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Der Zeitenherrscher

Titel: Der Zeitenherrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Gemmel
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schrie.
    Jetzt kam Bewegung in die Massen der Vögel. Ohne einen einzigen Schrei erhoben sie sich nacheinander. Ein schwarzer rauschender Strom flüchtender Vögel umflog den kahlen Baum, auf dem die kleine Krähe sich brüstete, und stob dann in alle Winde davon. Nur Minuten später herrschte völlige Stille auf der Ebene.
    Simon erhob sich aus dem Schnee. Freudig lachend rannte er auf die kleine Krähe zu, um sich zu bedanken und ihr zu ihrem überraschenden Erfolg zu gratulieren. Doch die kleine Krähe stieß sich von dem Ast ab und flog davon, bevor Simon sie erreichen konnte.
    „Warte!“, schrie ihr der Junge nach. „Ich möchte dir …“
    Aber die kleine Krähe ignorierte sein Rufen und flog einfach weiter.
    Neferti, Nin-Si und Salomon stellten sich an Simons Seite. Gemeinsam sahen sie dem mutigen kleinen Kerl nach.
    „Unglaublich, was?“, stieß Salomon hervor.
    „Seht nur!“, rief Neferti und zeigte auf die große Krähe, die versuchte, sich aus dem Schnee aufzurappeln.
    Gemeinsam liefen sie zu ihr. Nin-Si streckte ihre Hände aus, um ihr zu helfen, doch die Krähe zuckte zurück und drehtesich zur Seite. Sie hatte vielleicht den Kampf, aber nicht ihren Stolz verloren.
    Mühsam stellte sich der Vogel auf. Und unter den Blicken der Umstehenden flatterte sie erschöpft davon.
     
    „Eines ist sicher: Wir sind auf dem richtigen Weg!“ sagte Simon, während er versuchte, den tiefen Riss im Ärmel des blauen Hemdes so zu verknoten, dass der eisige Wind nicht so leicht hindurchfahren konnte. „Denn es gibt jemanden, der versucht, uns von diesem Weg abzubringen.“
    Wieder führte er die Gruppe an. Die vier versuchten während des Marsches, notdürftig ihre Wunden zu versorgen. Allerdings war niemand unter ihnen ernsthaft verletzt. Einige Schnittwunden auf der Haut und zahlreiche offene Stellen, die von den Schnäbeln und Krallen rührten. Doch die Wunden waren nicht sehr tief und schmerzten bereits weniger.
    „Mir hat das alles eine furchtbare Angst eingeflößt“, gestand Nin-Si ein, und Neferti fügte rasch hinzu: „Ich kann noch immer ihre Schnäbel und Krallen auf meiner Haut spüren.“
    „Ich hatte das Gefühl, zu ersticken, als sich immer mehr Krähen auf mich stürzten“, gab Salomon zu. Er hatte gerade einen langen Streifen Stoff aus einer Weste gerissen und band ihn sich um eine offene Wunde am Arm.
    „Das allein meine ich nicht“, widersprach Nin-Si. „Ich rede nicht nur von den Krähen vorhin. Was mir richtige Angst bereitet, ist die wachsende Macht des Schattengreifers. Früher konnte er uns mit seinem Zauber nur erreichen, wenn er sich direkt in unserer Nähe befand. Jetzt aber – ihr erinnert euch ja an die Reise, auf die er uns geschickt hatte, nachdem er vom Schiff gegangen war. Und jetzt diese Attacke seiner Krähenschar. Salomonhatte recht: Der Schattengreifer ist wohl weit mächtiger als früher.“
    Neferti nickte. „Wir müssen auf alles gefasst sein.“
    Salomon blieb abrupt stehen. „Kommt her“, bat er seine Freunde. Sie wandten sich überrascht zu ihm um und stellten sich um ihn herum auf. „Reicht euch die Hände!“
    Sie bildeten einen Kreis und schlossen ihn mit ihren Händen. „Ihr dürft eines nicht vergessen.“ Salomon betonte jedes einzelne Wort. „Der Schattengreifer mag mächtig sein. Überaus mächtig sogar. Aber er darf uns nicht unterschätzen. Wir sind Freunde und halten zusammen. Und gegen echte, ehrliche Freundschaft kann keine Magie der Welt etwas ausrichten.“
    Nin-Si, Neferti und Simon blickten Salomon gerührt an. Seine Worte taten allen dreien gut und machten ihnen erneut Mut.
    „Du hast recht!“, gab Neferti zurück. „Gemeinsam sind wir unschlagbar. Zusammen können wir …“
    „Pst!“, unterbrach sie Simon plötzlich. „Hört ihr das auch?“
    Aus der Ferne drangen Geräusche zu ihnen. Gedämpft und leise noch, doch eindeutig zu hören: Rufe und Pferdeschnauben. Jetzt, wo sie stehen geblieben waren und nicht mehr über die knirschende Schneedecke wanderten, konnten sie wahrnehmen, dass nicht weit von ihnen etwas vor sich ging.
    „Wir sind wohl kurz vor dem Ziel“, flüsterte Simon.

Er presste die Hände fest
gegen seine Schläfen, schloss die Augen und richtete seine ganze
Konzentration auf die Krähe.
Das Bild des Vogels auf dem Ast des
Gebüsches erschien.
Er musste gegen die Erschöpfung ankämpfen, die
seinen Körper noch immer lähmte.
Vor seinem geistigen Auge nahm die
Krähe weiter Gestalt an:
erst ihre Augen, dann der

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