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Der Zauberstein von Brisingamen

Der Zauberstein von Brisingamen

Titel: Der Zauberstein von Brisingamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Garner
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worden war.
    Der alte Mann trieb Colin und Susan in den Tunnel, und sobald sie über die Schwelle waren, schloss sich die Öffnung hinter ihnen und ließ die Nacht und ihre Schrecknisse draußen.
    Der Gang war recht kurz, und sie kamen bald an eine schwere, eisenbeschlagene Tür aus Eichenholz. Die Kinder traten zur Seite, während der Alte sich an dem Schloss zu schaffen machte.
    «Wo hohe Zauberkunst versagt, können Eiche und Eisen doch was nützen», sagte er. «Ah! Da haben wir’s! Und nun tretet ein und erholt euch.»

Viertes Kapitel
    Fundindelve
    Sie waren in einer spärlich, aber gemütlich eingerichteten Höhle. In der Mitte stand ein langer hölzerner Tisch, darum einige geschnitzte Stühle, und in einer Ecke lag ein Haufen dicker, warmer und weicher Tierfelle. Mitten durch die Höhle plätscherte ein dünnes Wasserrinnsal in dem Bett, das es sich in dem Sandsteinfußboden gegraben hatte; an der Stelle, wo es unter der Höhlenwand verschwand, bildete es einen kleinen Teich, in den der Alte zwei Bronzetassen tauchte, die er Colin und Susan anbot.
    «Ruht euch aus», sagte er, indem er auf das Lager aus Fellen wies, «und trinkt davon.»
    Die Kinder sanken auf das Bett und schlürften das eiskalte Wasser. Und schon beim ersten Zug schwand ihre Müdigkeit, und ihre Glieder durchströmte eine wohlige Wärme. Ihre verwirrten, erschütterten Gemüter beruhigten sich, sie fassten wieder Mut.
    «Oh», rief Susan und sie bestaunte ihre Umgebung, als nehme sie sie jetzt erst wahr, «das kann nicht wirklich sein.
    Sicher träumen wir. Colin, wie können wir nur aufwachen?»
    Aber Colin sah unverwandt den Alten an und schien nichts gehört zu haben. Ja, er sah einen alten Mann, aber einen, dessen Körper so stark und aufrecht war wie der eines Jünglings; dessen wache, graue Augen voll der Traurigkeit des Weisen waren und dessen strenger Mund gleichwohl freundlich und des Lachens fähig war.

    «Dann stimmt also diese Sage», stellte Colin fest.
    «Allerdings», sagte der Zauberer. «Und ich wünschte, dem wäre nicht so, denn das war ein unglückseliger Tag für mich.
    Doch nichts mehr von meinen Sorgen. Wir müssen jetzt herausfinden, warum ihr die Aufmerksamkeit der Svart-Alfars auf euch zieht, es ist nämlich wahrhaftig seltsam, dass Menschenkinder sie in solche Unruhe versetzen.»
    «Oh, bitte», unterbrach ihn Susan, «das ist alles so verwirrend! Könnt Ihr uns nicht zuerst erzählen, was eigentlich geschehen ist und was das im Moor zu bedeuten hatte? Wir wissen nicht einmal, wer Ihr seid, obwohl ich vermute, dass Ihr der Zauberer sein müsst.»
    Der Alte lächelte. «Vergebt mir. Ich vergaß in meiner Besorgnis, dass ihr vieles gesehen habt, das euch unbekannt ist. Wer ich bin? Ich hatte viele Namen bei den vielen Völkern in den verschiedenen Zeitaltern der Welt, und von diesen Namen dürfen manche heute nicht mehr ausgesprochen werden und manche wären eurer Zunge fremd; doch sollt ihr mich, wie die Menschen von Elthan, fortan Cadellin nennen, denn ich glaube, unsere Wege werden für eine Weile parallel verlaufen.
    Die Wesen, denen ihr begegnet seid, gehören dem Volk der Gnome an – Svart-Alfars heißen sie in ihrer Sprache. Sie sind ein feiges Volk, das die Nacht liebt und die Sonne verabscheut; am liebsten morden sie an finstren Orten, und nur selten wagen sie sich an die Oberfläche, es sei denn, sie haben guten Grund dazu. Sie besitzen keine Zauberkraft und sind daher allein keine Gefahr für mich, euch aber wäre es schlimm ergangen, hätte ich ihren Aufruhr nicht bis hier in den Berg gehört. Und nun müsst ihr mir sagen, wer ihr seid und was euch heut Nacht in solche Gefahr gebracht hat.»

    Colin und Susan berichteten von den Ereignissen bis zu ihrer Ankunft in Alderley und von dem, was sie seitdem getan hatten.
    «Und heute Nachmittag», sagte Colin schließlich, «haben wir den Edge erkundet und den Rest des Tages auf dem Hof verbracht, bis wir etwa um halb acht hierher kamen; ich wüsste daher nicht, womit wir wen auch immer auf uns aufmerksam gemacht haben könnten.»
    «Hm», sagte Cadellin nachdenklich. «Dann erzählt mir jetzt mal, was heute Abend geschehen ist, denn bis jetzt kann ich nicht klug daraus werden.»
    Die Kinder erzählten die Geschichte von ihrer Flucht und Gefangennahme, und als sie sie beendet hatten, schwieg der Zauberer eine Zeit lang.
    «Das ist allerdings rätselhaft», sagte er schließlich. «Die Krähe wurde ausgesandt, um eure Gefangennahme in die Wege zu leiten,

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