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Der zehnte Richter

Der zehnte Richter

Titel: Der zehnte Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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Ben einen ungeduldigen Klaps auf den Arm.
    »Sie wissen, wo er ist.« Ben legte den Hörer auf. »Die Nummer geben sie uns zwar nicht, aber sie nehmen Kontakt mit ihm auf und sagen ihm, daß er uns anrufen soll.«
    »Hast du gesagt, daß es ein Notfall ist?« fragte Lisa. Da Bens Blick sie zu fragen schien, ob sie ihn für einen Trottel halte, fügte sie rasch hinzu: »Tut mir leid, ich wollte bloß auf Nummer Sicher gehen.«
    Zehn Minuten später läutete das Telefon. Ben nahm sofort den Hörer ab und sagte ruhig: »Hier ist das Amtszimmer von Richter Hollis ... Hallo, Richter Hollis. Wie ist es in Norwegen? Ja, ich hab' schon gehört, daß es um diese Jahreszeit wunderschön sein soll. Nein. Doch, unser Büro ist großartig. Lisa war sehr hilfreich. Also, wir haben gerade einen kleinen Notfall. Soeben hat uns der Antrag eines Hinrichtungskandidaten erreicht, dessen Urteil Morgen vollstreckt werden soll. Also, äh, was sollen wir tun?« Ben schrieb hastig einige Notizen auf und sagte schließlich: »Dann werden wir Sie heute nachmittag wieder anrufen.«
    »Was hat er denn gesagt, verdammt noch mal?« brüllte Lisa, sobald Ben den Hörer aufgelegt hatte.
    »Folgendes muß geschehen«, sagte Ben und schlug das oberste Blatt seines Notizblocks um, um eine Liste aufzustellen. »Zuerst müssen wir jedem der anderen Richter mitteilen, daß sein Votum bis morgen früh um acht vorliegen muß. Wir brauchen fünf Stimmen, um die Hinrichtung aufschieben zu können. Wenn bloß vier Richter für die Aufschiebung sind, muß der Knabe morgen sterben. Nachdem wir alle Amtszimmer informiert haben, müssen wir ein Memorandum verfassen, in dem es darum geht, ob Hollis selbst die Aufschiebung gewähren soll.«
    »Die entscheidenden Fakten werden sich in den Akten der untergeordneten Bundesgerichte finden«, ergänzte Lisa.
    »Genau. Und er hat mir erklärt, wie man da rankommt. Er meint, wir werden wahrscheinlich nicht vor morgen früh fertig werden, aber er will das fertige Memo bis sechs Uhr morgens. Ich habe seine Faxnummer.« Ben warf seinen Computer an. »Ich mache mich jetzt an den offiziellen Schrieb, um die Verfahrensakten zu bekommen.«
    »Und ich teile den anderen Amtszimmern mit, was los ist.«
    »Wenn du damit fertig bist, denk auf jeden Fall daran, das Ganze auch als Aktennotiz loszuschicken, damit alle eine offizielle Benachrichtigung in der Hand halten«, sagte Ben, als Lisa schon zur Tür lief. »Dann kann nachher keiner sagen, er hätte nichts davon gewußt.«
    Lisa nickte und eilte hinaus.
    Eine Stunde später wurden neun Kartons mit Gerichtsakten ins Amtszimmer geliefert. »Wir sind erledigt«, stöhnte Ben, als er sah, wie man die Kartons hereinschob.
    »Das können wir unmöglich bis heute Abend durchlesen«, ergänzte Lisa.
    Ben studierte die Seiten der Kartons, die mit den entsprechenden Jahreszahlen beschriftet waren. »Wie wär's, wenn ich mit dem ältesten Zeug anfange, und du mit dem neuesten? Ich schätze, irgendwann im Winter werden wir uns dann in der Mitte treffen.«
    Lisa war einverstanden, und die beiden begannen, den Papierberg durchzuwühlen.
    Um zwei Uhr nachmittags läutete Bens Telefon. »Hier ist das Amtszimmer von Richter Hollis. Ben Addison am Apparat«, meldete er sich.
    »Tag, Ben, hier spricht Rick Fagen. Ich war vor drei Jahren Mitarbeiter von Richter Hollis. Jetzt rufe ich bloß an, um nachzufragen, wie es läuft. Es ist so üblich, daß die alten Mitarbeiter sich ab und zu bei euch melden. Ich weiß, daß der Job in den ersten paar Wochen ziemlich anspruchsvoll aussehen kann.«
    »Es ist 'ne tolle Zeit, das stimmt schon«, meinte Ben.
    »Wer ist es?« fragte Lisa.
    Ben bedeckte den Hörer mit der Hand und flüsterte: »Einer von Hollis' alten Mitarbeitern.«
    »Super«, sagte Lisa und fügte rasch hinzu: »Letzten Monat hat schon einer angerufen. Die wissen perfekt Bescheid, wie man mit diesem Zeug umgeht. Frag ihn, was wir tun sollen.«
    »Rick, darf ich dich was fragen?« begann Ben. »Wir haben da gerade mit einer Hinrichtung zu tun ...«
    »Unglaublich«, unterbrach Rick ihn. »Das machen die immer so früh in der Sitzungsperiode. Und Hollis ist wahrscheinlich noch weg?«
    »Der genießt die norwegische Sonne. Und wir müssen eine Wagenladung Akten durchlesen, um beantworten zu können, ob er einen Aufschub gewähren soll.«
    »Na schön, dann müßt ihr folgendes tun«, sagte Rick mit ermutigendem Selbstvertrauen in der Stimme. »Wenn dieser Fall schon ein paar Jahre am Laufen ist,

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