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Der Zeitdieb

Der Zeitdieb

Titel: Der Zeitdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Nähten zusammengehaltener
    39

    Industrieunfall – streckte Jeremy ein Bündel Papiere entgegen. Er
    schreckte unwillkürlich zurück, geriet dann in Verlegenheit und nahm das Bündel entgegen.
    »Ich glaube, hier liegt ein Irrtum vor«, sagte er.
    »Nein, nein, kein Irrtum«, erwiderte Igor und zog eine Reisetasche aus den Resten der Kiste. »Du brauchft einen Affiftenten. Und wenn man
    einen Affiftenten braucht, dann liegt man mit einem Igor genau richtig.
    Daf ift allgemein bekannt. Könnten wir jetzt inf Hauf gehen? Der Regen läfft meine Fähne roften.«
    »Aber ich brauche doch gar keinen Assistenten…«, begann Jeremy.
    Doch das stimmte nicht. Er konnte keine Assistenten behalten. Nach höchstens einer Woche verließen sie ihn.
    »Guten Morgen, Herr!«, erklang eine fröhliche Stimme.
    Ein anderer Karren hielt an. Er war in einem glänzenden, hygienischen Weiß gestrichen und voller Milchkannen. Auf der einen Seite stand
    »Ronald Soak, Milchmann«. Geistesabwesend blickte Jeremy zum
    strahlenden Gesicht von Herrn Soak empor, der in jeder Hand eine
    Flasche Milch hielt.
    »Eine Flasche wie üblich, Chef. Und vielleicht noch eine zweite, da du jetzt Gesellschaft hast?«
    »Äh, äh… ja, danke.«
    »Und der Joghurt ist diese Woche besonders gut, Chef«, sagte Herr
    Soak ermutigend.
    »Äh, nein, ich glaube nicht, Herr Soak.«
    »Brauchst du vielleicht Eier, Sahne, Butter, Buttermilch oder Käse?«
    »Nein, äh, derzeit nicht, Herr Soak.«
    »Na schön«, sagte Herr Soak unbeeindruckt. »Dann bis morgen.«
    »Äh, ja«, entgegnete Jeremy, als der Karren weiterrollte. Herr Soak war ein Freund, was in Jeremys sehr begrenztem sozialen Vokabular
    »jemand, mit dem ich ein- oder zweimal in der Woche spreche«
    bedeutete. Er schätzte den Milchmann, denn er kam regelmäßig, war
    immer pünktlich und sorgte dafür, dass die Milchflasche jeden Morgen um Punkt 7 vor der Tür stand. »Äh… auf Wiedersehen«, sagte er.
    40

    Dann wandte er sich an Igor.
    »Woher wusstest du, dass ich einen Assistenten…«, begann er und unterbrach sich, als er feststellte, dass Igor das Haus betreten hatte. Der verzweifelte Jeremy fand ihn in der Werkstatt.
    »Oh, ja, fehr hübsch«, sagte Igor und sah sich wie ein Kenner um. »Daf ift eine Rollball-Mikrodrehbank vom Typ Mk3, nicht wahr? Ich hab fie im Katalog gefehen. Ja, wirklich fehr hübsch…«
    »Ich habe niemanden um einen Assistenten gebeten!«, stieß Jeremy
    hervor. »Wer hat dich geschickt?«
    »Wir find Igorf, Herr.«
    »Ja, darauf hast du schon hingewiesen! Hör mal, ich…«
    »Nein, Herr. ›Wir find Igorf‹, Herr. Daf Unternehmen, Herr.«
    »Was für ein Unternehmen?«
    »Für Vermittlungen, Herr. Weifft du, Herr, die Fache ift die… Ein Igor verliert manchmal feine Anftellung ohne eigenef Verschulden. Und
    andererfeitf…«
    »Du hast zwei Daumen«, hauchte Jeremy, der das gerade bemerkt hatte
    und sich nicht beherrschen konnte. »Zwei Daumen an jeder Hand!«
    »Oh, ja, Herr, find fehr nütflich«, bestätigte Igor. Er senkte nicht einmal den Blick. »Nun, andererfeitf gibt ef keinen Mangel an Leuten, die einen Igor brauchen. Defhalb leitet meine Tante Igorina unfere
    ekfklufive kleine Agentur.«
    »Für… viele Igors?«, fragte Jeremy.
    »Oh, ef gibt fiemlich viele von unf. Wir find eine grofe Familie.« Igor reichte Jeremy eine Karte.

    Die Aufschrift lautete:

    41

Wir sind Igors

    »Eine zusätzliche Hand,
    wenn man sie braucht«

    Das Alte Rathaus
    Bad Schüschein
    N-Mail: Jaherr, Überwald

    Jeremy starrte auf die Semaphor-Adresse hinab. Seine normale
    Unwissenheit in Dingen, die in keinem Zusammenhang mit Uhren
    standen, kam hier nicht zum Tragen. Er hatte sich sofort für die Technik der Nachrichtenübermittlung über den Kontinent interessiert, als er
    erfuhr, dass man dabei uhrwerkartige Mechanismen einsetzte, um den
    Nachrichtenfluss zu beschleunigen. Es genügte also eine Semaphor-
    Mitteilung, um einen Igor einzustellen? Das erklärte zumindest die
    Geschwindigkeit.
    »Rathaus«, sagte er. »Klingt nach einem Ort, wo der Stadtrat tagt.«
    »Normalerweife ift daf der Fall, Herr – normalerweife «, erwiderte Igor.
    »Hast du wirklich eine Semaphor-Adresse in Überwald?«
    »O ja. Wir find bereit, die Zukunft mit beiden Händen zu ergreifen.«
    »Und mit vier Daumen.«
    »Ja, Herr. Damit läfft ef fich befonderf gut greifen.«
    »Und du hast dich selbst mit einem Eilpaket hierher geschickt?«
    »Ja, Herr. Unbequemlichkeiten machen unf Igorf nichtf

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