut ist gngngngnh…«
    »Bitte?« Abrim winkte zwei Wächtern zu, die daraufhin einen Schritt vortraten. »Ich habe nichts mehr verstanden, nachdem dir die junge Dame den Ellenbogen ans Ohr rammte.« Er verneigte sich vor Conina.
    »Ich glaube, du solltest uns jetzt besser zum Hut führen«, sagte Cohens Tochter freundlich und gleichzeitig fest.
    Fünf Minuten später betraten sie eine der vielen Schatzkammern des Serif. Der Hut lag auf einem Tisch und sagte: Na endlich. Was hat euch so lange aufgehalten?

    W ährend Rincewind und Conina Gefahr laufen, den Plänen eines verschlagenen Großwesirs zum Opfer zu fallen, während Münze vor die versammelten Zauberer tritt (die meisten ducken sich) und über Verrat spricht, während die Scheibenwelt unter dem Beginn einer magischen Diktatur ächzt… Während all dies geschieht, erlaubt sich der Autor, auf die Problematik von Poesie und Inspiration hinzuweisen.
    Um nur ein Beispiel zu nennen: Der Serif sitzt nach wie vor in seiner von geschickten Gärtnern angelegten Wildnis, blättert in einem dicken Buch, das er selbst verfaßt hat, und liest ein Gedicht, das mit folgenden Worten beginnt: »Auf die Beine! Denn aus des Morgens Tasse fiel gerade ein Löffel, der verscheuchte alle Sterne, die ich so sehr hasse…«
    Krösus seufzt kummervoll und stellt sich der bitteren Erkenntnis, daß die erhabenen Wortgebilde seiner Phantasie auf dem Papier der Realität nicht ganz den Sinn ergeben, der ihm vorschwebt.
    Es muß bezweifelt werden, ob sie jemals seinem Willen gehorchen. Traurigerweise gehören solche Erfahrungen zum allgemeinen Erlebnisgut der Welt.
    Es ist eine in allen Dimensionen des Multiversums anerkannte Tatsache, daß wahrhaft großartige Leistungen durch einen Augenblick der Inspiration ermöglicht werden. Natürlich muß man zunächst eine Menge Vorarbeit leisten, doch manchmal springt Quantität in Qualität um, wenn man einen fallenden Apfel sieht, das Pfeifen eines Kessels hört oder beobachtet, wie Wasser über den Rand der Badewanne läuft. Dann macht es plötzlich Klick im Kopf des Beobachters, und aus Myriaden mentaler Mosaiksteine (manchmal sind es auch weniger) ergibt sich ein einheitliches Bild. Die DNS, so heißt es in wissenschaftlichen Kreisen, verdankt ihre Entdeckung dem Anblick einer Wendeltreppe, als das Bewußtsein des entsprechenden Forschers gerade die richtige ideelle Temperatur hatte. Was wäre geschehen, wenn er statt dessen einen Lift benutzt hätte? Nun, in dem Fall hielte die Genetik sicher einige Überraschungen bereit. 15
    Manche Leute glauben, so etwas sei wunderbar. Sie irren sich. Es ist tragisch. Ständig rasen kleine Inspirationspartikel durchs All, durchdringen dichte Materie ebenso mühelos wie Neutrinos einen großen Haufen aus Zuckerwatte. Und die meisten von ihnen verfehlen das Ziel.
    Schlimmer noch: Viele von ihnen treffen genau den richtigen Bereich im falschen Gehirn.
    Auch hier soll ein Beispiel genannt werden. Der seltsame Traum von einem bleiernen Pfannkuchen, der an einem tausendfünfhundert Meter hohen Gerüst hängt, hätte als Katalysator für die Erfindung der repressiv-gravitationellen Erzeugung von Elektrizität dienen können. (Damit stünde unbegrenzte und völlig saubere Energie zur Verfügung; die Bewohner der betreffenden Welt wünschten sich so etwas schon seit Jahrhunderten, und als die Wissenschaftler immer nur hilflos mit den Achseln zuckten, wurden sie gekündigt und mußten sich ihren Lebensunterhalt als akademische Straßenfeger verdienen. Sie waren nicht sehr glücklich darüber und entwickelten automatische Reinigungsmaschinen, vergaßen jedoch, unter der programmtechnischen Rubrik ›Kein Schmutz!‹ den Begriff ›Städte‹ zu verzeichnen.) Leider entstand diese Idee im eher vagen Denken einer verwirrten Ente.
    Oder man nehme eine Herde weißer Pferde, die über eine Wiese mit wilden Hyazinthen galoppiert… Ein begabter Komponist hätte diese Szene sicher genutzt, um das berühmte Werk Suite der fliegenden Götter zu verfassen, musikalischer Trost und Balsam für Millionen von Seelen. Aber leider lag der Künstler mit Grippe im Bett, und deshalb traf das Inspirationspartikel einen nahen Frosch, der sich außerstande sah, abgesehen von einem lauten »Quak!« andere wichtige Beiträge zur akustischen Poesie zu leisten.
    Viele Zivilisationen sind auf diese schockierende Verschwendung

Weitere Kostenlose Bücher