Der Zauberspiegel
Kerngehäuse ihres Apfels ins Gebüsch und griff nach ihrer Decke, wickelte sich ein und kaum, dass sie auf dem Boden lag, fiel sie auch schon in tiefen Schlaf.
7. Kapitel – Gefunden
J uliane wurde in eine Baracke geführt. Ein junger Mann saß dort eingeschüchtert auf einem Feldbett. Ein Todesreiter trat auf ihn zu, in den Händen einen Kelch.
»Kloobs Blut, trink und du wirst einer von uns sein«, verlangte der Soldat.
Der junge Mann griff nach dem Trank, starrte den Soldaten an, und während er diesen fixierte, leerte er den Kelch. Als er absetzte, zierte ein roter Rand seine Oberlippe, den er ableckte und noch während seine Zunge über die Haut strich, veränderte sich der Ausdruck seiner Augen. Leere breitete sich aus. Die Schwärze der Mitleidlosigkeit.
Juliane begriff. Die Soldaten mochten freiwillig kommen, doch weder blieben noch handelten sie aus freien Stücken. Und so war jeder Tote aufseiten der Todesreiter ebenso ein Opfer wie jene der Rebellen.
Der Traum entglitt ihr, das Bewusstsein floss in die Wirklichkeit zurück. Sie verharrte.
Sie wurden beobachtet. Während der Rest noch tief und fest schlief, versuchte Juliane herauszufinden, wer für dieses intensive Gefühl verantwortlich sein könnte, das sie geweckt hatte. Ein Mensch. Da war sie sicher. Sie spürte dessen Blick wie eine körperliche Berührung, als würden die Hände eines Geliebten über ihren Körper tasten. Diese Empfindung löste ein Kribbeln in ihr aus und erfüllte sie mit wohliger Hitze.
Blinzelnd öffnete sie die Augen. Tau glitzerte auf den Gräsern und die anderen Pflanzen des Waldes wirkten in der aufgehenden Morgensonne wie gesprenkelt mit Diamanten. Nebel stieg aus den Tiefen des Waldes auf und verlieh der Umgebung eine unwirkliche Atmosphäre.
Einen Moment lang glaubte Juliane einen Herzschlag zu spüren, einen Herzschlag, der nicht von ihr stammte, obwohl er mit ihrem eigenen im Takt war. Das Atmen fiel ihr schwer. Sie suchte das Dickicht nach dem Eindringling ab.
Im Unterholz stand ein Todesreiter und beobachtete sie. Seine dunklen Umrisse verschwammen mit der Umgebung. Schreck durchzuckte sie. Doch dann tauchte die silberne Schnur wieder vor ihr auf und lenkte sie ab. Ein eigenartiges Summen erfüllte ihre Ohren, das erst verstummte, als sie ihren Blick von dem Uniformierten losriss.
Ihr Herzschlag geriet ins Stolpern. Sie zwang sich zur Ruhe und ließ ihre Aufmerksamkeit über die Landschaft schweifen, als hätte sie den Mann nicht bemerkt. Sie erhob sich gemächlich und machte sich daran, Torus zu wecken.
»Torus, dort bei der großen Pinie steht ein Soldat und beobachtet uns.« Sie warf einen raschen Blick dorthin und erkannte, dass er verschwunden war. »Mist, er ist weg!«
Torus war schlagartig wach. Er sagte nichts, stand langsam auf und verschwand im Gebüsch, als habe er alle Zeit der Welt.
Juliane weckte Kalira und Ranon und schilderte den beiden ihre Entdeckung, sie deutete auf die Stelle, doch dort gab es nichts weiter als Grünzeug zu sehen.
Die Minuten verstrichen. Die Nervosität drückte die Stimmung der drei. Sie harrten schweigend aus. Juliane ließ ihren Blick schweifen und entdeckte einen gewaltigen Vogel am Himmel. Hinter ihr raschelte es. Sie sprang auf, zog ihr Schwert, wirbelte herum und ließ ihre Waffe im gleichen Moment wieder sinken. »Hast du jemanden entdeckt?«
Torus schüttelte den Kopf. »Bist du sicher, dass du nicht geträumt hast?«
»Ganz sicher«
»Seltsam.« Torus kratzte sich das mit Bartstoppeln übersäte Kinn. »Ich habe nicht die kleinste Spur entdecken können.«
Hatte sie sich das Ganze doch nur eingebildet? Auf einmal war sie sich nicht mehr sicher. Immerhin hatte sie gedacht, seinen Herzschlag zu spüren, was schon verrückt genug war. Sie beschloss, das für sich zu behalten und nicht weiter über den Soldaten nachzudenken, den sie glaubte, gesehen zu haben.
Der sich endlos ziehende Ritt führte sie weiter durch das waldreiche Gebiet.
»Was hast du?«, fragte Juliane, nachdem sich Kalira zum dritten Mal umgeblickt hatte.
»Ich werde das Gefühl nicht los, dass wir verfolgt werden«, erklärte sie und klang beunruhigt.
Juliane sah sich ebenfalls um. Ja, nun fühlte sie es auch. Hatte sie nicht eben das Blitzen schwarzen Metalls erhascht?
Ranon lenkte sein Pferd neben Kalira. »Seit wann werden wir verfolgt?«, wollte er wissen und ließ damit keinen Zweifel offen, dass er ihre Befürchtung teilte.
»Seit heute Morgen.«
Ranon
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