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Der Zeitdieb

Der Zeitdieb

Titel: Der Zeitdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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zwinkerte Tod zu.
    »Du meinst Masern?«, fragte der Engel.
    »Nein, Grasern«, beharrte Pestilenz. »Die Menschen gehen sehr
    unvorsichtig mit der neuen Biotechnik um. Den Infizierten wachsen
    Damwildzungen im Gesicht. Sieht ziemlich scheußlich aus. Dazu
    kommen beißende Furunkel.«
    Zwei von euch genügen nicht!, knurrte der Revisor.
    Ein weiteres Pferd kam aus der Dunkelheit. An manchen Toastern
    hing mehr Fleisch.
    »Ich habe nachgedacht«, sagte jemand. »Vielleicht gibt es einige Dinge, für die es zu kämpfen lohnt.«
    »Zum Beispiel?«, fragte Pestilenz und drehte den Kopf.
    »Salatcreme-Sandwiches. Sind unschlagbar. Der Geschmack
    zugelassener Emulgatoren… Einfach wundervoll.«
    »Ha! Du bist Hunger, nicht wahr?«, fragte der Engel des Eisernen
    Buches und begann wieder zu blättern.
    Was, was hat dieser Unsinn mit der ›Salatcreme‹ zu bedeuten? * , rief der Revisor.
    Zorn, dachte Tod. Eine sehr starkes Gefühl.
    »Mag ich Salatcreme?«, ertönte eine Stimme im Dunkeln. Eine zweite
    Stimme, die einer Frau, antwortete: »Nein, Schatz. Davon bekommst du Ausschlag.«
    Kriegs Pferd war groß und rot. Die Schädel toter Krieger hingen am
    Sattelhorn. Hinter Krieg saß Frau Krieg und hielt sich grimmig an ihm fest.
    »Alle vier. Bingo!«, sagte der Engel des Buches. »So viel zur

    * Wenn man in einem Land lebt, wo die Tradition Mayonnaise verlangt, sollte man besser nicht danach fragen.
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    Kirchenversammlung von Iieeh!«
    Krieg hatte sich einen Schal aus Wolle um den Hals geschlungen und
    sah verlegen zu den anderen Reitern der Apokalypse.
    »Er darf sich nicht überanstrengen«, sagte Frau Krieg scharf. »Und
    lasst nicht zu, dass er irgendetwas Gefährliches anstellt. Er ist nicht so kräftig, wie er glaubt. Und er gerät leicht in Verwirrung.«
    Also ist die ganze Schar hier, sagte der Revisor.
    Selbstgefälligkeit, dachte Tod. Und Überheblichkeit.
    Metallene Blätter klapperten. Der Engel des Eisernen Buches wirkte
    verwirrt.
    »Ich glaube, das stimmt nicht ganz«, sagte er.
    Niemand achtete auf ihn.
    Dann beginnt mit eurer kleinen Schau, sagte der Revisor.
    Und jetzt auch noch Ironie und Sarkasmus, dachte Tod. Vermutlich
    empfangen sie diese Gefühle von den anderen Revisoren in der Welt. Es sind all diese kleinen Dinge, die eine… Persönlichkeit formen.
    Er musterte die Reiter. Sie bemerkten seinen Blick; Hunger und
    Pestilenz nickten kaum merklich.
    Krieg drehte sich im Sattel und sprach zu seiner Frau. »Derzeit bin ich nicht verwirrt, meine Liebe. Würdest du bitte absteigen?«
    »Denk daran, was passiert ist, als…«, begann Frau Krieg.
    » Und zwar sofort, wenn ich bitten darf, meine Liebe«, sagte Krieg. Seine Stimme klang noch immer ruhig und höflich, aber gleichzeitig lagen Stahl und Bronze in ihr.
    »Äh… oh.« Frau Krieg wurde plötzlich nervös. »So hast du damals
    gesprochen, als…« Sie unterbrach sich und errötete kurz und glücklich, bevor sie vom Rücken des Pferds herunterrutschte.
    Krieg nickte Tod zu.
    Und jetzt müsst ihr losreiten, um Schrecken und Zerstörung zu bringen und so weiter und so fort, sagte der Revisor. Korrekt?
    Tod nickte. Der über ihm in der Luft schwebende Engel des Eisernen
    Buchs blätterte noch immer und versuchte, seine Stelle zu finden.
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    GENAU. ES STIMMT ZWAR, DASS WIR LOSREITEN MÜSSEN,
    fügte Tod hinzu und zog sein Schwert, ABER NIRGENDS STEHT
    GESCHRIEBEN, GEGEN WEN.
    Was soll das heißen?, zischte der Revisor und offenbarte einen Hauch Furcht. Es geschahen Dinge, die er nicht verstand.
    Tod lächelte. Um sich zu fürchten, brauchte man ein mir, wie in »Tu mir nicht weh«. So lautete das Lied der Furcht.
    »Es soll Folgendes heißen«, sagte Krieg. »Tod bat uns alle, darüber
    nachzudenken, auf welcher Seite wir eigentlich stehen.«
    Vier Schwerter wurden gezogen, und ihre Schneiden loderten wie
    Flammen. Vier Pferde sprangen los.
    Der Engel des Eisernen Buchs sah auf Frau Krieg hinab.
    »Entschuldige«, sagte er. »Hast du zufällig einen Stift?«

    Susanne sah um die Ecke in die Straße der Schlauen Kunsthandwerker
    und stöhnte. »Dort wimmelt’s von ihnen. Und ich glaube, sie sind
    verrückt geworden.«
    Unity riskierte einen Blick. »Nein, sie sind nicht verrückt geworden. Sie verhalten sich wie Revisoren, indem sie messen, bewerten und
    standardisieren, wo sie es für notwendig halten.«
    »Sie sind jetzt dabei, die Steinplatten aus dem Pflaster zu lösen!«
    »Wahrscheinlich deswegen, weil sie die falsche Größe haben.

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