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Der Zauberstein von Brisingamen

Der Zauberstein von Brisingamen

Titel: Der Zauberstein von Brisingamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Garner
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zu den Wänden und war nirgends höher als einen Meter.
    Die Farben waren eindrucksvoll, denn die Wände bestanden aus dunkelrotem Schiefer, und in die Decke war smaragdgrünes Kupfererz eingebettet. Selbst unter diesen Umständen mussten die Kinder bedauern, dass die Schönheit dieses Kontrasts für alle Zeiten den Blicken verborgen bleiben sollte.
    Das Gehen war auch ohne den Schlamm noch mühsam genug. Für die Zwerge war es nicht so schlimm, aber Colin und Susan spürten sehr bald stechende Schmerzen in Genick und Rücken. Die Gänge verliefen nie geradeaus und teilten sich fünfmal auf ebenso vielen Metern. Es gab nur wenige Höhlen, und die waren selten größer als ein durchschnittliches Zimmer.
    Wasser war überall, die wenigen Schächte, auf die sie trafen, waren überflutet und daher leicht zu überqueren.
    Nach etwa einem Kilometer ließen sie die verhältnismäßig lichten Tunnel hinter sich, und nun waren selbst die Zwerge gezwungen ständig zu kriechen. Auch mehrten sich hier die Deckeneinbrüche, die zu überwinden eine mühsame Angelegenheit war. Die Kinder staunten jedes Mal, wie es immer wieder möglich war, ihre Körper durch Löcher und Spalten zu zwängen, die den Eindruck machten, als ob sie selbst ein Kätzchen in arge Bedrängnis bringen würden; aber sie fanden heraus, ganz gleich, wie ungangbar eine Lücke ihnen vorkam, wenn man den Kopf und einen Arm zusammen hindurchstecken konnte, würde auch der übrige Körper durchpassen.
    Hin und wieder stießen sie auf einen felsigen Abschnitt, über den das Wasser dort, wo direkt unter der Decke eine Erzader verlief, einen zarten Schleier gebreitet hatte. Das durch das Kupfer sickernde Wasser hatte über die Jahre einen bunten Film auf der Wand hinterlassen, dessen Spektrum vom hellsten Türkis bis zum dunkelsten Meergrün reichte.
    Die Tunnel wurden immer enger und gewundener. Susan missfiel es ganz besonders, sich wie ein Wurm um zwei Ecken zugleich schlängeln zu müssen. Ihr fiel das Bild ein, wo Alice im Haus des Weißen Kaninchens steckt, mit einem Arm aus dem Fenster und einem Fuß im Kamin.
    «Genau so ist es hier auch», brummelte sie, «nur ist hier die Decke noch niedriger!»
    In einer Höhle, in die sie sich wie Apfelsinenschnitze schmiegen mussten, gebot Fenodyree Halt. Immerhin konnten sie fast aufrecht stehen, was schon eine Erleichterung darstellte, auch wenn die Wände ihre Rücken zwangen, sich rund wie Sicheln zu krümmen.
    «Das meiste haben wir hinter uns», sagte Fenodyree, «doch die größten Gefahren drohen uns erst von hier an. Der Gang, der uns ans Licht bringen wird, beginnt dort zwischen Durathrors Füßen.»
    «Was?», rief Susan. «Aber das ist doch nur ein mittelgroßes Kaninchenloch!»
    «Und wenn es ein Nadelöhr wäre, müssten wir trotzdem hindurch, um an die Oberfläche zu gelangen. Aber verzweifelt nicht, wir sind nicht die Ersten, die diesen Weg beschreiten, wenn ich auch denke, dass wir die Letzten sein werden. Mein Vater bereiste den Earldelving sieben Mal und er war ein stattlicher Zwerg nach unseren Maßstäben. Wir müssen uns jetzt bereit machen. Beachtet genau, was ich sage, denn dies ist die letzte Möglichkeit zu sprechen, bis wir in Sicherheit sind; und Fehler können wir uns nicht erlauben.»
    Gemäß Fenodyrees Anweisungen legten Colin und Susan ihre Rucksäcke ab – ein kompliziertes Unterfangen in dieser Enge – und banden sie mit den Gurten an ihre Fußknöchel.
    Susans Rucksack enthielt Durathrors Mantel, Colin trug noch immer die Limonadenflasche, die er nun fallen ließ.
    Fenodyree riet ihm, die Lampe wegzustecken, denn, wie er sagte, Hände würden jetzt eher benötigt als Augen. Er hieß Durathror sein Schwert losbinden.

    «Halte es immer vor dich», sagte er, «dann wird weder Dyrnwyn noch Gondemars Sohn untergehen.»
    Und er zog sein eigenes Schwert und stieß es in die Öffnung.
    Durathror stand allein, gehüllt in die tiefe Stille der Unterwelt. Er nahm die leere Flasche, die Colin hatte fallen lassen, und stellte sie aufrecht in die Mitte der Höhle. Ein schiefes Lächeln zog sich über seine Lippen, als er sie betrachtete. Kurz darauf war die Höhle leer, von diesem einen Überbleibsel einer wilden Flucht einmal abgesehen.
    Beide Kinder hatten die größten Schwierigkeiten, in den Tunnel hineinzugelangen. Auf dem ersten Meter führte er abwärts, dann wand er sich nach oben, nicht sehr, aber doch genug, um ihnen durch die Biegung stechende Schmerzen zu bereiten. Der Eingang war mit

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