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Der Zeitdieb

Der Zeitdieb

Titel: Der Zeitdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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und sie verlor Pailletten. Ihr Gesicht sah aus wie eine dünne Porzellanmaske, die von einem Clown bemalt worden war. Von einem blinden Clown, der Boxhandschuhe getragen hatte. Bei dichtem Nebel. Lady LeJean betrachtete die Welt aus Panda-Augen, und der Lippenstift hatte den Mund nur durch Zufall getroffen, an einigen wenigen Stellen.
    »Du siehst nicht verrückt aus«, log Susanne. »Nicht in dem Sinne.«
    »Danke. Allerdings werden solche Dinge von der Mehrheit bestimmt. Kennst du die Redensart ›Das Ganze ist größer als die Summe seiner Teile‹?«
    »Natürlich.« Susanne blickte über die Dächer und suchte nach einem Weg nach unten. Dies hatte ihr gerade noch gefehlt. Das… Geschöpf schien reden zu wollen. Es schwatzte die ganze Zeit über.
    »Es ist eine verrückte Bemerkung, die überhaupt keinen Sinn ergibt«, fuhr Lady LeJean fort. »Aber ich glaube, sie stimmt.«
    »Gut. Der Lift müsste gleich das Erdgeschoss erreichen…«
     
    Streifen aus blauem Licht, wie Forellen in einem Fluss, tanzten an der Lifttür.
    Die Revisoren warteten. Sie hatten gelernt. Viele von ihnen verfügten über Waffen. Einige von ihnen spürten etwas, das sie den anderen nicht mitteilten: Es fühlte sich natürlich an, eine Waffe in der Hand zu halten. Dieses Empfinden berührte etwas an der Rückseite des Gehirns.
    Zwei von ihnen zogen die Tür des Lifts auf, und zum Vorschein kam eine halb zerlaufene Kirschlikörpraline.
    Der Duft wehte den Revisoren entgegen.
    Es gab nur einen Überlebenden, und als Frau Rötlich-Orange die Praline aß, gab es niemanden mehr.
     
    »Es ist eine der Gewissheiten des Lebens, dass sich unter all den leeren Papierchen noch eine letzte Praline befindet«, sagte Susanne.
    Sie stand am Rand der Brüstung, bückte sich und griff nach einem Abflussrohr.
    Sie wusste nicht genau, wie dies funktionierte. Wenn sie fiel… Aber konnte sie überhaupt fallen? Es gab keine Zeit für einen Sturz. Sie verfügte über ihre eigene, persönliche Zeit. Was rein theoretisch – wenn es in einem solchen Fall überhaupt so etwas wie eine Theorie geben konnte – bedeutete, dass sie nur langsam zu Boden schweben würden. Aber eine solche Theorie testete man am besten dann, wenn einem keine andere Wahl blieb. Eine Theorie war nur eine Idee. Ein Abflussrohr hingegen war Fakt.
    Das blaue Licht flackerte an ihren Händen.
    »Lobsang?«, fragte sie leise. »Bist du das?«
    Dieser Name ist so gut wie jeder andere für uns. Die Stimme war so leise wie ein Atemhauch.
    »Es mag eine dumme Frage sein, aber… Wo bist du?«
    Wir sind nur eine Erinnerung, Und ich bin schwach.
    »Oh.« Susanne rutschte ein wenig weiter nach unten.
    Aber ich werde stärker. Begib dich zur Uhr.
    »Warum? Wir konnten dort nichts ausrichten!«
    Die Zeiten haben sich geändert.
    Susanne erreichte den Boden. Lady LeJean folgte ihr und bewegte sich unbeholfen. Ihr Abendkleid bekam einige weitere Risse.
    »Darf ich dir einen Modetipp geben?«, fragte Susanne.
    »Er wäre mir sehr willkommen«, erwiderte Ihre Ladyschaft höflich.
    »Eine kirschrote Pumphose passt nicht zu einem solchen Kleid.«
    »Nein? Sie ist hübsch bunt und warm. Was hätte ich stattdessen wählen sollen?«
    »Bei dem Schnitt? Am besten gar nichts.«
    »So etwas wäre akzeptabel?«
    »Äh…« Susanne erbleichte, als sie sich anschickte, die komplizierten Gesetze der Damenunterwäsche einer Person zu erklären, in der sie eigentlich gar keine Person sah. »Für jemanden, der es schließlich herausfindet… ja. Äh, es würde zu lange dauern, alle Details zu erklären.«
    Lady LeJean seufzte. »So ist es bei allen Dingen. Sogar bei der Kleidung. Ein Hautersatz, um Körperwärme zu erhalten? Es klingt simpel. Es lässt sich leicht sagen. Aber es gibt so viele Regeln und Ausnahmen, dass man sie unmöglich alle verstehen kann.«
    Susanne blickte über den Breiten Weg. Dichter Verkehr herrschte dort, still und starr. Nirgends zeigten sich Revisoren.
    »Bestimmt begegnen wir mehr von ihnen«, sagte sie.
    »Ja«, bestätigte Lady LeJean. »Hunderte sind hierher gekommen.«
    »Warum?«
    »Weil wir uns immer gefragt haben, wie das Leben ist.«
    »Dann lass uns zur Zephirstraße gehen«, sagte Susanne.
    »Was gibt es dort für uns?«
    »Wienrich und Böttcher.«
    »Wen meinst du damit?«
    »Ich glaube, der erste Herr Wienrich und die ursprüngliche Frau Böttcher sind vor langer Zeit gestorben. Aber der Laden macht noch immer gute Geschäfte.« Susanne eilte über die Straße. »Wir brauchen

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