Der Zauberstein von Brisingamen
Sandsteinrutsche. Zum Festhalten gab es überhaupt nichts.
«Und was machen wir jetzt?», rief Susan.
«Wir rutschen! Oh, keine Angst, der Weg ist nicht lang, und unten liegt Sand, in dem wir landen werden.»
Die Kinder blieben ängstlich, aber Fenodyree beharrte darauf, dass nichts Gefährliches daran sei; und um zu beweisen, dass er Recht hatte, setzte er sich an den Rand der Rutsche und stieß sich mit beiden Händen ab. Ein Schürfen, Stille und dann ein leiser Plumps.
«Wie ich gesagt habe», rief Fenodyree und leuchtete mit der Lampe nach oben.
«Na schön», sagte Susan, «aber… oh!!»
Die Rutsche war viel glatter, als Susan erwartet hatte, sie geriet aus dem Gleichgewicht, rodelte hilflos in den Schacht und landete mit angezogenen Knien vor den Füßen des Zwergs. Zum zweiten Mal innerhalb einer Stunde blieb ihr erst einmal die Luft weg. Es war nur ein geringer Trost, dass es Colin nicht besser erging. Fenodyree hatte nicht gelogen: Da war Sand, aber er war feucht und dementsprechend hart.
Während die Kinder ächzend dalagen, wölbte Fenodyree seine Hände vor dem Mund und brüllte: «Du-rath-ror!»
Im Schacht hallte eine Antwort.
«Wir werden hier ausruhen», sagte Fenodyree, «aber lange dürfen wir nicht bleiben, denn wenn wir nicht bis Sonnenuntergang aus dem Earldelving herauskommen, haben wir keine andere Wahl, als bis zum Morgen dort zu warten, und das wäre wahrhaftig grässlich.»
«Na, dann», sagte Durathror, «wollen wir lieber auf die Rast verzichten!»
Er stand auf dem Vorsprung am Fuß der Steilwand.
«Aber…»
«Aber wie bist du…?»
«Ich bin gefallen!», rief Durathror fröhlich. «Seht!»
Und er sprang herunter, um sich zu Fenodyree und den Kindern zu gesellen. Sein Mantel wirbelte um ihn herum und er landete so leicht auf seinen Füßen und wankte kaum, als sei er lediglich von der untersten Stufe einer Treppe gesprungen.
Am Fuß des Schachts führte ein Gang in eine kleine, etwas über einen Meter hohe Kammer, die, abgesehen von einer Sandpyramide in der Mitte, überflutet war.
Fenodyree hieß die anderen, es sich darauf so bequem wie möglich zu machen, doch war es nicht einfach, trocken zu bleiben und gleichzeitig nicht in der Schusslinie etwaiger von den Svarts geschickter Felsbrocken, die mitten unter ihnen hätten landen können, zu sitzen.
Colin und Susan teilten das, was an Essen und Getränken noch übrig war, in vier gleiche Teile. Während sie aßen, erzählten die Zwerge ausführlich von den Ereignissen, die sie so unerwartet und gerade im rechten Augenblick zur Stelle hatten sein lassen, um Susan zu befreien und die Svarts vernichtend zu schlagen.
Sie berichteten Folgendes: Durathror und Fenodyree trieben sich in der Nähe von Castle Rock herum, als der Turmfalke ihnen die Nachricht überbrachte, dass Grimnir aus dem See gestiegen sei und St. Mary’s Clyffe betreten habe. Die Zwerge wussten, dass da, wo Grimnir hinging, auch Feuerfrost wäre und dies ihre Chance sein könnte. Cadellin schlich in den Bergen auf Ragnarök herum, um herauszufinden, ob sich die Kunde von dem Stein ausgebreitet habe, denn wie Grimnir war er bestrebt, seinen Aufenthaltsort geheim zu halten. Er konnte unmöglich mitkommen, die Zwerge beschlossen daher, allein anzugreifen. Fenodyree war im Handumdrehen gerüstet, und dann machten sie sich auf den Weg.
Vom Eintreffen der Kinder erfuhren sie durch den Turmfalken, mit dem sie sich im Schutz eines Gartens dicht bei St. Mary’s Clyffe verabredet hatten. Der Turmfalke sagte, Grimnir und Morrigan hielten sich in einem der oberen Zimmer auf und unten spiele sich Unerfreuliches hinter den Vorhängen ab. Die Hunde seien los.
«Warte du an der Eingangsmauer», sagte Durathror. «Der Falke wird mich zum Versteck der Morthschufte führen, ich werde sie aufscheuchen und ihnen mit Dyrnwyn alle Gedanken an Feuerfrost aus den Köpfen vertreiben. Wenn du hörst, dass ich sie angreife, warte noch ein Weilchen, dann suche in dem unteren Zimmer nach dem Stein, denn dort wird er wohl liegen, und dann ab nach Fundindelve, wohin ich folgen werde, sobald ich kann.»
Darauf begab sich Durathror mit dem Falken zu dem Zimmer unterm Dach. Es war so, wie Colin und Susan es bereits vermutet hatten. Er besaß durch seinen Mantel aus Adlerfedern, einem Überbleibsel aus alten Zeiten und Zeugnis einer großen Freundschaft, die Fähigkeit zu fliegen.
Als seine Zeit gekommen war, rannte Fenodyree zur Tür. Zu seiner Überraschung stand sie offen, und er
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