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Der Zeitdieb

Der Zeitdieb

Titel: Der Zeitdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Energie,
    betrachteten ein Hirn, das wie eine Silvester-Dekoration glitzerte. Aber sie sahen nicht, was geschah.
    Deshalb beschlossen sie, einen Menschen zu konstruieren.
    Es war logisch. Sie hatten schon mehrmals menschliche Beauftragte
    eingesetzt, denn schon früh wurde ihnen klar: Für genug Gold waren
    sehr viele Menschen zu allem bereit. Das erschien den Revisoren seltsam, denn soweit sie feststellen konnten, hatte Gold keinen erkennbaren Wert für den menschlichen Körper – er brauchte Eisen, Kupfer und Zink, Gold aber höchstens in winzigen Spuren. Sie schlossen daraus, dass Menschen, die Gold verlangten, fehlerhaft waren, was wiederum bedeutete, dass
    Versuche, sie zu einem bestimmten Zweck zu verwenden, scheitern
    mussten. Aber warum war das menschliche Wesen fehlerhaft?
    Es fiel den Revisoren nicht weiter schwer, einen Menschen zu
    konstruieren. Immerhin wussten sie genau, wie man Materie bewegte.
    Allerdings gab es ein Problem: Das Resultat ihrer Bemühungen lag
    einfach nur da und verweste allmählich. Das war sehr ärgerlich, denn die Menschen schienen ohne besondere Ausbildung imstande zu sein,
    funktionierende Kopien von sich anzufertigen.
    Dann fanden sie heraus, dass sie einen Menschen konstruieren
    konnten, der sich bewegte, wenn ein Revisor in ihm steckte.
    Natürlich waren erhebliche Risiken damit verbunden, darunter der
    Tod. Die Revisoren mieden den Tod, indem sie gar nicht erst lebten. Sie strebten danach, so unauffällig zu sein wie Wasserstoffatome, und ohne 167

    deren Lebensfreude. Irgendein glückloser Revisor mochte den Tod
    riskieren, indem er den menschlichen Körper lenkte, aber nach langen Beratungen bewerteten sie die Situation so: Wenn der Pilot Vorsicht walten ließ und die ganze Zeit über mit den übrigen Revisoren in
    Verbindung blieb, war das Risiko minimal und vertretbar, wenn man das Ziel berücksichtigte.
    Sie konstruierten eine Frau. Und das war eine logische Wahl. Zwar
    verfügten Männer über mehr offensichtliche Macht als Frauen, aber oft ging persönliche Gefahr damit einher, und keinem Revisor gefiel die
    Aussicht von persönlicher Gefahr. Schöne Frauen hingegen erreichten
    viel, indem sie mächtige Männer einfach nur anlächelten.
    Die »Schönheit« erwies sich als problematisch. Auf einer molekularen Ebene ergab sie überhaupt keinen Sinn. Bei Nachforschungen stellte sich heraus, dass die Frau auf dem Bild Frau mit Frettchen von Leonard da Quirm als Inbegriff der Schönheit galt, und dies verwendeten die
    Revisoren als Grundlage für Lady LeJean. Natürlich nahmen sie einige Veränderungen vor. Das Gesicht auf dem Bild war asymmetrisch und
    voller kleiner Fehler, die sie sorgfältig korrigierten.
    Das Ergebnis übertraf die kühnsten Träume der Revisoren, wenn sie
    überhaupt geträumt hätten. Jetzt hatten sie ihren Strohmann, einen
    zuverlässigen Menschen, und dadurch wurde alles möglich. Sie lernten schnell. Besser gesagt: Sie sammelten schnell Daten, was sie für Lernen hielten.
    Und das galt auch für Lady LeJean. Seit zwei Wochen war sie ein
    Mensch, seit zwei erstaunlichen, verblüffenden Wochen. Wer hätte
    gedacht, dass ein Gehirn auf diese Weise funktionierte? Oder dass die Bedeutung von Farben über eine Spektralanalyse hinausging? Wie sollte sie die Bläue von Blau beschreiben? Oder das autonome Denken des
    Gehirns? Es war entsetzlich. Die Hälfte der Zeit schienen ihre Gedanken überhaupt nicht ihre eigenen zu sein.
    Überrascht hatte sie festgestellt, dass sie den anderen Revisoren nichts davon sagen wollte. Auch von anderen Dingen wollte sie ihnen nichts
    erzählen. Und sie musste es auch gar nicht!
    Sie hatte Macht. Natürlich über Jeremy, kein Zweifel, was sich als recht beunruhigend erwies. In dieser Hinsicht reagierte ihr Körper inzwischen 168

    von ganz allein, indem er zum Beispiel die Wangen rot werden ließ. Aber sie hatte auch Macht über die anderen Revisoren – indem sie sie nervös machte.
    Natürlich wollte sie das Projekt zu einem erfolgreichen Abschluss
    bringen. Das war ihr aller Ziel: ein ordentliches, vorhersehbares
    Universum, wo alles an seinem Platz blieb. Wenn Revisoren träumen
    würden, wäre dies ein weiterer Traum gewesen.
    Aber… aber…
    Der junge Mann hatte sie auf eine unsichere, sonderbare Weise
    angelächelt, und wie sich herausstellte, war das Universum noch
    chaotischer, als die Revisoren bisher angenommen hatten.
    Ein großer Teil des Chaos fand in Lady LeJeans Kopf statt.

    Tick

    Lu-Tze und Lobsang

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