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Der Zauberstein von Brisingamen

Der Zauberstein von Brisingamen

Titel: Der Zauberstein von Brisingamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Garner
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sind dabei, die Westmine zu verlassen. Blieben wir hier, wären wir gewiss dem Tod geweiht – auch wenn wir zweimal vierhundert Svarts mit uns nähmen –, und Feuerfrost, der Zauberstein von Brisingamen, wäre verloren. Wir können noch immer sterben: Ich habe größere Furcht als je in meinem Leben. Ich sage dies jetzt, damit ihr, wenn ich etwas scheinbar Wahnsinniges tue, wissen möget, dass ich nicht unbesonnen handle – oder falls ich dies doch tue, dass es keinen andern Weg gibt. Wir müssen die oberen Stollen des Earldelving durchqueren, bis dahin, wo sie auf eine andere, dieser hier ähnliche, wenn auch kleinere Mine stoßen. Die Pfade hier sind noch nie breit oder hoch gewesen, und seit sie gegraben wurden, hat sich die Erde oftmals in ihrem Schlaf geregt. Der Weg mag nicht mehr so sein, wie er mir beschrieben wurde, und wir können uns für immer verirren. Aber er ist unsere einzige Chance, wenn es eine Chance ist, und wir müssen sie ergreifen. Dies hier ist die Schwelle: Haben wir sie erst einmal überschritten, können wir uns eine Weile ausruhen.»
    Sie befanden sich in einer Ecke einer weiteren Höhle. Zwei der drei Wände, die sie sehen konnten, waren wie alle anderen in der Mine: grob behauen und riefig. Die dritte jedoch, unmittelbar zu ihrer Rechten, war Furcht erregend anders. Ihre Oberfläche war glatt und grau und verschwand senkrecht, wie ein Stahlspaten, im Boden – oder eher dorthin, wo der Boden hätte sein sollen; denn zu Füßen des Zwergs öffnete sich ein Schacht, gleich einem steinernen Schornstein, der in sieben Meter Tiefe eine Biegung machte und so sein Geheimnis wahrte. Es war dieser Schlund, in den Fenodyree wies.

Dreizehntes Kapitel
    «Wo nie ein Svart seinen Fuß hinsetzen wird»
    Durathror grunzte, hob einen schweren Steinbrocken auf und schleuderte ihn in den Schacht. Er prallte von der glatten Felswand ab und verschwand hinter der Biegung aus dem Blickfeld. Das hohle Poltern war schier eine Ewigkeit zu hören, dann war es still, und als alle außer Fenodyree zu dem Schluss gekommen waren, er sei nun angekommen, ertönte ein einzelner, letzter dumpfer Aufschlag.
    «Dort müssen wir runter?», flüsterte Susan.
    «Und zwar, bevor uns der Mut verlässt. Durathror, wird Valham uns hier helfen?»
    «Nein, Vetter, der Zauber wirkt nur bei mir. Ich kann euch nicht mitnehmen, da er für Elfen gemacht wurde und schon mein geringeres Gewicht kaum aushält.»
    «Das dachte ich mir. Wirst du dann hier bleiben, um die Svarts davon abzuhalten, uns Felsbrocken auf die Köpfe zu werfen?»
    «Das kann und werde ich tun.»
    «Gut. Colin, Susan, folgt mir. Tretet dorthin, wohin ich trete.
    Hastet nicht. Dann werden wir sicher ans Ziel kommen.»
    Fenodyree begann den abschüssigen ersten Teil des Schachts hinabzusteigen, indem er sich zwischen den beiden Felswänden abstützte. Lockere Steine polterten unter ihm hinunter und nur bei den größten hörte man das Ende ihres Falls.
    «Hier ist Platz genug für euch beide», rief er von der Biegung aus. «Kommt einzeln, Colin zuerst.»

    Colin ließ sich über den Rand in den Schlund hinab und arbeitete sich bis auf einen Meter an Fenodyree heran.
    «Das ist nah genug», sagte der Zwerg. «Susan!»
    «Ja.»
    «Halt an, wenn du deinem Bruder so nah bist wie er mir: Wir dürfen uns nicht drängeln.»
    «Ist gut.»
    Es war unangenehm, hilflos dazuhocken, während ein beständiger Hagel von Steinen auf Kopf, Schultern und Knöchel prasselte; aber Susan brauchte nicht lange.
    «Das Problem ist dies», sagte Fenodyree, nachdem der Steinschlag verklungen war. «Der Schacht gleicht einem gebogenen Knie, und wir sind jetzt in der Kehle; daher befindet sich die Fläche, auf der wir weiter hinabsteigen müssen, auf der uns gegenüberliegenden Seite. Sie ist auch steiler. Doch ich denke, ich sehe eine Möglichkeit. Dort drüben, in eineinhalb Meter Tiefe, ist ein Vorsprung. Wenn wir von hier abspringen und den Vorsprung zu fassen bekommen, können wir unseren Weg gut fortsetzen.»
    «Das tun wir auch, wenn wir daneben springen!», sagte Susan.
    «Die Tat ist nichts. Es ist der Gedanke, der Furcht erzeugt, und durch Zaudern erreichen wir wenig.»
    Fenodyree sprang. Seine Finger griffen nach dem Fels, packten zu, und schon hing er an der schrägen Wand des Schachts und sprach und rührte sich nicht. Zuerst glaubten die Kinder, er sei bewusstlos, aber bald sollten sie selbst feststellen, wie leicht es einem bei solchem Fall den Atem verschlagen konnte.
    «Man

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