Der Zauberhut
aufmerksam geworden und haben verschiedene Techniken entwickelt, um Abhilfe zu schaffen. Bei den meisten geht es um ebenso illegale wie vergnügliche Methoden, das Bewußtsein mit exotischen Kräutern und verschiedenen Hefeprodukten auf die richtige Wellenlänge zu justieren. Leider klappt es nicht ganz.
Krösus hoffte auf eine Inspiration für Gedichte über Leben und Philosophie, wollte irgendwie zum Ausdruck bringen, daß die Realität weitaus hübscher und interessanter wirkte, wenn man sie durch den Boden eines Weinglases betrachtete. Es ist wirklich schade, daß er vergeblich hoffte, denn seine poetischen Fähigkeiten reichten nicht einmal an die einer Hyäne heran.
Es bleibt rätselhaft, warum die Götter so etwas zulassen.
Nun, der für eine solche Erklärung notwendige Inspirationsfunke hat zwar die Scheibenwelt erreicht, doch er ließ sich im Gehirn einer kleinen weiblichen Blaumeise nieder, die mit der Botschaft nicht viel anfangen konnte und sie in ein fröhliches Zwitschern übersetzte. Ein sonderbarer Zufall wollte es, daß ein in der Nähe wohnender Philosoph, der dem gleichen Problem einige schlaflose Nächte gewidmet hatte, plötzlich auf den Gedanken kam, den Bedürfnissen von Blaumeisen angemessene Vogelhäuser zu bauen.
Solche Dinge grenzen an Magie, und damit sind wir wieder beim Thema.
Irgendwo in den dunklen Schluchten des interstellaren Alls war ein einzelnes Inspirationspartikel unterwegs und ahnte glücklicherweise nichts von seinem Schicksal. Es bestand nämlich darin, in einigen Stunden eine bestimmte Stelle in Rincewinds Kopf zu treffen.
Es wäre schon schwierig genug gewesen, wenn Rincewind einen normal großen Kreativitätsknoten besessen hätte. Doch dieses bestimmte Teilchen aus komprimierter Idee sah sich mit der außerordentlich problematischen Aufgabe konfrontiert, über viele hundert Lichtjahre hinweg ein Ziel von den Ausmaßen einer kleinen Rosine anzuvisieren. In einem großen Universum ist das Leben für subatomare Partikel nicht unbedingt leicht.
Aber wenn es wirklich trifft, offenbart sich Rincewind eine wichtige philosophische Erkenntnis. Falls nicht, wird irgendein in der Nähe befindlicher Backstein zu einer bedeutenden Einsicht gelangen, mit der er allerdings überhaupt nichts anfangen kann.
D er Palast des Serif – die Legende nannte ihn Rhoxie – nahm den Teil der Stadtmitte von Al Khali ein, den die ›Wildnis‹ unbeansprucht ließ. Viele Dinge, die mit Krösus in Zusammenhang standen, fanden ihren Niederschlag in der Mythologie. Der Palast wies Hunderte von Torbögen, Kuppeln und Säulen auf, stand darüber hinaus in dem Ruf, in mehr Zimmer und Kammern unterteilt zu sein, als selbst der beste Mathematiker zählen konnte. Rincewind gab bei sieben auf, und daher wußte er nicht, in welcher Nummer er sich befand.
»Er enthält Magie, nicht wahr?« fragte Abrim, deutete auf die Kopfbedeckung des Erzkanzlers und stieß Rincewind in die Rippen. »Du bist ein Zauberer«, sagte er. »Sag mir, was es damit auf sich hat.«
»Woher willst du wissen, daß ich Zauberer bin?« erwiderte Rincewind verzweifelt.
»Es steht auf deinem Hut geschrieben«, sagte der Großwesir. »Oh.«
»Und du hast ihn auch auf dem Schiff getragen. Meine Männer haben dich gesehen.«
»Der Serif nimmt auch Sklavenjäger in seine Dienste?« warf Conina scharf ein. »Ich hätte mehr Takt von ihm erwartet.«
»Krösus ist recht taktvoll – im Gegensatz zu mir«, sagte Abrim. »Ich habe die Piraten beauftragt. Immerhin bin ich der Großwesir. Ich muß gewissen Erwartungen gerecht werden.«
Er musterte die junge Frau nachdenklich und nickte dann zwei Wächtern zu.
»Der gegenwärtige Serif sieht die Welt in erster Linie aus einer literarischen Perspektive«, sagte er. »Ich vertreten einen anderen Standpunkt. Bringt sie ins Serail!« befahl er den beiden Soldaten, rollte mit den Augen und seufzte übertrieben. »Ich fürchte allerdings, daß dir kein besonders schlimmes Schicksal droht. Wahrscheinlich erwarten dich nur Langeweile und ein wunder Hals.«
Abrim wandte sich an Rincewind.
»Gib keinen Ton von dir«, zischte er. »Rühr dich nicht von der Stelle. Die Hände bleiben unten, klar? Falls du doch versuchen solltest, irgendwelche Magie zu beschwören… Ich trage viele seltsame und mächtige Amulette, die mich schützen.«
»He, einen Augenblick…«, begann Rincewind.
Conina kam ihm zuvor. »Schon gut. Ich wollte mich schon immer mal in einem Harem umsehen.«
Rincewind
Weitere Kostenlose Bücher