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Der Zauberspiegel

Der Zauberspiegel

Titel: Der Zauberspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Carver
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    A ran blieb ihnen ein Rätsel. Er erwies sich als schweigsamer und ausgesprochen wortkarger Wegbegleiter. Den Fragen, weshalb er ein Todesreiter geworden und letztendlich doch geflohen war, wich er geschickt aus.
    Keinem von ihnen gelang es, an ihn heranzukommen, am wenigsten Juliane. Dabei fühlte sie, dass er ebenso fasziniert von ihr war wie sie von ihm. Während sie durch die Wälder ritten, spürte sie oft seinen Blick in ihrem Rücken. Auch sie starrte ihn an, wenn sie sich unbeobachtet wähnte. Ansonsten hielt Aran sich von ihr fern. Oft sah er sie nicht einmal an, wenn sie miteinander sprachen. Manchmal rätselte sie, ob er Angst vor ihr oder dem unstillbaren Verlangen hatte, das sie immer mal wieder in seinen Augen meinte zu erkennen.
    Sie wollte es sich nicht eingestehen, aber Aran verwirrte sie auf eine süße, quälende Weise. Sie fragte sich, ob er die Silberschnur ebenfalls wahrnahm. Und ob er wusste, was es damit auf sich hatte. Juliane war sich nur über eines im Klaren: Dieses Band stellte eine mysteriöse Verbindung zwischen ihnen dar.
    Hin und wieder fühlte sie ein leises Summen und wusste, dass sie immer noch vorhanden war, auch wenn sie die übernatürliche Kordel nicht sah.
    Torus führte sie über einen schmalen Trampelpfad.
    »Diesen Weg benutzen die Todesreiter hin und wieder für ihre Erkundungsritte«, warnte Aran.
    Torus runzelte die Stirn. »Kannst du uns sicher durch dieses Gebiet bringen?«
    Aran zuckte mit den Schultern. »Ich bin mir nicht sicher, ob der Zauber des Waldes auf euch wirkt, wenn ich euch führe.«
    Schadenfreude erfüllte Juliane. Es waren Arans plötzliche Gedanken, die sie intensiv durchdrangen. Wie hatte es ihn amüsiert und befriedigt, als die Soldaten wieder und wieder versuchten, in die Tiefen der magisch geschützten Wälder vorzudringen, hinter ihm her spürten und seiner doch nie habhaft werden konnten. Und an ihr Entsetzen, als der Wald sie vernichtete, ihr Unverständnis, weshalb ihn der Zauber unbehelligt ließ.
    »Bleibt dicht hinter mir und sagt sofort Bescheid, wenn ihr euch seltsam fühlt.« Mit einem sanften Schenkeldruck trieb er seinen Rappen an.
    Erneut bewunderte Juliane sein schwarzes Haar, das seidig schimmernd über seine Schultern fiel. Seine stolze Körperhaltung und seine geschmeidigen, katzengleichen Bewegungen lösten nicht weniger Faszination in ihr aus.
    Sie seufzte leise. Konnte es sein, dass sie sich in sein Äußeres verliebt hatte? Sie hatte vorher noch nie Derartiges empfunden. Sollte sie nicht eindeutig wissen, wenn sie der Blitz der Liebe traf? Stattdessen kämpfte sie verwirrt mit ihren Empfindungen und durchforschte ständig ihre Gefühle. Welches Geheimnis umgab Aran? Es erschien ihr immer drängender, darüber Gewissheit zu erhalten. Ihr Traum-Geliebter hatte ein Gesicht bekommen, die nebulöse Erscheinung in ihren Träumen war durch Aran ersetzt worden. Doch er schien nicht im Mindesten daran interessiert, ihr auch nur den Hauch eines Interesses zukommen zu lassen.
     
    Durch die Baumwipfel fielen orangefarbene Lichtstreifen und verrieten, dass die Sonne unterging. Um die Freunde herum begann es zu rascheln, als die nachtaktiven Geschöpfe des Tals erwachten.
    Juliane streckte sich und gähnte. Sie warf den anderen flehende Blicke zu. Außer Aran, der selten irgendwelche Zeichen von Müdigkeit und Erschöpfung zeigte, schienen Kalira, Ranon und Torus ebenso zerschlagen zu sein wie sie. »Können wir uns nicht ein Nachtlager suchen?«, fragte Juliane. Als keiner der anderen darauf reagierte, fügte sie flehend hinzu: »Bitte!«
    Aran sah Juliane mit einem seiner intensiven Blicke an, die sie immer zum Beben brachten. Seine Aufmerksamkeit blieb einen verwirrend langen Moment auf sie gerichtet, ehe er die anderen fragend musterte. »Gleich da vorn ist eine Lichtung, dort können wir über Nacht bleiben«, erklärte Aran.
    Kalira und Ranon hatten seit ihrer ersten Begegnung mit Aran kaum mehr als nötig miteinander geredet, wichen ihren gegenseitigen Blicken aber auch nicht mehr aus. Juliane hoffte, dass sie sich doch wieder vertragen würden. Sie wertete diese vorsichtige Annäherung als gutes Zeichen und lenkte ihr Pferd zufrieden hinter Arans her.
    Wenig später standen sie auf der Lichtung. Riesige Pinien- und Haselnussbäume umgaben sie, der Platz wirkte wie eine Insel in einem grünen Meer.
    Unruhig überblickte sie die Schneise, wie es zu ihrer Gewohnheit geworden war. Da entdeckte sie einen

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